Hi Marissa!
Herzlich willkommen!
Ich heisse Olaf, bin 45 Jahre alt und nach über 20-jähriger Suchtausübung nun etwas über 6 Jahre spielfrei.
Ja, Du hast recht - Dein Sohn leidet nicht - zumindest ist es ihm nicht bewusst.
Wie oft wurde mir in all den Jahren gut zugeredet, gebettelt und gefleht.
Es hat mich nicht erreicht ...
Ich habe mich in meine eigene kleine Welt begeben, in der sich alles um die Automaten drehte.
Wie konnten ihre Worte mich erreichen, wenn ich nur die angeblich positiven Seiten des Spielens wahrnahm? Den Rest verdrängte?
Für mich ist es eine Tatsache - das Spielen hat mir einfach Spaß gemacht.
Ich war alleine unterwegs und mit vermeindlichen Freunden.
Ich schlug Stunde um Stunde in Spielhallen meine Zeit tot - ich war beschäftigt - teils in positivem Stress.
Ich erfuhr Erfolgserlebnisse, die ich im realen Leben zwar auch hatte - aber nicht wahrnahm oder nicht annehmen wollte.
Ich erfuhr Anerkennung - je risikobereiter ich war, desdo mehr.
Doch irgendwann merkte ich, dass mich das Spiel nicht ausfüllte.
Ich wurde mehr und mehr unzufrieden und ganz langsam realisierte ich auch die negativen Seiten des Spielens.
Irgendwann dann habe ich mich ein letztes Mal meinen Lieben offenbart.
Diese Mal war es nicht erzwungen, weil ich mit dem Rücken an der Wand stand, oder ich aufgeflogen war - dieses Mal machte ich es freiwillig.
Durch meine Freunde in der SHG und in SHFs bekam ich langsam aber stetig neue Aspekte meiner Persönlichkeit vor Augen geführt.
Meine Liebe, ich bin überzeugt davon, dass jeder Spieler seine eigene Zeit hat um zu erwachen. Bei dem einen ist sie früher erreicht - bei dem Anderen eben später.
Meine Eltern haben mich bestimmt ein Dutzend Male rausgeschmissen - und wieder aufgenommen.
Sie haben mich auch finanziell aufgefangen und aus meiner heutigen Sicht unbewusst dazu beigetragen, dass ich die Konsequenzen meiner Sucht nur abgeschwächt mitbekam.
Sie haben mich damit in meiner Sucht unterstützt, so hart dies auch klingt.
Hier steckte keine Absicht hinter. Sie wollten an mich glauben und sie konnten diesen Glauben einfach nicht aufgeben.
Du hast etwas gemacht, von dem ich mir heute wünsche, meine Eltern hätten es getan.
Du hast Deinen Sohn fallen lassen.
Es ist egal, was andere davon denken - er selbst - sein Vater - die Familie und Freunde - Du hast aus meiner Sicht vollkommen korrekt gehandelt.
Du hast, wie mir scheint, eben wegen der Mißachtung der Anderen trotzdem einen Gewissenskonflikt auszutragen.
Du kannst Dir Deinen Standpunkt verfestigen, indem Du als Angehörige z.B. eine Selbsthilfegruppe für Spieler besuchst.
Dort kannst Du zudem nachfragen, ob auch eine eigene Angehörigengruppe existiert.