Hi Leute
hier ist ja mal wieder eine Menge los im Forum. Kann es eigentlich sein, daß es auch ein bißchen an der Jahreszeit liegt?
Im Winter scheint mir, gehen die Spieler öfter los, als sonst.
Na ja.
Einige kennen mich ja noch. Bin auch Angehörige und kann vieles den Mädels nachempfinden und ganz besonders mal wieder jetzt.
Ich habe mir damals lange überlegt, ob ich meinen Mann heiraten soll. Um genau zu sein, 5 Jahre. Als wir uns kennen lernten, hat er mir gleich erzählt, daß er spielen geht. Aber ich habe natürlich in keinster Weise gecheckt, was das eigentlich bedeutet.
Mittlerweile sind wir 2 Jahre verheiratet und er hat eine Therapie vor ein paar Jahren in Münchwies gemacht. Danach war er eine Weile spielfrei. Dann kleiner Rückfälle und vor kurzem wieder das komplette Programm. Wir haben gerade ein Haus gekauft und ich verwalte die Finanzen. Er will sie nicht in der Hand haben. Aber er ist wieder "voll drauf" seit letztes Jahr im Juli. Er hat von mir immer Geld bekommen, in einem bestimmten Turnus und eine bestimmten Betrag. Das er wieder spielen geht, vermutete ich schon eine ganze Weile. Nur konnte ich ihm nichts beweisen, da ich sehr lange arbeiten bin, so daß er sehr viel Zeit hatte.
Am 28. Dezember letzten Jahres kam dann das große Geständnis. Er hatte einen Bausparvertrag von 2000 auf ein still gelegtes Sparkonto umgeleitet und zudem noch 700 € Schulden bei verschiedenen Leuten. Ich war diesmal so geschockt, daß ich noch nicht einmal eine Träne verloren habe. Leider waren da auch Leute dabei, denen er schon gesagt hat, daß sie ihm kein Geld leihen sollen... Aber man kann denen auch keinen Vorwurf machen, weil sie das Ausmaß bzw. sich mit der Krankheit noch nicht richtig befasst haben und daß es eigentlich fatal ist, wenn man demjenigen auch noch was leiht, sondern im Gegenteil, daß man ihnen damit in keinster Weise hilft.
Also wie gesagt: Früher habe ich geweint, geschrien usw. Diesmal hatte das ganze eine ganz andere Qualität. Wahrscheinlich weil wir jetzt verheiratet sind und es wirklich an unsere Existens gehen könnte.
Folgende Situation haben wir jetzt: Er geht wieder in die GA. Mittwochs alle 14 Tage (Schichtarbeit) und jeden Sonntag und geht wieder in Einzelsitzungen zum Suchtberater. Morgen haben wir ein Paargespräch beim Suchtberater und ich bin sehr erwartungsvoll. Er hat zu meinem Mann gesagt, daß ich auch Einzelgespräche haben kann, die ich 1000% auch wahr nehmen werde. Eine Angehörigengruppe gibt es bei uns leider nicht in der Nähe, so daß ich die Einzelgespräche auf jeden Fall wahr nehmen werde. Die Schulden , die er jetzt hat, muß er mit einem Nebenjob wieder beschaffen, die werden nicht von unserem gemeinsamen Geld abgetragen. Ich mach mich doch nicht zur Co Abhängigen. Ich gehe weder in die Spielhallen, noch mach ich sonst irgend son Scheiß mit.
Unser Umgang miteinander war 14 Tage lang sehr, sehr , sehr schlecht. Zur Zeit ist es wieder etwas freundlicher zwischen uns. Ich vermeide aber gerade jeden körperlichen Kontakt. Es gibt keinen Kuss, keine Umarmung, nichts! Neulich sagte er mir, daß er mich gerne mal wieder in den Arm nehmen würde, daß ich aber ja alles abblocke. Ich sagte zu ihm, daß ich zur Zeit nicht über meinen Schatten springen kann. Ich bin noch zu verletzt und habe nun ein Schutzschild um mich aufgebaut. Es wird noch eine Weile dauern, bis er wieder durchbrochen ist. Ich hoffe, daß uns die Paargespräche wieder näher bringen. Für ihn ist es eine ganz andere Situation, wie für mich. Ich hatte daß Gefühl, ich solle ihm nun nach seiner Beichte die Apsolution erteilen (wie im Mittelalter, Ablassbriefe kaufen und dann gleich wieder Scheiße bauen) und sagt ihm, daß ich das nicht kann. Für ihn ist es vielleicht ein Ende oder Abschluß. Für mich ist es ein Anfang, ein Anfang vieler Überlegungen. Wie lange mache ich das mit, wenn es diesmal wieder nicht klappt. Was mache ich, wenn es mal wieder ein paar Jahre gut geht und dann wieder anfängt? Und dann sind vielleicht Kinder da. Und... ich verfolge das Forum immer wieder. Es gibt und gab ja schon viele spielsüchtige Eltern, die die Sparkonten ihrer Kinder dafür geplündert haben. Was passiert mit dem Haus, welches ich auf keinen Fall verlieren will... Und und und.
Mittlerweile ist meine Verfassung wieder ganz gut. Viele Freunde von uns wissen es schon. Er wollte nicht, daß ich es einer Freundin erzähle, die kenne ich erst 2 Jahre und mit denen hat er nicht so ein enges Verhältnis, wie ich. Aber ich habe das eiskalt abgeblockt. Ich schäme mich auch, solche Sachen zu erzählen, aber ich finde es wichtig, daß Freunde es wissen. 1. Weil ich auch jemanden zum Reden brauche. 2. Weil man es auf keinen Fall verschweigen sollte und 3. Weil ich finde, daß es auch Sicherheiten bieten kann, wenn die Freunde oder Bekannte wissen, daß man ihm nichts leihen darf, egal was für verrückte Stories er erzählt.
Was sagt Ihr zu meinen Einstellungen? Will es mal zur Diskussion stellen. Kann ja auch sein, daß ich nicht immer alles richtig mache oder manches noch zu überdenken wäre.
Mavrole