Ich weiss gar nicht wie ich anfangen soll, also:
Mein Name ist Tom, ich bin 39 Jahre alt und stamme aus Flensburg. Ich bin spielsüchtig. Das erste Mal dass ich mir dieses eingestanden habe ist knapp 10 Jahre her. Damals ging ich durch die Obdachlosigkeit und began meine erste Therapie. Wirklich spielfrei wurde ich nie...
Ich machte mein Abitur Ende der 90er und ging zur Bundeswehr. Da kam ich mit zwei Kameraden zum ersten Mal mit dem Casino und damals dem Roulette-Multiplayer Automaten in Berührung. Schon damals war oft am 1. das Gehalt schon verspielt. Sehr bald wechselte ich zum Großen Spiel und lernte das teuflische Spiel BlackJack kennen.
Da mein VWL Studium, welches folgte in Göttingen war und es dort kein Casino gab, konzentrierte ich mich auf Sportwetten, damals noch Oddset, mit kleinen Erfolgen. Vor allem, das das „Nachschiessen“ nicht so schnell ging half mir.
Das Geld reichte trotzdem vorne und hinten nicht. Ich ging zurück nach Flensburg, beendete mein Studium nicht sondern begann lieber zu arbeiten, ich rauchte Geld und damit ein Gehalt.
Während dieser Zeit began ich auch mit den Sportwetten im Internet it einigen schönen Erfolgen, aber es zog mich, wann immer es ging, wieder an den BlackJack Tisch.
Nachdem ich dort an einem schicksalsträchtigen Abend eine höhere Summe gewann, kündigte ich am nächsten Tag meinen Job, um numehr als Spieler zu leben. Ich muss wohl nicht dazusagen, dass es nicht funktionierte.
Im folgenden Jahr erschlich ich mir insgesamt gut 60.000 Euro von meiner Großmutter, die mir immer wieder half, obwohl die Geschichten immer waghalsiger und unglaubwürdiger wurden.
Irgendwann brach das Kartenhaus zusammen, meine Wohnung wurde geöffnet vom Gerichtsvollzieher. Die Wohnung gehörte meinen Vater, er liess mich dort kostenfrei wohnen. Seit diesem Tag habe ich mich nie wieder bei meinen Eltern oder meiner Großmutter gemeldet. Doch bei meiner Omi habe ich es einmal versucht....
Ich floh nach Hamburg. Dort gestand ich mir ein, dass ich spielsüchtig bin und liess mich endlich im Casino sperren, ich habe mich so oft dafür verflucht.....
Nach acht Monaten Notprogramme, Obdachlosenheimen, Hartz IV und vielen Sportwetten begann ich meine erste Therapie im Saarland.
Ich blieb dort und wollte ein neues Leben beginnen. Ich fand Arbeit im Vertrieb (ja, verkaufen können wir Spieler wohl alle
), fand eine Wohnung, aber.... Ich spielte immer noch. Es waren jetzt Sportwetten, da ich ins Casino nicht mehr reinkam, obwohl ich es mir sehnlichst wünschte.
Ich lernte dort eine Frau kennen, heiratete und bekam einen Sohn. Nach der Geburt wollte ich ihm schwören, nie wieder zu spielen. Ich tat dieses nicht, ich wusste ich kann es nicht einhalten.
Meine Exfrau trennte sich nach vier Jahren von mir. Ich spielte immer noch und es kam oft zu finanziellen Problemen. Ich habe mich ihr nie anvertrauen können. Ich verlor meine Arbeit. Ich hatte mir bei einem Kollegen Geld geliehen und nicht zurückgegeben. Bei einem unterstellten Kollegen, mittlerweile war ich Vertriebsleiter.
Meine zweite Therpie, vorher meine erste Entgiftung, ich griff auch immer mehr zum Alkohol.
Nach dieser spielte ich nahtlos weiter. Ich versuchte auch mich in den Casinos entsperren zu lassen, was nicht gelang, ich hätte ein Gutachten vorlegen müssen, das ich nicht spielsüchtig bin......
Neuer Job, ich stieg schnell zum Fillialleiter auf, ich sah meinen Sohn zumindest einmal in der Woche. Nachdem ich die ersten Male in die Kasse griff, ich konnte dieses glücklicherweise immer wieder ausgleichen, ging ich zum Arzt und wiederrum in die Beratungsstelle, ich wollte jetzt wirklich aufhören. Ich erkannte die Chance die ich jetzt mit meinem Sohn noch einmal haben würde.
Die Therapie, meine dritte, war schon genehmigt, ich hatte dieses dem Arbeitgeber nicht mitgeteilt. Am Wochenende wurde mir von meiner Sekretärin ein Umschlag mit Geld mitgegeben, einen große Summe. Ich betrank mich erst und fuhr dann mit meinem Dienstwagen nach Luxemburg, dort war ich nicht gesperrt. Ich verspielte alles und fuhr meinen Wagen zu schrott. Mein Führerschein wurde mir abgenommen.
Am nächsten Tag ließ ich mich in die Psychiatrie einweisen. Nachdem ich aus der geschlossenen in die offenen Abteilung verlegt wurde, begann ich gleich wieder Sportwetten zu platzieren.
Nahtlos ging es in die dritte Therapie, diesmal spielte ich auch dort durchweg. War ich in den ersten Therapien zumindest noch in der Klinik spielfrei, so gelang mir dieses nicht mehr.
Ich floh nach der Therapie direkt nach Irland, ich hatte mir dort einen einfachen Job gesucht. In Deutschland standen ja noch die Strafverfahren wegen dem Führerschein und der Veruntreuung aus. Hier komme ich auch wieder ins Casino. Ich hasse mich, wenn ich reingehe, ich hasse mich wenn ich rausgehe, aber drinnen fühle ich mich gut, so gut wie an keinem anderen Ort dieser Welt.
Es ist der 4. Wieder mal kein Geld und nichts zu essen, niemanden bei dem ich mir noch was leihen kann, weil ich schon bei vielen in der Kreide stehe. Wieder einmal die Durchhalteparolen, nächsten Monat kaufe ich gleich viel Essen ein, wieder einmal: Du legst Dir 5EUR pro Tag weg und wieder mal weiss ich genau dass ich es eh nicht mache, sondern mein Geld wieder verspielen werde, und ich freue mich schon wieder aufs Casino, wenn ich ehrlich bin.
Ich überlege was ich machen kann. Für den Selbstmord hatte mir schon früher der Mut gefehlt. Ich habe auch schon darüber nachgedacht nach Deutschland zurückzufliegen. Da ja noch die Strafverfahren offen sind, habe ich vielleicht Chance festgenommen zu werden und ins Gefängnis zu dürfen. Da hätte ich dann vielleicht endlich einmal meine Ruhe vor den Geistern..
Jetzt geht es mir besser wo ich das geschrieben habe....