Hallo Olli und Rainer,
vielen Dank für eure Schreiben.
Ich möchte hier ein wenig mehr über mich erzählen.
Zu meinem Beruf: (jetzt muss ich erst einmal tief durchatmen) Ich bin Sozialarbeiter.
Ehrlich gesagt, ist mir das sehr unangenehm, gerade in diesem Beruf spielsüchtig zu sein.
Zu meiner Persönlichkeit ist zu sagen, dass ich schon als Kind unrealistische "Träumereien" hatte. Ich hatte viele Ideen, die ich dann aber nur halbherzig angepackt habe und bei den ersten Schwierigkeiten wieder beiseite gelegt habe. Denn schon war der nächste "Plan" da (z.B. mich als Schriftsteller selbständig zu machen o.ä.).
Ich war schon immer leicht durch "utopische Werbungen" ansprechbar (z.B. "Reich werden im Internet"). Ich habe früher mehrere Werbe-Websites betrieben und auch eine Zeitlang sogar Gewinne damit eingefahren. Als dann später Google die Werbe-Standards geändert hat, war ich wie die meisten kleineren Werbe-Seiten aus dem Rennen. Trotzdem habe ich es immer wieder neu versucht.
Es war eigentlich immer mein Traum, meinen Lebensunterhalt vom PC aus zu verdienen.
So landete ich irgendwann bei den Sportwetten und später bei der Börse. Besonders von den Pferderennen war ich förmlich "besessen". Ehrlich gesagt, bin ich froh, dass diese Live-Wetten, wie ich sie betrieben habe, durch eine Gesetzesänderung in Deutschland nicht mehr angeboten werden.
Ich musste erst so tief abstürzen, um zur Besinnung zu kommen. Und wenn meine Frau den "Spuk" nicht beendet hätte, würde ich wohl auch jetzt noch von den "großen Gewinnen" träumen.
Ich habe dadurch nicht nur viel Geld, sondern auch viel Zeit und Energie vergeudet.
Denn wir hatten uns nebenberuflich inzwischen schon ein kleines "Standbein" aufgebaut: Meine Frau und ich treten an Wochenenden auf Kindergeburtstagen, Sommerfesten, Hochzeiten und in Seniorenheimen als Clowns oder auch in anderen Verkleidungen auf. Wenn ich Clown bin, lebe ich voll auf. Ich vergesse meine "normale" Persönlichkeit und trete mit den Gästen auf witzige Art in Dialog.
Hätte ich die Zeit und Energie, die ich für meine Spielsucht verschwendet habe, in diesen Bereich gelegt, sähe es bei uns schon viel positiver aus.
Ich habe inzwischen bei meinem Arbeitgeber eine Stundenaufstockung beantragt. Vorher habe ich nur Teilzeit gearbeitet, denn ich dachte, dass ich ja bei der Börse das Doppelte verdienen könnte.
Aber nun muss ich sehen, wie ich aus den Schulden herauskomme. Ich versuche auch noch einen Nebenjob anzunehmen.
Meiner Mutter habe ich am Freitag alles "gebeichtet". Es war natürlich ein Schock für sie. Sie hat allerdings den Eindruck, dass ich mich wirklich ändern will. Sie hat noch ein Baugrundstück, das jetzt verkauft werden soll, damit sich ihre finanzielle Lage wieder stabilisiert. Der durch mich verursachte Schaden wird mir von meinem Erbe abgezogen, was ja auch völlig richtig ist.
Am 7. August habe ich meinen nächsten Termin beim Psychotherapeuten (er ist z.Z. noch in Urlaub). Ich habe ihm bisher nur einen Teil der Wahrheit gesagt (dass ich Schulden habe, und "na ja, ein bisschen Pech an der Börse hatte ich auch"). Meine Frau wird zu dem Termin mitkommen. Ich werde dem Therapeuten die volle Wahrheit sagen und auf seine Vorschläge hören, wie ich weiter vorgehen soll.
@ Olli:
Folgenden Satz habe ich nicht verstanden:
"Deine Frau war hier die Einzige, die Dir NICHT wichtiger war als das Spielen."
Kannst du ihn mir erklären?
@ Rainer:
Was bedeutet "GA"?
Volker