Hi Florian!
Du hast im letzten Jahr den so genannten Kontrollverlust erfahren.
Dazu hast Du Dir ein Spiel namens Poker ausgesucht.
Es hätte aber genausogut ein Spielautomat sein können, ein Wettschein oder irgend etwas Anderes.
Nun hast Du beim Pokern diesen Kontrollverlst gehabt.
Glaubst Du denn wirklich, dass Du es nun "kontrollieren" kannst, wenn Du nicht um Geld spielst?
Aus meiner Erfahrung heraus wäre das ein "Spiel" mit Dir selbst.
Du gehst ein hohes Risiko ein, wenn Du mit Deinen Freunden spielst und irgendwer kommt auf den Gedanken um einen "Zwanni" Einsatz zu spielen.
Vom Zwanziger ist es nicht weit zum Fünfziger - von einmal im Monat zu einmal die Woche zu einmal am Tag sind es auch nur klitzekleine Schritte.
Wie Du siehst, wäre es sehr wohl ratsam Deine Kumpel ins Vertrauen zu ziehen, um Dich vor solchen Vorschlägen zu schützen.
Wenn man in einer SHG-Gruppe ist oder in einer Beratung, erfährt davon die Krankenkasse/Ärzte?
Es gibt verschiedene Arten von SHGs.
Die GA (Gamblers Anonymous - Anonyme Spieler) z.B. tragen sich durch Spenden selbst.
Wie das beim Kreuzbund, dem diakonischen Werk etc ist - die meistens psychologisch/therapeutisch geleitet werden, kann Dir sicherlich Ilona beantworten.
Das Gleiche gilt für die Beratung ...
Nun, Dein durchaus üblicher Versuch, Deine Sucht im Verborgenen zu halten, zeigt mir, dass du innerlich noch mit Dir ringst.
Du weisst noch nicht, ob Du Deine Sucht "innerlich" akzeptieren sollst/kannst/darfst - oder nicht.
Du bist aber offen mehr über Dich zu lernen und darauf aufbauend Dein Verhalten und Dein Denken zu ändern - halte daran ganz fest!
Habe ich schon gesagt - Du musst nicht Hinz und Kunz von deiner Sucht berichten - brauchst auch keine Flugblätter verteilen.
Doch da ist ein junger Mensch, für den es sich lohnt auf sich aufzupassen.
Lieber zu oft zu vorsichtig sein, als nur einmal nachsichtig.
Du weisst gar nicht, wie tief jemand sinken kann durch diese Sucht.
Du weisst gar nicht, wie schnell Du dieser Jemand sein kannst.
Die Grenzverschiebungen gehen schleichend voran - auch für Dich kaum zu erkennen.
Möchte ich Dir Angst machen? - Ja möchte ich ...
Viel zu oft höre ich abfällige Bemerkungen über Menschen, die tatsächlich kriminell geworden sind.
Ich kann das durchaus verstehen - habe selber solche Gedanken gehabt.
Aber weisst Du was? Wenn Du in Deiner künftigen SHG sitzt - dann kannst Du unwahrscheinlich viel aus ihren erfahrungen lernen.
Denn sie sitzen dort nicht zum Spaß - sie wollen ihr Leben verändern - zum Guten.
Was sie in der Vergangenheit gemacht haben ist irrelevant - das JETZT alleine zählt.
Natürlich macht Dir Pokern Spaß - aber eigentlich flüchtest Du dort in eine imaginäre Welt.
Was ist ein Pokerface? Ist es nicht eine Lüge? Eine Fassade, hinter der Du Dein wahres Ich versteckst?
Je öfter Du spielst - je öfter trainierst Du es - und es überträgt sich vom Pokertisch in dein reales Leben.
Deine Eltern haben dies erkannt.
Sollte man in Anbetracht das ich eben mein Geld beim Online-Poker verloren habe , komplett den Poker spielen den rücken zu wenden , auch wenn es um keinen Einsatz geht? Ist da aus manch einer Erfahrung die Rückfallquote hoch?
Ja!
Ich kenne Leute, die spielen nicht mal mehr Mensch ärgere Dich nicht.
Ich habe auf der Jahrestagung jemanden kennengelernt, dem ich dieses Forum benannt habe.
Würde mich echt gerne mit ihm austauschen - aber - er sieht für sich das Internet als zu gefährlich an.
Das muss ich akzeptieren - denn er ist lieber einmal zu vorsichtig mit sich selbst, als einmal ...