Hi Reiner!
Einmal nichts zu sagen zu haben ist auch eine Art sich auszudrücken ... ;-)
Mache Dir da keinen Kopp ...
Ich möchte Dir ein wenig die Sorgen um all die anderen Spieler nehmen.
In meiner aktivsten Zeit von 18 bis 25 habe ich eine Menge Spieler kennengelernt.
War ja klar ... ich tingelte von einer Halle zur Nächsten und war mir auch nicht zu schade etliche Kilometer zu fahren.
Im Laufe der Zeit habe ich beobachtet, wie sie sich den wandelnden Umständen angepasst haben.
Es gab Beziehungen, Ehen, Kinder ...
Obwohl einige auch sehr exzessiv gespielt hatten, haben ein paar ganz wenige aufgehört, die Anderen haben sich angepasst - haben ihr Spielen reduziert.
Auch heute noch sehe ich sie in meiner Dartkneipe - sehe sie dort ein paar Euro verspielen - höre aus ihren Gesprächen, dass sie sich zum Pokern treffen.
Als ein neues Casino durch einen ehemaligen bekannten Wirt eröffnet wurde, trafen sie sich dort eine Zeit lang.
Im Grunde folgten sie aber aus eigener Motivation dem Norweger Modell.
Sie sind damit zufrieden - sie vermissen nichts und sie bedauern nichts.
Wieso sollte ich mich dann also um sie sorgen?
Da gibt es einen netten Kerl in meiner Dartkneipe.
Er hat beim Eintreten die Klinke in der einen Hande - das Portemonnaie bereits in der anderen Hand.
Es gibt für ihn keinen anderen Weg als den direkten zu den Automaten.
Erst wenn die gesichert und sie Spiele eingestellt sind, bekommt er überhaupt etwas von seiner Umwelt mit - aber auch nur kurz.
Als ich mich einmal mit einem Freund über meine Sucht am Nachbartisch unterhalten habe, nahm ich Helmuts Verhalten als Beispiel und sagte, dass er auch spielsüchtig sei.
Oh jeh ... er bekam es mit und fauchte mich sofort an, was mir denn einfiele, so etwas zu behaupten.
Ich habe es ihm erklärt und natürlich betont, dass meine Äußerungen nicht dazu geacht waren, ihn zu diskreditieren.
Seitdem verstehen wir uns echt gut.
Jedoch ist er noch nicht so weit seine Sucht zu akzeptieren.
Er belügt sich selbst, indem er behauptet, er würde das Geld, welches er verspielt, zuhause noch einmal in eine Spardose stecken.
Er sieht nicht, wie irrational sich das anhört ... 300 - 400 € pro Abend - zwei mal die Woche.
Über den Daumen - seine sporadischen Spielhallenbesuche eingerechnet - 3000 € pro Monat.
Dies also mal zwei + Lebenshaltungskosten für seine Familie und sich selbst ... da verdient er also rund 8000 € pro Monat?
Er ist noch nicht so weit ... seine Kinder, die ihn schon mal abholen, sagen nix.
Ist seine Frau dabei ... spielt er weniger ... hört auf, wenn sie gehen will.
Es ist ihm also durchaus bewusst, dass sein Spielen nicht "normal" ist.
Es ist nicht viel, aber es gibt Anlass zur Hoffnung - auch er wird noch irgendwann auf den Trichter kommen, dass Spielen nicht der Inhalt ist, für den es sich lohnt zu leben.