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Spielsüchtig - 3 Jahre

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Spielsüchtig - 3 Jahre
« am: 07 April 2012, 03:47:56 »
Hi Leute,

bin neu hier und stelle mich zuerst einmal vor.
Ich bin 22 Jahre alt, Student und bin seit einiger Zeit dem Glücksspiel verfallen. Zuerst einmal erzähle ich euch wie ich den Weg zum Glücksspiel gefunden habe. Alles hat damit angefangen, dass ein Freund von mir anrief und gesagt hatte er spielt gerade Online Poker. Daraufhin hat er mich gefragt ob ich nicht auch interessiert wäre mal zu spielen, Einzahlung und Konto erstellen sei auch ganz einfach. Naja dachte ich mir mit 20 Euro Einsatz kann ja nicht viel passieren. So geschehen war dieses Geld natürlich relativ schnell weg. Ich habe dann hin und wieder mal ein bisschen Geld eingezahlt ohne aber daran zu denken das dies im Prinzip der Anfang einer zerstörenden Spielsucht war.
Kurze Zeit später habe ich dann mein Studium begonnen, bin in eine andere Stadt gezogen und Online Poker bzw. Sportwetten waren erstmal uninteressant. Zu erwähnen gilt, dass ich zu dieser Zeit noch nicht wirklich viel Geld verspielt hatte.
Der Beginn und die Ausprägung einer richtigen Sucht hat nach meinem ersten Semester dann so richtig fahrt aufgenommen. Zu Weihnachten habe ich von meinem Vater Geld bekommen um dieses an der Börse in Aktien zu investieren. Eigentlich eine Tolle Sache, doch rückblickend muss ich eingestehen das ich froh gewesen wäre ich hätte dieses Geld nie bekommen! Ich habe anfangs mit meinen ersten Börsenschritten noch eine schöne Rendite erzielen können. In dieser Zeit habe ich mich hauptsächlich auf Aktien fokussiert. Als ich dann aber mit meinem Gewinn mal ein bisschen mehr Risiko wagen wollte habe ich Optionsscheine gkauft, welche für die die es nicht wissen sogar einen totalen Werteverlust verzeichnen können. Genau dieser Fall trat auch ein. Ich habe Miese gemacht und kurzum versuche ich bis heute wieder auf diese 4000 Euro Anfangsgeld zurück zu kommen und zwar mit Sportwetten und Poker. Ich habe mir nämlich dann gedacht, loggst dich mal in deinem Sportwettenkonto wieder ein und versuchst dein Glück. Vergebens!
Immer wenn ich am Anfang des Monats genug Geld übrig hab, ich kalkuliere immer genau durch wieviel ich verspielen könnte, dann versuche ich wieder mein Glück. Ausschlaggebend dass ich heute hier in dieses Forum schreibe und mich das erste mal oute ist, das ich dieser Tage sehr viel Geld gewonnen habe (von 500 Euro auf ca. 3500 Euro) und nun wieder am limit gehe weil ich durch eine verlorene Wette versucht habe wieder die Verluste komplett auszugleichen. Diesen Fehler habe ich schon so oft begangen und danach geht es mir immer total schlecht. Zum Glück habe ich Stand heute noch keine Schulden gemacht und will dies natürlich auch so beibehalten! Jedoch viel wichtiger ist der Punkt, das mich die Spielerei zermürbt und mich in meinem Alltag total einschränkt. Ich habe jetzt noch ein Semester und will mein Studium erfolgreich absolvieren, habe sogar schon meine Bachelor Thesis fertig. Doch wenn ich so weiter mache und mir ständig im Weg herum stehe sehe ich min Studium noch dahin gleiten.
Jedenfalls ist es mein Anliegen mich einfach mal hier mit ein paar von euch auszutauschen, da ich meine darüber zu reden ein Schritt in die richtige Richtung ist. Mit meinen Eltern die mich beide sehr unterstützen habe ich obwohl ich mit ihnen ganz offen über alles reden kann noch nicht gesprochen. Zu groß ist einfach meine Angst sie zu enttäuschen, wo sie sonst immer erzählen wie stolz sie auf mich sind... Da übewiegt bei mir einfach das Schamgefühl!

Freue mich über Anregungen und Tipps eurerseits!

Viele Grüße
Pattie

*

Offline Olli

  • *****
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Re: Spielsüchtig - 3 Jahre
« Antwort #1 am: 07 April 2012, 17:10:17 »
Hi Pattie!

An dieser Stelle frage ich immer Folgendes:

Was bist Du bereit zu tun um abstinent zu werden?
Was bist Du bereit zu opfern - und ist es überhaupt langfristig gesehen ein Opfer?

Nun, Du weisst, worauf ich hinaus möchte ... Dein Outing vor Deinen Eltern ...

Ich kann Deine überwältigende Angst davor vollkommen verstehen.
Nun, da sind aber zwei Menschen, die Dich lieben - sich sorgen - Dir blindlings vertrauen.
Natürlich werden sie schockiert sein ... sie wissen nichts über diese Sucht.
Viele - auch meine Eltern damals - sagen - Höre doch einfach auf!
Doch wie wir wissen, ist es das nicht - einfach.
Du beschreibst es selbst - Dein Denken ums Spiel nimmt immer mehr einen Stellenwert in Deinem Leben ein, der alltägliche Dinge verdrängt.
Du sagst, Du hast noch keine Schulden ...
Doch, die hast Du - bei Deinen Eltern. Wie sieht es mit dem Konto aus?
Nun - wenn Du heute nicht einschreitest - was Du heute hier ja Gott sei Dank für Dich begonnen hast - dann wirst Du Schulden machen - dann wirst Du dein Studium abbrechen.
Du kannst Dir alle möglichen Horrorszenarien erdenken - über kurz oder lang werden sie eintreten.
Du wirst Deine Grenzen für Dich selber fast unmerklich verschieben - zu Gunsten des Spielens.
Du wirst Dich selbst belügen - und Deine Lieben ...
Dies machst Du übrigens gerade schon.
Du sagst ihnen (bisher) nicht, wie es um Dich steht - wie Du innerlich bereits leidest.
Meinst Du nicht, sie hätten ein Recht auf die Wahrheit?
Meinst Du nicht, sie werden geschockt sein, wenn herauskommt, dass DU ihnen nicht vertraut hast?

Du wirst das Outing überleben.
Vielleicht wirst Du ein paar mentale blaue Flecken abbekommen - aber Deine Eltern werden sich dann selbst darum kümmern.

Vielleicht hast Du auch Angst zuzugeben, dass Du Dein Leben als Erwachsener nicht mehr meistern kannst.
Nun, Du leidest an einer anerkannten Krankheit - und die kann jeden Menschen treffen egal welchen Alters.

Für Dich ist es nun wichtig die Courage zu finden Dich zu outen.
Deine Eltern werden Dir helfen Dich vor Dir selbst zu schützen.
Sie können Dir für die nächste Zeit Dein Geld einteilen und Du kannst auch über sie mit einem vernünftigen Geldmanagement den Bezug zum gesetzlichen Zahlungsmittel wieder erlernen.

Dann gibt es mittlerweile viele Selbsthilfegruppen, zu denen Du gehen kannst.
Dort bist Du einer unter Vielen. Jeder ist ein Individuum - und doch gleichen sich die Geschichten - und die Gedanken.
Ich bin heute sehr sehr dankbar, dass ich gerade in der Anfangszeit meiner Abstinenz dieses monströse Hilfswerkzeug nutzen konnte.
Scheue Dich nicht - dort brauchst Du Dich nicht Outen - dort wirst Du verstanden.

Du kannst Dir zum Selbstschutz Deinen Rechner sperren.
Hole Dir dafür Hilfe ins Boot.
Kostenlos ist k9Webprotection und kommerziell gamblock.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Spielsüchtig - 3 Jahre
« Antwort #2 am: 19 März 2013, 11:16:37 »
Zitat
Vielleicht hast Du auch Angst zuzugeben, dass Du Dein Leben als Erwachsener nicht mehr meistern kannst.
Nun, Du leidest an einer anerkannten Krankheit - und die kann jeden Menschen treffen egal welchen Alters.

Für Dich ist es nun wichtig die Courage zu finden Dich zu outen.
Deine Eltern werden Dir helfen Dich vor Dir selbst zu schützen.
Sie können Dir für die nächste Zeit Dein Geld einteilen und Du kannst auch über sie mit einem vernünftigen Geldmanagement den Bezug zum gesetzlichen Zahlungsmittel wieder erlernen.

Dann gibt es mittlerweile viele Selbsthilfegruppen, zu denen Du gehen kannst.
Dort bist Du einer unter Vielen. Jeder ist ein Individuum - und doch gleichen sich die Geschichten - und die Gedanken.
Ich bin heute sehr sehr dankbar, dass ich gerade in der Anfangszeit meiner Abstinenz dieses monströse Hilfswerkzeug nutzen konnte.
Scheue Dich nicht - dort brauchst Du Dich nicht Outen - dort wirst Du verstanden.

Du kannst Dir zum Selbstschutz Deinen Rechner sperren.
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Ich bin auch nicht viel älter als er und kann nur zustimmmen, dass eine Selbsthilfegruppe sehr helfen kann. Mein Cousin konnte dadurch einige Probleme bewältigen, leider ist er nach einer Zeit wieder Rückfällig geworden!
Patti, wie sieht es bei dir aus? Hast du es deinen Eltern erzählt? Erzähl mal, wie klappt dein Studium?

 

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