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Mein Mann ist süchtig

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Mein Mann ist süchtig
« am: 24 November 2012, 13:32:15 »
Hallo, bin neue hier,

ich habe vor 1 Jahr herausgefunden, dass mein Mann spielt. Ich denke, das geht schon länger so. wir beide gehen Arbeiten, müssten also gut über die Runden kommen, leider sieht das nicht so aus und dann habe ich zuerst gedacht, es liege an mir, doch meine Schwester hat mir dann gesagt, nein, das kann nicht sein. ihr habt ein größeres Loch in eurer Haushaltskasse und so kam es, dass ich einmal genauer hingeschaut habe und musste dann leider feststellen, dass mein Mann mich schon seit längerer Zeit belügt und betrügt, in dem er mir immer irgendwelche Geschichten erzählt - wo angeblich das Geld hin ist -.

Irgend wann hat es mir dann mal gereicht und ich habe ihm gesagt, entweder du gibst mir deine EC-Karte oder ich ziehe aus - mit den Kindern -. Das hat dann auch zu Anfang geklappt aber dann hat er seine Karte eingefordert und dann hatte ich wieder keinen Überblick mehr, was und wie viel ausgegeben wurde.
Jetzt habe ich mir wieder gedacht, es kann doch nicht schon wieder sein, dass er am 5. des Monats schon kein Geld mehr abholen kann und da habe ich dann wieder geschnüffelt und herausgefunden, dass er wieder Geld in einer großen Summe verzockt hat.

Ich habe ihn gefragt, warum er das schon wieder - entgegen unserer Absprache - gemacht hat und er hat nur gesagt, er sei frustriert und gestresst.
Ich bin auch oft gestresst etc. - aber mache ich so einen Scheiß, nein!
 
ich verstehe das ganze Verhalten nicht. Immer diese Lügen. Wir haben doch zwei gemeinsame Kinder - die brauchen auch ihren Vater - und ich würde gerne wieder meinen Mann wiederhaben, den ich vor ein paar Jahren geheiratet habe.

Manschmal würde ich am liebsten alles Stehen und Liegen lassen - aber die Kinder können nichts für das Verhalten ihres Vaters.

Wir haben einen hohen Kredit laufen und ich denke, dass ihn das manchmal bedrück - mich doch aber auch -. Ich verschulde mich auch schon, weil ich dann, wenn er mal wieder gezockt habe mit meinem kleinen GEhalt - teilzeit angestellt - wieder alles auffangen muss. Habe jetzt selber Schulden gemacht, weil ich ja gucken musste, dass meine Kinder etwas zu Essen/zum Anziehen haben.

Ich weiß nicht mehr was ich machen soll.

Normalerweise sollte ich nicht einspringen, wenn er sein/unser GEld verzockt hat, aber die Kinder...


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freitagessen

Re: Mein Mann ist süchtig
« Antwort #1 am: 25 November 2012, 12:56:22 »
aus der sicht eines spielers !

dein mann ist moch da ..er ist nur nicht anwesend....er sitzt gefangen in seiner eigenen kleinen welt...und weis nicht wie er da wieder rauskommt...vielleicht solltest du dich mal an einer suchtberatungstelle wenden, die sind nicht nur für die spieler da ....sondern auch für die angehörige....vielleicht könntest du auch dein mann dazu überreden dich auf den weg dahin zu begleiten.....ausreden ...wie ich bin gestresst oder frustiert dienen nur dazu das spielverhalten aufrecht zu halten...hier oben in diese forum steht eine telefon-nummer...auch da könntest du anrufen !
ich wünsche dir viel viel erfolg

Rainer   

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Offline Toni

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Re: Mein Mann ist süchtig
« Antwort #2 am: 25 November 2012, 14:18:52 »
Und noch eine Spielerstimme:

Du schreibst das ihn der hohe Kredit bedrückt und hast schon fast verständnis dafür das er zockt... also hört sich fast so an für mich.

Irgendwelches Mittleid zu empfinden für den Spieler ist glaube ich der falsche Weg.
Es ist immer dasselbe du kannst nicht viel tun nur harte konsequenzen stellen.
So wie wenn er sich nicht freiwillig hilfe holt und damit anerkennt Spielsüchtig zu sein du dich entfernen musst mit sack und pack.

Aber so lange er das nicht selbst erkennt ist es zimlich hoffnungslos.
Die EC karte einbehalten und alle Kontosachen verwalten halte ich erst mal für ein guten schutz für dich und deine Kinder.

Hoffe das es sich alles zum guten wendet für dich
Toni

Re: Mein Mann ist süchtig
« Antwort #3 am: 25 November 2012, 15:15:23 »
Vielen Dank für Euren Zuspruch!

Ich habe auch schon ein paar mal meinen Mann darauf angesprochen und ihm gesagt, dass er Spielsüchtig ist, aber das hat er immer verneint. Er sagt mir dann immer er habe kein Spielproblem. Und wenn ich dann trotzdem nicht locker lasse dann wird er agressiv und fängt an mir Vorwürfe zu machen. Mir gehen dann langsam die Argumente aus und er hat mich dann wieder da wo ich nicht sein wollte, nämlich ich kann dann nichts mehr zu ihm sagen.

Ich bin ja auch zu Glück von vielen lieben Menschen umgeben und ich weiß auch, dass ich mir bei den Beratungsstellen für Angehörige Hilfe holen muss. Ich werde auch zur Schuldnerberatung gehen. Aber das ich von Stellen Hilfe hole, weiß mein Mann nicht, denn ich Denke dann würde er komplett dicht machen. Ich werde erst mal dort alleine hingehen und dann mal weiter gucken was zu tun ist.

Bei all dem ganzen stört mich am meisten, dass, so Glaube ich, mein Mann nicht mal im geringsten eine Ahnung davon hat, wie er mich damit verletzt und wie es mir bei der ganzen Sache so geht  :-[. ich habe ihm das einmal gesagt und da kam keine Reaktion.

Er hat mir gestern - so beiläufig - gesagt, dass er mir ja versprochen hat nicht mehr zu spielen, aber das hat er schon soooo oft gesagt.

Ich werde jetzt noch einmal mit entsprechender Hilfe versuchen, das Problem in den Griff zu bekommen.

LG und nochmals vielen Dank!

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Offline Olli

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Re: Mein Mann ist süchtig
« Antwort #4 am: 25 November 2012, 16:41:08 »
Hallo meine Liebe und herzlich willkommen!

Du bist auf dem richtigen Weg ...
Gehe ruhig zunächst einmal zur Suchtberatung.

Ich selber bin auch Spieler, seit ein paar Jahren bin ich abstinent.
Auch ich habe meinen Lieben - meinen Geschwistern und Eltern im Laufe der Jahre viele Schmerzen verursacht.
Natürlich habe ich es bemerkt - aber ich habe es auch verdrängt.
Vertuscht habe ich es, indem ich mich immer für alle aufgeopfert habe.
Niemand hat das in der Form von mir verlangt, aber ich konnte mich selber im Spiegel wieder anschauen - so dachte ich wenigstens.

Du wirst - zu Deinem Wohl und dem der Kinder - wieder mit ihm reden müssen.
Dann bleibe bitte ganz bei Dir - erzähle ihm Deine Hoffnungen - Deine Wünsche und Deine Verzweiflung.
Zeige ihm Deine persönlichen Grenzen und wie weit er sie bereits überschritten hat.
Führe ihm vor Augen, welche Konsequenzen Du für Dich und die Kinder einschlagen wirst.
Du wirst Dir aber hier schon bewusst sein müssen, dass reine Drohungen nichts bringen - Du wirst sie umsetzen müssen.
Wenn Du dies nicht kannst, dann wird er weiter mit Dir spielen.

Ich sehe uns Spieler bildlich gesehen immer mit Scheuklappen.
Wir können unseren Nacken drehen und uns aussuchen, wohin wir schauen.
Doch wir suchen uns immer nur den einfachsten Anblick.

Nun frage ich Dich, wieso Dein Mann einsehen "soll", dass er spielsüchtig ist?
Er verspielt bis zum 5. Euer gemeinsames Geld.
Ihr schränkt Euch im täglichen Leben daraufhin ein - damit lässt sich leben.
Du gehst dann noch hin und nimmst Kredite auf.
Du nimmst ihm also seine Verantwortung.
Dies ist kein Vorwurf an Dich - Du handelst als liebende Mutter und Ehefrau.
Doch Dein Mann ist süchtig - eine Krankheit, bei der solches Handeln absolut fehl am Platze ist.
Das Geld, welches du aufnimmst, hat er vorher verspielt.
Du unterstützt damit ungewollt aber aktiv seine Sucht.

Noch einmal - stelle Grenzen auf - es ist primär gar nicht wichtig, ob er einsieht, dass er süchtig ist - DU weisst es.
Stellt ein Geldmanagement auf. Ab sofort verwaltest Du das Geld alleine.
Er hat im Gegenzug für jeden ausgegebenen Cent Quittungen vorzulegen.

Du benötigst für die nächste Zeit viel Kraft.
Versuche daher zu distanzieren zwischen dem Ehemann und dem süchtigen Partner.
Er hat Dich bereits mit der EC-Karte manipuliert - mit Dir gespielt.
Er macht das nicht, um Dich oder die Kinder zu schädigen - es ist die Krankheit in ihm, die seine Wahrnehmung verzerrt.
Er wird es wieder versuchen und wieder ... bis er "aufwacht".
Versuche seine Agressionen daher nicht persönlich zu nehmen.
Seine momentanen inneren Prioritäten liegen nicht mehr auf Euch, sondern nur noch auf der Befriedigung seiner Sucht.

Ich schicke Dir einen dicken Batzen Kraft.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Mein Mann ist süchtig
« Antwort #5 am: 06 Dezember 2012, 21:47:19 »
Wann ist eigentlich so viel passiert, dass ein Süchtiger sich zumindest mal ernsthaft um eine Therapie kümmert? Ich leide (seit 7 Jahren, 4 Jahre davon war er mein Lebenspartner)so sehr, dass ich mittlerweile wirklich krank bin. Diabetes modi, fast nicht einstellbar, Depressionen, Gelenk- und Muskelschmerzen bis fast zur Bewegungsunfähigkeit ... seit 1,5 Jahren ein Spezialist nach dem anderen, eine Untersuchung nach der anderen, keine organischen Ursachen festzustellen ... ich bin selbständig und kann fast nicht mehr arbeiten. Er selbst ist schon lange zu keiner Entscheidung über den Tag hinaus mehr fähig. Meine Meinung: Nur eine Therapie kann helfen, vielleicht, hoffentlich ... Mein Bekannter schiebt sogar mir die Schuld zu. Obwohl er anscheinend schon mindestens 10 Jahre, bevor er mich kennenlernte, spielsüchtig war. Alle Energie, alles Geld, was ich anfangs (und oft auch noch heute) in einen gemeinsamen Neuanfang investierte ... mehr oder weniger im Automaten. Jegliches Vertrauen, jede Hoffnung meinerseits zerstört. Vereinsamung.
Ich glaube wirklich, wenn dein Mann keine Therapie macht, wird es immer so weitergehen. Spielsüchtige können nicht wirklich für sich entscheiden, sie sind Gefangene ihrer Krankheit. Versprechungen, Beteuerungen, beste Absichten, Reue, Depressionen ... und dann wieder der Absturz. Unweigerlich. So habe ich es leider erlebt!

Re: Mein Mann ist süchtig
« Antwort #6 am: 06 Dezember 2012, 23:35:20 »
Ich sehe es ähnlich - aber nicht genauso!
Einen völligen Kontrollverlust kann man selbst nicht in den Griff bekommen, man muss die Kontrolle in Hände legen denen man vertraut.
Vielleicht auch über einen sehr sehr langen Zeitraum.
Dazu muss man bereit sein, bereit sein abzugeben, bereit sein sich Vorschriften machen zu lassen, bereit sein Freiheit zu opfern.
...und das - gerade das - fällt Männern sehr sehr schwer.
Ich für meinen Teil opfere diese Freiheit, um wieder Freiheit zu erlangen.
Wenn es bedeutet, dass meine Frau bis an mein Ende mein Geld verwalten muss - dann ist das halt so.
Aber lieber das, als diese Automatenschei*e.

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Offline Olli

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Re: Mein Mann ist süchtig
« Antwort #7 am: 07 Dezember 2012, 10:30:59 »
Hi Wayout!

Bist Du denn bereit eine Therapie zu machen?

@gmj59
Du schreibst, dass Du leidest.
So lange Du ihm die Konsequenzen seiner Handlungen nicht spüren lässt - wieso sollte er sich ändern?
Es geht ihm doch gut bei Dir.
Er kann machen was er will, hier und da zeigt er dann eben mal ein wenig Reue und Depressionen ... um am nächsten Tag wieder in seinen Trott zu verfallen.

Dein Bekannter meint das Richtige - aber ich würde hier nicht von Schuld reden.
Nein - keinesfalls - denn auch Du bist eine Gefangene.
Aber Du hast die Möglichkeit FÜR DICH Veränderungen herbeizuführen.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Mein Mann ist süchtig
« Antwort #8 am: 07 Dezember 2012, 10:35:02 »
@olli: definitiv.

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Offline Olli

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Re: Mein Mann ist süchtig
« Antwort #9 am: 07 Dezember 2012, 12:08:29 »
Hi WayOut!

Du - das finde ich super!

Wie stellst Du Dir eine Therapie denn vor?

Hintergrund meiner Frage:
Ich bin jetzt über 6 Jahre abstinent.
Habe ein dreiviertel Jahr eine SHG besucht und bin die ganze Zeit in Foren aktiv.
Trotz des augenscheinlichen Erfolges weigert sich eine hartnäckige Stimme in mir selbst eine Therapie anzustreben.
Überzeuge mich mal .... ;-)

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Mein Mann ist süchtig
« Antwort #10 am: 07 Dezember 2012, 13:30:33 »
Ich will zurück in ein normales Leben, ein Leben das ich selbstbestimmt führen kann.
Dazu ist es -meiner Ansicht nach- notwendig bestimmte Verhaltensmuster 'umzuprogrammieren'.
Ich habe Erfahrungen was das 'umprogrammieren' von solchen Verhaltensmustern angeht - nicht persönlich aber im Bekanntenkreis und sogar in der Familie (Alkoholsucht zB -> Familienmitglied seit 20 jahren trocken).
Ich erhoffe mir von einer solchen Therapie das mir Anker, Punkte, Trigger (oder wie auch immer man das nennen mag) gesetzt werden an denen ich mich im Bedarfsfall orientieren kann um es einfach leichter zu haben (wenn man das denn dann so nennen kann) der Sucht zu widerstehen.
Ich weiß das man hier am Ort seit fast 30 jahren Patienten betreut die meine Probleme haben und ich kenne einige davon. Die die ich kenne sind abstinent, sie haben mich auch auf mein Problem aufmerksam gemacht - ähnlich wie du es hier geschildert hast (ach nee - war in nem anderen Thread).
Es ist so: ich habe ein tolles Leben, eine tolle Frau und wirklich viel Glück mit meiner Familie. Ich möchte nichts unversucht lassen um meine Krankheit zu besiegen oder zumindest mit Ihr Leben zu können. Ich bin es nicht nur mir, sondern vor allem auch meiner Frau schuldig. Denn sie hat beim 'JA' darauf gebaut mit mir eine gemeinsame Zukunft aufzubauen. Es wäre nicht nur extrem unfair Ihr gegenüber, sondern auch wirklich sehr dumm von mir wenn ich nun nicht versuchen würde jede Hilfe anzunehmen.
Ich bin mir bewusst das es zu Rückschlägen kommen kann, bin mir bewusst das das nicht einfach ist, bin mir auch bewusst das nicht alle Therapien mir wirklich zwingend Vorteile bringen - aber wenn sie mir nur in 3 von 10 Versuchungen helfen zu widerstehen, habe ich nur 7 mal die volle eigene Kraft aufzuwenden um der Versuchung zu widerstehen.
....klingt komisch - sehe ich aber durchaus als legitimen Vorteil in einem Spiel in dem es nicht mehr nur um Glück sondern viel mehr um Unglück geht.

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Offline Ilona

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    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Re: Mein Mann ist süchtig
« Antwort #11 am: 25 Januar 2013, 12:01:42 »
Hallo Taschi,

wir haben lange nichts von dir gehört. Ist das ein gutes Zeichen? Wie geht es dir?

Viele Grüße, Ilona 

 

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