Hallo zusammen,
ich bin neu hier im Forum. Bin 46 J. alt, geschieden und habe keine Kinder.
Bin in keiner Beziehung, also alleine für mich verantwortlich. Ob das so gut ist sei mal dahingestellt...
Hab mich hier angemeldet, weil ich auch spielsüchtig bin und hoffe, hier etwas Rat und Hilfe zu finden. Und auch deshalb, weil ich es mir einfach von der Seele schreiben will, was mich, mein Leben, seit ungefär 3 Jahren systematisch kaputt macht.
Es ist diese Automatenspielerei...also ich selbst bin Schuld daran.
Ich spiele seit ca. 3 Jahren an Spielautomaten. Wie bei wahrscheinlich den meisten hier, hat auch bei mir alles ganz "harmlos" angefangen. Bin damals zusammen mit einem Kumpel in eine Spielhalle gegangen. Mein damaliger "Kumpel" (den Kumpel gibt es übrigens nicht mehr - Kontakt ist abgebrochen) hat vorher schon ab und zu an Automaten gespielt. Ich habe von alledem nie etwas gehalten. Für mich war früher immer ganz klar: Diese Automatenspiele sind reine "Abzocke". Da kann man nicht wirklich gewinnen. Der einzige der gewinnt ist der Automat bzw. der Geschäftsführer der Spielhalle. Für mich kam es früher nie in Frage, auch nur einen Euro in so einen Automaten zu stecken. Oder anders gesagt...ich habe nie einen einzigen Gedanken daran verschwendet, mein "Glück" im Automatenspiel zu suchen bzw. eine Spielhalle zu betreten.
Bis zu dem Tag vor ungefär 3 Jahren...als ich zum ersten mal diese Spielhalle betrat...und an dem Abend (zu meinem Unglück!!!) auch noch ungefär 800 Euro gewann.
Diesen Tag verfluche ich bis heute...das war sozusagen der Anfang vom Ende...
Irgendwann bin ich dann ein zweites mal alleine dorthin, dann ein drittes mal, ein viertes mal...und irgendwann, schleichend wurden die Besuche dort regelmäßig. Drei bis fünf mal pro Woche. Total irre! Am Anfang war mein Spielverhalten auch noch relativ moderat. Kleine Einsätze und ein paar wenige Euro "verzockt". Aber mittlerweile stecke ich an einem Abend 300 bis 500 Euro in die Automaten. Gewinne nehme ich nicht mit sondern spiele weiter mit höherem Einsatz um mehr zu gewinnen...bis das Geld weg ist. Und wenn ich dann nach Hause gehe bin ich jedes mal total frustriert und wütend auf mich selbst. Zum einen über den Geldverlust und zum anderen darüber, dass ich schon wieder gespielt habe. Dass ich schon wieder so etwas irrationales getan habe. Und dass ich mir absichtlich dadurch schade. Und ich dachte immer, ich hätte gesunden Menschenverstand... Aber damit, das weiss ich, hat das ja nichts zu tun. Es ist eine Sucht. Es hat lange gedauert, bis ich es jetzt endlich erkenne und zugeben kann und es fällt mir sehr schwer mir das einzugestehen.
Finaziell habe ich mich durch die Sucht in eine große Notsituation gebracht. Das ging bis zuletzt soweit, dass mein Gehalt gerade mal bis zur Monatsmitte gereicht hat.
Mittlerweile bin ich im Dispo bis Anschlag...
Und habe Schulden bei Freunden und Verwandten und der Bank. Mein Glück im Unglück ist, dass ich zumindest einen sicheren Arbeitsplatz habe und relativ gut verdiene.
D.h., wenn ich jetzt "die Reissleine" ziehe und mit der Spielerei aufhöre, kann ich im Laufe der nächsten paar Jahre meine Schulden begleichen und meine finanzielle Situation wieder ins Lot bringen. Aber nur dann, wenn ich es schaffe mit der Spielerei aufzuhören.
Im Moment fühle ich mich so, als ob ich mit dem Auto auf einen Abgrund zurase und jetzt vor der Entscheidung stehe, entweder zu bremsen oder weiterzufahren, bis ich den Abgrund hinunterstürze.
Den ersten Schritt habe ich letzten Samstag getan. Ich habe mich bei meinem Bruder und einer guten Freundin "geoutet". Ich habe ihnen gesagt, dass ich ein (Spiel-)Suchtproblem habe. Es hat mich sehr erleichtert, dass ich es endlich ausgesprochen habe und ich nun nicht mehr lügen muss. Vor allem auch mich selbst nicht mehr belüge. Ich weiss, dass ich es schaffen kann davon wegzukommen. Nur weiss ich jetzt auch, dass ich es ohne fremde Hilfe nicht packen werde. Zu oft habe ich es mir schon geschworen, die Spielhalle nicht mehr zu betreten. Und habe es doch immer wieder getan. Aber jetzt will ich damit Schluss machen! Ich bin entschlossen dazu...ohne wenn und aber...
Heute Abend gehe ich zum ersten mal in eine Selbsthilfegruppe hier in meinem Wohnort.
Und heute Nachmittag steht mir ein weiteres "Outing" bevor. Werde meiner Psychotherapeutin, bei der ich wegen Depressionen seit längerer Zeit in Behandlung bin, von meinem Suchtproblem erzählen. Vor diesem Gespräch habe ich ziemliche Angst. Denn ihr hätte ich doch schon längst sagen müssen, dass ich auch noch ein Suchtproblem habe...
Aber da muss ich durch...
So viel erst mal zu mir und meiner Situation.
Schönen Tag euch...
Hans