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Bin neu hier und habe Fragen

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Uli

Bin neu hier und habe Fragen
« am: 05 Oktober 2011, 11:38:49 »
Liebe Forenmitglieder,

ich heiße Uli(w) und bin seit 2 1/2 Jahren mit meinem Partner zusammen. Er spielt seit über 20 Jahren, und ich weiß es seit ca. 9 oder 10 Monaten, weil ich ihn sozusagen beim Spielen "erwischt" habe. Er kam mal wieder nicht heim, war nicht erreichbar, wie so oft, und ich wollte mir eine DVD für den Abend besorgen, um mich abzulenken, anstatt wieder zu grübeln, ob er vl. bei einer Anderen ist, und sah sein Auto direkt vor einer Spielhalle stehen.
Ich ging rein und sah ihn am Automaten sitzen.
Er sagte: so, nun kennst du mein dunkles Geheimnis... Er sagte auch, er will eigentlich aufhören, schafft es nicht alleine, und fragte mich, ob ich ihm dabei helfen will..

Jedenfalls hatte ich einen Termin bei der Caritas um mich zu informieren und er ging dann später zum Beratungsgespräch. Er sagte mir auch, daß er früher, also zu Anfang seiner Spielerkarriere schon mal eine Therapie begonnen und wieder abgebrochen hatte..

Jetzt ist er seit Juni in Therapie, aber ich habe das Gefühl, er steht irgendwie nicht so richtig dahinter.
Bevor er die Therapie begonnen hat, kam er sogar zu mir und gestand, wenn er wieder gespielt hat, das war in meinen Augen ein Riesen Fortschritt!
Aber seit er jetzt regelmäßig zu den Gruppenstunden geht, habe ich das Gefühl, er spielt weiter (er zahlt seitdem kaum bzw. viel zu wenig Unterhalt an seine Kinder) und er war wieder öfter um den Zahltag herum sehr spät nach Hause gekommen.

Wir hatten vor ca 3 Wochen einen Termin zum Paargespräch (im Rahmen der Therapie), ich sprach dort das Thema Geldverwaltung an, was ich 2 Monate versucht habe, und er meinte, er will seine Eigenständigkeit bewahren.
Ich verstehe ja, daß es beschämend ist, wenn ein erwachsener Mann laufend fragen muß, wenn er Geld für Zigaretten oder das Tanken braucht, aber so wird es doch überall auf den "Spielerseiten" vorgeschlagen.
Der Berater bei der Caritas sagte da auch nicht wirklich viel dazu..

Ich weiß, daß ich durch die vielen Lügen, die ich aufgetischt bekam, meinerseits auch in eine Sucht verfallen bin, nämlich die Sucht, alles zu kontrollieren, und das tut natürlich uns beiden nicht gut.

Jetzt habe ich folgendes Problem: Einerseits sagte mir die Therapeutin der Caritas im Einzelgespräch, ich soll konsequent sein, d.h., wenn er sich an Absprachen nicht hält, soll er in seine Wohnung gehen und schauen, wie er alleine zurecht kommt, aber andererseits muß ich ihn dann bevormunden, in dem ich sage: du bist um diese Uhrzeit zu Hause. Dann bin ich wieder bei meinem Kontrollmechanismus.

Vor der Therapie sagte ich mal zu ihm, daß mir aufgefallen ist, daß er überhaupt keine Verabredungen mit Freunden oder Bekannten hat, es ruft nicht mal irgendwer an, obwohl er Gott und die Welt kennt.. Vielleicht hat er aber bei vielen Leuten Schulden und das könnte der Grund sein?
Seit einiger Zeit fängt er an, mal etwas mit Arbeitskollegen zu unternehmen, das finde ich im Prinzip ja schön und gut, aber gleichzeitig kommt dann die Angst hoch, er ist unterwegs, kommt wieder nicht heim, ich weiß nicht, ist ihm was passiert, hat er vl doch irgendwo noch was mit einer Frau am Laufen, oder, oder, oder...
Am 09.09. (sein Lohn war schon da) hatte er eine Verabredung mit seinem Arbeitskollegen. Ich fragte, wann er wieder heimkommt, er sagte, so zw. 10 und halb 11 (abends). Genau um halb elf bekam ich dann eine sms, daß es etwas später wird, er fährt noch mit seinem Kollegen heim. Um 0.40 Uhr habe ich dann die Nerven verloren und ihm gesmst, daß er in seiner Wohnung schlafen soll.
Ich habe also so gehandelt, wie die Caritas-Therapeutin es vorgeschlagen hat.
Wobei es dann wieder zum Streit kam, weil mein Freund sich im Recht fühlte, er habe mir doch geschrieben, daß es später wird, wie ich dann auf die Idee komme, ihn in seine Wohnung zu schicken..

Ich bin immer in dem Zwiespalt, wie ich konsequent handeln soll, ohne zu kontrollieren, ob er jetzt gespielt hat, oder ob er wirklich bei seinem Kollegen war.
Übrigens hat er im September keinen Cent Unterhalt an seine Kinder überwiesen, dann muß ich davon ausgehen, daß er wohl wieder fast alles verspielt hat.

Ich bin so verzweifelt, weil er zwar jetzt auf dem Weg in ein spielfreies Leben ist, ich aber nicht beurteilen kann, ob er es ernst meint, und ich eben sehe, daß er trotz Therapie weiterspielt. Klar, ich kann nicht nach 3 Monaten erwarten, daß er schon trocken ist, ich erlebe eben nur, daß er sich wieder dahingehend verändert hat, das Spielen wohl wieder heimlich zu machen.
Ich überlege, nochmal einen Termin zum Paargespräch zu erbitten um genau das anzusprechen, habe aber Angst, zu viel Druck zu machen. Und mit Druck erreiche ich ja gar nichts, außer noch mehr Rückzug und Heimlichkeiten.

Was meint ihr dazu?

Danke für eure Antworten!

Uli

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Offline Olli

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Re: Bin neu hier und habe Fragen
« Antwort #1 am: 05 Oktober 2011, 16:32:12 »
Hi Uli!

Im Paargespräch geht es doch darum, wie Ihr gemeinsam einen Weg findet.

Dafür ist es erforderlich, dass Du von Dir spricht - Deine Wünsche - Deine Ängste - Deine Hoffnungen - Deine Gefühle ...
Damit trägst Du Deinen Teil für ein "wir" bei ... mehr nicht ...

Du definierst hier schon einiges davon - auch Deine Grenzen.
Doch bisher gibst Du immer nach ... welchen Grund sollte er also haben auf Dich zuzugehen?
Wieso sollte er also etwas an sich ändern?

Wie Du Dich anhörst, macht er "Dir zuliebe" die Therapie.
Das hat nichts mit aufhören wollen zu tun.
Naja doch - ein wenig ... ihm ist durchaus bewusst, dass das Spielen negative Auswirkungen hat - er weiss, es tut ihm nicht gut.
Und doch liegt auf der anderen Seite der Waagschaale die Freude am Spiel - die Erfolgserlebnisse, die Niederlagen - ganz bewusst gelebte und genossene ausgesuchte Gefühle eben.
Er schwimmt - ist hin- und hergerissen.
Was ist so schlimm daran, wenn ich mich im Spiel wohl fühle?
Die Kinder bekommen kein Geld? Dann eben nächsten Monat ... halb so wild ...
Uli kontrolliert mich - läuft mir nach - stellt mich in der Halle bloß - das war zwar unangenehm - aber es ist auch wieder vorbei gegangen.
Uli hat mir die Pistole auf die Brust gesetzt - also mache ich eben die Therapie - pff was sind sechs bis acht Wochen ... die sitze ich auf einer Backe ab ...

Wie gesagt, er schwimmt ... und er MÖCHTE spielen.

#Ironie ein# Und nu kommst Du daher und willst ihm in Deinem Kontrollwahn auch noch sein Suchtmittel entziehen? Eine "finanzielle Kontrolle" einführen?
Nix da - dagegen wehre ich mich ... #Ironie aus#

Nun, in der Vergangenheit habe diesen Begriff auch benutzt.
Mittlerweile habe ich jedoch einen anderen gefunden, der passender ist für ein aktives Hilfswerkzeug: die gemeinsame finanzielle Finanzverwaltung.
Ja, an erster Stelle steht der Enzug des Suchtmittels Geld.
Können wir nicht spielen, dann quält uns auch (fast) nicht das Verlangen.
Erst die Versuchung fördert es - exponential ansteigend zu gegebenen Möglichkeiten.
Doch die Hilfe hat auch noch einen anderen Zweck - nämlich das Wiedererlernen des Umganges mit Geld als gesetzliches Zahlungsmittel.
Er muss sich vor Augen führen, welche Verpflichtungen er zu erfüllen hat.
Schauen, was am Ende des Monats noch übrig bleibt.
Damit darf er sich dann aber auch belohnen - mit einem Stück Kuchen - einer neuen CD - neue Klamotten - eine WE-Städtereise mit Dir zusammen.

Ihr könnt Euch also ein Kassenbuch anlegen und die Ein- und Ausgaben aufführen.
Jede Bargeldausgabe ist dabei mit einer Quittung zu belegen.
Sein Taschengeld kann er dann bei Dir holen - z.B. liegt dafür ein Portemonnaie in einer bestimmten Schublade zusammen mit dem Kassenbuch.
Dann braucht er nämlich nicht lästig fragen ... und Du kannst die Geldbewegungen checken wann immer Du möchtest.
Diese Vereinbarung zwischen Euch ist einfach und effektiv.
Natürlich wird er Argumente dagegen anbringen - z.B. In der Kneipe lasse ich mir doch keine Quittungen geben.
Wenn er Dir solche Dinge an den Kopf wirft, dann frage ihn einfach, zu was ist er alles bereit, um spielfrei zu bleiben - was ist er bereit zu opfern.
Es gibt IMMER Mittel und Wege ...
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Uli

Re: Bin neu hier und habe Fragen
« Antwort #2 am: 06 Oktober 2011, 18:09:35 »
Hi Olaf oder Olli,

ja, Du hast Recht, es gibt immer Mittel und Wege...
Ich denke, ein neuer Termin zum Paargespräch wäre die beste Möglichkeit, das Geldthema nochmal anzusprechen und die gemeinsame Geldverwaltung vorzuschlagen.

Ich befürchte jedoch, daß er im Prinzip unterm Strich überhaupt nichts übrig hätte, würde er seinen 3 Kindern den nötigen Unterhalt, seine Miete und was sonst noch anfällt, zahlen.
Ich glaube, davor läuft er einfach weg, in dem er keinen Unterhalt zahlt und lieber die Kohle verzockt.
Er hat es bisher immer vermieden, mal seine fixen Kosten aufzulisten, um zu sehen, was eigentlich dann noch verbleibt..

Es ist wohl höchste Zeit für einen neuen Termin zum Paargespräch.

Was mich noch interessiert: Du hast in einem anderen Beitrag geschrieben, Du bist trocken. Kannst Du Dich noch daran erinnern, wann Du Deinem Umfeld (Verwandtschaft, Freunde) eröffnet hast, daß Du spielst und nun eine Therapie machst?
Selbst das hat er nach 4 Monaten Therapie noch nicht geschafft. Er hat mich gebeten, wenn seine Kinder an dem Abend anrufen, an dem er in der Gruppentherapie sitzt, soll ich sagen, er hat noch einen Termin.
Ist das nicht der 2. Schritt (nachdem man aufhören will und sich Hilfe sucht), offen einzugestehen, daß man eine Therapie macht, um sein Verhalten ändern zu können?

LG
Uli

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Offline Olli

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Re: Bin neu hier und habe Fragen
« Antwort #3 am: 06 Oktober 2011, 20:36:15 »
Hi Uli!

Ich befürchte jedoch, daß er im Prinzip unterm Strich überhaupt nichts übrig hätte, würde er seinen 3 Kindern den nötigen Unterhalt, seine Miete und was sonst noch anfällt, zahlen.

Wenn ich mich recht entsinne, dann liegt der Selbstbehalt (oder wie das heisst) bei ca. 900 €.
Damit können keine großen Sprünge gemacht werden - aber es reicht zum überleben.


Zu Deinen Fragen:
Ich habe keine Therapie gemacht.
Desweiteren bin ich der Meinung, nur ein Aussenstehender kann feststellen, ob ich trocken bin.
Von daher betitele ich mich seit einigen Jahre als "abstinent".

Erwarte bitte von der Therapie keine Wunderheilung.
Sie ist zwar struktuiert - dahinter stecken Menschenverstand, Erfahrungen, Sachverstand pi pa po - doch die Therapie ist letztlich nur so gut, wie der Patient bereit ist sich zu öffnen und mitzuarbeiten.
Da ich selber mich "nur" in SHG und SHF mit meiner Sucht beschäftige, dauert/e alles zwar hier und da schon ein wenig länger - aber es funktioniert trotzdem.


Meine Familie ist durch Sterbefälle und Geschwisterstreitereien auf Vaters Seite recht klein.
Meine nahen Verwandten wissen schon ewig von meiner Sucht.
Bleiben noch Freunde und gute Bekannte ...
Einer Freundin habe ich mich nach ca. 1 Jahr offenbart.
Die Antwort war: Wusste ich doch schon längst ...
das und das Training in SHG und SHF haben dann dazu geführt - wenn solch ein Thema aufkommt - spreche ich auch offen darüber.

Tue mir und Dir bitte einen Gefallen:
Decke niemals die Lügen eines Suchtkranken.
Du machst Dich damit mitverantwortlich für zukünftige Ereignisse.
Die Kinder haben ein Recht zu erfahren, dass ihr Vater an einer Krankheit leidet und gerade deswegen in Therapie ist.
Spreche es auch an im Paargespräch- und distanziere Dich davon.
Wenn Dir irgendetwas nicht gefällt, dann stecke DEINE Grenzen ab - mit absoluter Konsequenz.

Dabei denke ich, dass Du niemals Unmögliches von ihm verlangen wirst.

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
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Uli

Re: Bin neu hier und habe Fragen
« Antwort #4 am: 19 Oktober 2011, 08:59:09 »
Seit meinem letzten Eintrag hier, hat sich bei uns sehr viel getan...

Die Caritas stellt den Leuten der Therapiegruppe für jeden Monat eine Bescheinigung aus, an welchen Tagen sie anwesend waren, und ob es sich um Gruppen-, Einzel- oder Paargespräche gehandelt hat.
Beim Lesen ist mir aufgefallen, daß er einmal nicht zum Gruppentreffen war, bekam aber von ihm eine sms, daß er gleich von der Arbeit aus hinfährt, weil er spät dran ist..
Auf meine Frage, warum er nicht dort war, sagte er zuerst, die haben bestimmt einen Fehler gemacht und vergessen, diesen Tag aufzuführen, später gab er dann zu, nicht dort gewesen zu sein.
Danach war er ein paar mal abends bis spät in die Nacht weg, am letzten Zahltag gab er zu, spielen gewesen zu sein.
Dazu kam dann noch diese ich sag mal "Wesensveränderung", das hat mich echt fertig gemacht.
In meinem Kopf hat sich dann wieder das Thema "er geht mir bestimmt fremd" breit gemacht, und als er letzten Freitag erst nachts um halb drei heimkam, wurde es mir endgültig zu viel.
Am Samstag Morgen fragte ich ihn, wie lange er mich schon betrügt, und ich bekam die Standard-Antwort, die ich auf alles bekomme: ich würde mir nur unnötige Gedanken machen.
(Ich konnte es mal wieder nicht lassen, und hatte in dieser Nacht in seinen Geldbeutel geschaut, da lag ein Zettel mit einem Frauennamen und einer Tel.nr. drin, was meine Vermutung nur noch bestärkte. Ich habe ihm aber nicht gesagt, daß ich geschnüffelt habe)

Jedenfalls hatte ich beschlossen, seine Sachen zu packen, mich von ihm zu trennen und ihn in seine Wohnung zu schicken.
Als er dann kam, um seine Sachen zu holen, sagte er, er hat bei seinen Eltern übernachtet. Ich glaubte ihm nicht, sagte aber nichts. Dann rief sein Vater hier an, um zu fragen, wie es uns geht. Hat mich sehr gewundert, hätte mein Freund dort geschlafen, bräuchte sein Vater nicht zu fragen, wie es uns geht.
Als ich ihn fragte, ob er keinen Übernachtungsgast hatte, sagte er nein.
Gerade mal 5 Minuten zuvor hielt ich meinem Freund nochmal dieses ständige Lügen vor, und schon wieder war klar, daß er gelogen hat...
Ich war echt am Ende. Zum guten Schluß sagte mein Freund dann, hätte er gesagt, er hat in seiner Wohnung übernachtet, hätte ich ihm auch nicht geglaubt.
Also selbst im allerletzten Moment des Ertappt-Werdens kann er nicht die Wahrheit sprechen.

Ich redete ihm noch ein letztes Mal ins Gewissen, daß er da alleine nicht mehr rauskommt, und daß ich denke, einmal pro Woche in die Gruppentherapie und ab und zu ein Einzelgespräch bringen ihn nicht weiter.
Meiner Meinung nach hilft da nur noch eine stationäre Therapie über mehrere Monate, vorausgesetzt, er will wirklich was ändern.
Er hat Angst, daß er dann keine Miete und keinen Unterhalt mehr zahlen kann, wenn er nur noch Krankengeld bekommt. Darauf sagte ich, daß er ja sowieso meistens nichts bezahlt. Davon wollte er natürlich nichts hören.
Im Laufe des Gesprächs bin ich dann wieder einen Schritt zurück gegangen, hab ihm vorgeschlagen, er soll sich jetzt aufrappeln, seine Sachen mitnehmen und endlich das tun, was schon so lange überfällig ist. Und dazu gebe ich ihm bis Ende des Jahres Zeit. Habe mich also noch nicht endgültig getrennt, sondern die Entscheidung (mal wieder) nach hinten geschoben.
Einen Tag später meldete er sich, sagte, er war beim Anwalt, hat sich um seine Privatinsolvenz gekümmert und war bei der Caritas um ein Einzelgespräch zu bekommen, leider ist der Termin erst Ende Oktober.
Dann sagte er, er hat in seiner Wohnung keinen Strom und kein Gas, weil über 600 Euro Abschläge nicht bezahlt wurden.
Ich sagte, da muß er jetzt durch, wenn ihm was an seiner und unserer Zukunft liegt, muß er jetzt zusehen, wie er das auf die Reihe bekommt, er hat nicht bezahlt, und sonst niemand.
Gestern hat er dann seine Eltern gefragt, ob er eine Zeit lang bei ihnen schlafen darf, sein Vater rief mich an, fragte mich über alles aus, ich sagte ihm, wie der Stand der Dinge ist, daraufhin schickte er ihn in seine Wohnung.
Jetzt habe ich ein wahnsinnig schlechtes Gewissen, aber zugleich weiß ich auch, daß das Zustandekommen dieser ganzen Misere vielleicht die beste Voraussetzung dafür ist, daß er endlich wach wird.
Es tut mir in der Seele weh,ihn so im Stich zu lassen, aber da muß ich jetzt wohl durch.

Wenn ich nur diese elende Hoffnung auf eine bessere Zukunft endlich loslassen könnte!

Habe gestern das Buch: Wenn Frauen zu sehr lieben (die heimliche Sucht, gebraucht zu werden) angefangen, und schon auf den ersten 4 Seiten so viel Wahrheit über mich gelesen, daß es mir schlecht wird.
Ich bleibe dran, lese und verstehe weiter, nächste Woche habe ich wieder einen Termin bei meiner Therapeutin, mal sehen, was die nächste Zeit bringt.

Das wars dann erst mal von mir

liebe Grüße
Uli

*

Uli

Re: Bin neu hier und habe Fragen
« Antwort #5 am: 20 Oktober 2011, 23:49:00 »
Da bin ich schon wieder..
Es sieht ganz danach aus, als hätten sich sämtliche Schwierigkeiten gelohnt.
Mein Freund war bis eben bei mir (er kam nach der Therapiegruppe), er erzählte, daß er in den vergangenen Nächten über eine stationäre Therapie nachgedacht hat. Als er heute Morgen aufgestanden ist, hat er den festen Entschluß gefaßt, eine solche zu machen.
Das hat er dann heute Abend bei der Gruppe gesagt, woraufhin sein Therapeut ihm zugesichert hat, nächste Woche den Antrag fertig zu haben, er braucht ihn dann nur noch zu unterschreiben. Es könnte sein, daß er schon in 3-4 Wochen dort ist. Ein Gruppenmitglied hat ihm dann wohl noch sehr ausführlich von seiner zurückliegenden Therapie erzählt, daß ihm die Zeit dort sehr gut getan hat und ihn aufgemuntert, wenn er dort ist, alles, was dort angeboten wird, mitzunehmen.
Seine Stimmung ist im Moment sehr euphorisch, ich habe mich auch riesig gefreut, ich hoffe, daß alles gut geht, und er nicht mehr so lange warten muß, bis es los geht.
Wobei ich schon auch Angst habe, wie es sein wird, für 3-4 Monate getrennt zu sein.
Ich sehe aber auch eine Chance für mich, diese Zeit ohne ihn durchstehen zu müssen, in der Gewißheit, er ist nicht nur in seiner Wohnung hier um die Ecke..

Ich freue mich, daß er diesen Entschluß gefaßt hat und bin gespannt, wie es wohl werden wird.

Hoffnungsvolle Grüße

Uli

*

Uli

Re: Bin neu hier und habe Fragen
« Antwort #6 am: 11 März 2013, 00:08:09 »
Mittlerweiler sind fast 1 1/2 Jahre vergangen, und um es vorweg zu nehmen, meine Hoffnung auf eine dauerhafte Besserung hat sich nicht verwirklicht.

Er war von Januar bis April 2011 in stationärer Therapie. In dieser Zeit war er sehr offen und ganz anders, als ich ihn sonst kannte. Das ließ mich natürlich weiter hoffen, daß er es schafft..
Die Therapie war an einem Donnerstag zu Ende und am nächsten Tag hatte ich schon ein ungutes Gefühl, weil er recht viel Zeit in der Stadt verbracht hat. Offiziell mußte er die Bescheinigung, die er in der Klinik bekam, zur LVA bringen.

Nach dem Wochenende fing er wieder an zu arbeiten, sprang also ohne Übergang mit beiden Beinen voll in den Job, und ab da war er wieder ganz der "Alte". Die Offenheit und die Bereitschaft, auch mal über eigene Gefühle zu sprechen waren von heute auf morgen futsch.

Die ambulante Nachsorge hat er auch nur noch ein paar Wochen besucht, und das wars dann.

Nach der Therapie bestand er darauf, an 2 Tagen pro Woche in seiner Wohnung zu schlafen, weil er die Zeit für sich brauche.
Und dann ging es wieder mit den Lügen los, mal hier, mal da, und izmmer wieder Situationen, die ich schon von früher kannte:
Kurz bevor er zu mir kommen wollte kam eine sms, daß er länger arbeiten muß und dann in seiner Wohnung schläft.
Das einzige, was sich durch die Therapie geändert hat: er hat jetzt alle 2 Wochen seine Kinder übers WE bei sich, das hält er tatsächlich ein. Allerdings hat er seine Kinder schon öfter mir gegenüber als Alibi benutzt. Er sagte, die Kinder kommen am Freitag, in Wirlichkeit hat er mit ihnen dann zB ausgemacht, daß sie erst samstags oder sonntags kommen sollen, um dann 1 oder 2 Tage für was auch immer zu haben.
Er ließ mich in dem Glauben, daß sie bei ihm sind, und später erfuhr ich dann, daß er zB Fasching feiern war. Er kam gar nicht auf die Idee, die Zeit mit mir zu verbringen.
Es ist wirklich unerträglich, immer wieder angelogen zu werden. Ich konnte nie einschätzen, was stimmt, und was war gelogen.
Das Geld, was ich ihm zu Anfang unserer Beziehung Stück für Stück geliehen habe, hat er mir immer noch nicht zurückgezahlt. Stattdessen immer neue Erklärungen, warum es nicht geht und immer wieder ein Verschieben der Zahlungen auf die Zukunft.

Diese Dinge lassen mich leider vermuten, daß er wieder spielt.

Letztes Jahr im November wollte ich mich daher von ihm trennen. Er schlug eine Paartherapie vor. Ich ging darauf ein, weil ich ihn eigentlich gar nicht verlassen wollte, aber auch nicht mehr so weitermachen wollte, wie bisher.
In der Therapiestunde war er offen und verständnisvoll, und es entstand leicht der Eindruck, als wären die Probleme eher auf meiner Seite.
Doch leider komme ich zu dem Schluß, daß die Therapie nur vorgeschlagen wurde, damit er vordergründig Engagement zeigt und ich doch damit zufrieden sein kann, daß er etwas für unsere Beziehung tut.
Und mit dem Paargespräch war es dann, wie nach seiner stationären Therapie. Kaum zu Hause war alles andere wieder wichtiger..
Letzten Monat wollte ich mich von ihm trennen, aber ich konnte es nicht ertragen, ihn gehen zu lassen und habe einen Rückzieher gemacht.
Danach war er tagelang bei mir, wahrscheinlich nur, weil mal wieder sein Geld alle war, und am nächsten Tag (da bekam er wieder Geld) kam prompt eine sms, er muß länger arbeiten und schläft zu Hause.. (Wir wohnen nur 5 min voneinander entfernt..)
Seit ich ihm am nächsten Morgen sagte, daß es für mich unerträglich ist, immer wieder weggeschoben zu werden und ihn wieder einmal auf mein Geld angesprochen habe, meldet er sich nicht mehr.
Ich heule mir seit Tagen wieder die Augen aus dem Kopf, weil es im Grunde nur einen Weg gibt, und der bedeutet: Trennung, aber endgültig.

Sonst kann ich wahrscheinlich in 5 Jahren weiterhin solche Berichte, wie diesen hier, verfassen, und es ändert sich rein gar nichts.

Es ist unglaublich traurig.

Uli

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freitagessen

Re: Bin neu hier und habe Fragen
« Antwort #7 am: 11 März 2013, 08:04:38 »
Moin Uli

Spieler zu sein ist nicht einfach, und "Mitspielerin" auch nicht !

Habe deine Geschichte mal durchgelesen, und ich finde das du sehr viel für deinen Freund getan hast.
Aber was hat dein Freund in dieser Zeit für dich getan ?
So traurig wie das auch sein mag......"Gar nichts"
In all der Zeit hat er auf Biegen und Brechen das gemacht was er machen wollte, nämlich gespielt....mit Ausnahme von ein paar kleine Unterbrechungen (Therapie)...aber auch nur weil er wahrscheinlich am Boden lag.
Es wird höchste Zeit das du auch mal an dich denkst...allerhöchste Zeit...weil helfen kannst du ihm eh nicht.
Ein Spieler muss von sich aus bereit sein aufzuhören....das wirst du niemals, wie auch immer erzwingen können....da mag deine Liebe noch so groß sein.
Leider liebt dein Freund seine Automaten immer noch mehr wie dich !
Und natürlich ist das sehr Traurig, aber wenn du nicht an seiner Spielsucht zu Grunde gehen möchtest, musst du anfangen zu handeln.(tue es für dich)
Wenn du dir schlüssig bist was für dich das beste ist.....dann mach es....nur so wirst du wieder Glücklich werden.

Rainer     

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Uli

Re: Bin neu hier und habe Fragen
« Antwort #8 am: 11 März 2013, 14:55:12 »
Hallo Rainer,

danke für Deine Worte. Ja, das hab ich seit Jahren von meinen Freundinnen auch so gehört: Was tut er eigentlich für Dich?
Natürlich sucht man als Co-Abhängige die Schuld meist mehr bei sich selbst, und da wird nach außen auch sehr oft das Verhalten des Süchtigen entschuldigt..

Und es ist wie ein Fluch, jetzt, wo er sich wieder tagelang nicht gemeldet hat, fange ich langsam wieder an, mich aufzurappeln und zu beruhigen, doch heute bekam ich eine sms, er will heute vorbeikommen und mir Geld bringen.
Schon dreht sich das Nerven- u. Gedankenkarussel wieder: Hm, wer weiß, er scheint sich doch wieder Mühe zu geben, will seine Schulden doch tilgen usw. usw.
Natürlich hoffe ich schon darauf, noch alles Geld zurück zu bekommen, aber so zieht sich dieser Schwebezustand zwischen Hoffen und immer neuen Enttäuschungen eben auch weiter in die Länge.
Mal sehen, was der Abend heute ergibt. Ich hoffe, ich kann stark bleiben und falle nicht wieder auf Versprechungen herein..

LG
Uli

*

freitagessen

Re: Bin neu hier und habe Fragen
« Antwort #9 am: 11 März 2013, 18:33:42 »
Moin Uli

Irgendwie ticken wir Spieler doch alle gleich, erst wird gezockt was das Zeug hält, oder solange das Geld reicht....dann kommt die Einsicht das es doch alle nur Mist ist was wir fabrizieren....dann müssen wir wieder getröstet werden, und im Anschluss gehen wir wieder gestärkt in den Hallen.
Wir Spieler sind was das betrifft wahre "Künstler",....schließlich verstehen wir die "Kunst" der Manipulation...und das in jeglicher Hinsicht und/oder Situation. 
Ist auch nur möglich weil unsere gegenüber sich manipulieren lassen!
Zu spielen ist wie gesagt eine Qual.....eine "Starke" Frau.....ist aber "ein Alptraum" für uns Spieler!!!!

Viel erfolg heute Abend....und das meine ich wirklich nicht Ironisch.

LG Rainer



 

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Uli

Re: Bin neu hier und habe Fragen
« Antwort #10 am: 01 April 2013, 23:33:11 »
Hallo Rainer,

ich hab's irgendwie immer noch nicht verstanden..

Wie ich beim letzten Eintrag geschrieben habe, ist mein Freund tatsächlich gekommen und hat mir Geld gebracht. Ich hab mich riesig gefreut, daß er zu seinem Wort steht!
Dann hat es so ausgesehen, als würde wieder etwas Ruhe und ein Fünkchen Hoffnung in unsere Beziehung einkehren, allerdings hat das wieder nur einige Tage angehalten.
Wieder hörte ich: "Ich melde mich", "ich komme vorbei", stattdessen hab ich wieder tagelang nichts von ihm gehört und gesehen.
Am Abend vor meinem Geburtstag rief er zum ersten Mal seit Tagen an und fragte, ob es nicht besser wäre, wenn wir unsere Beziehung beenden. (Eine Woche zuvor deutete er noch eine Geburtstagsüberaschung an, er wollte irgendetwas mit mir unternehmen..) Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Im November wollte er von sich aus zur Paartherapie und knapp 3 Monate später (wir hatten erst 2 Sitzungen, bei der dritten hat er gekniffen) sieht er keinen Sinn mehr, die Beziehung fortzuführen.
Die Gründe sind für mich nicht direkt nachvollziehbar. Er nennt mir Dinge, die schon lange zurückliegen, die jetzt aktuell daran Schuld sein sollen, daß seine Gefühle für mich nicht mehr so sind, wie sie mal waren. Ich kapiere das einfach nicht. Wir haben unter anderem im Paargespräch genau darüber gesprochen, wollten in Zukunft an unseren Verhaltensweisen arbeiten, nur die Vergangenheit kann man doch nicht mehr rückgängig machen. Aber genau diese hält er mir vor. Und verschiedene Verhaltensweisen von meiner Seite hätten seine Gefühle zu mir verändert..
O.K., ich weiß, daß ich mich im Grunde immer noch an einer Beziehung zu ihm festklammere, die eigentlich schon lange keine mehr ist, bzw. war.
Bloß, wie kann jemand eine Beziehung beenden und gleichzeitig zu mir sagen, ich bin immer für Dich da, wenn Du mich brauchst, wenn Du willst, komme ich morgen nach der Arbeit bei Dir vorbei, und wenn Du auch magst, würde ich gerne weiterhin mit Dir tanzen gehen, wo wir doch schon so lange dabei sind und schon solche Fortschritte gemacht haben???
Dieses Hüh und Hott will einfach nicht in meinen Schädel reingehen.
Ist das wieder typisch für einen Spieler, nach dem Motto: wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht naß?
Ich bin fix und fertig und hab seit Tagen geheult, wie schon lange nicht mehr. Es ist mir unbegreiflich, daß ein Mensch den Fokus nur auf den Anderen richtet, zu seinen eigenen Fehlern jedoch meint: "ich habe nie gesagt, daß ich perfekt bin".

Ich weiß, daß Viele jetzt denken, warum tut die sich das immer noch an? Ich kann ihn einfach nicht loslassen, das ist meine Sucht..
Diese verdammte Hoffnung, die sich in meinem Hirn festgesetzt hat, sie will nicht nachlassen. Das ist so, als würde ich mit einer Wurst vor der Nase meines Hundes wedeln. Der würde auch wie besessen versuchen, diese Wurst endlich zu bekommen.

Traurige Grüße
Uli




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freitagessen

Re: Bin neu hier und habe Fragen
« Antwort #11 am: 02 April 2013, 08:57:31 »
Hallo Uli

Ich versuche es dir mal zu erklären.

Typisches verhalten eines Spielers, alle anderen sind schuld nur er selber nicht.

Solange er weis das er jederzeit auf dich zurückgreifen kann wird er sein Verhalten auch nicht ändern, warum sollte er auch !

Suche nicht die Schuld bei dir für sein Verhalten, weil dich hier nun wirklich keine Schuld trifft.

Frage dich doch mal was du für deinen Freund tun kannst, und was du schon getan hast.
Ich gebe dir die Antwort, GAR NICHTS, er will überhaupt keine Veränderung, er will weiter spielen, und du bist momentan nur ein lästiges etwas welches "stört".

Als Freundin eines Spielers stehst du immer an zweiter stelle bzw im Abseits.

Wenn dir etwas an ihm liegt, dann kannst du ihm nur fallen lassen!

Das ist wirklich die einzige Möglichkeit um ein Spieler zur Besinnung kommen zu lassen.

Ist deine Tür immer für ihm auf, unterstützt du ihm auch noch unbewusst in seiner Sucht.

Ich schreibe heute Abend weiter (muss Arbeiten).

Rainer


 



 


 

 

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freitagessen

Re: Bin neu hier und habe Fragen
« Antwort #12 am: 03 April 2013, 10:06:54 »
Hallo Uli

Ich habe es immer noch nicht Verstanden, so fängt dein Beitrag an!

Ich Persönlich denke das du sehr wohl verstanden hast, alleine schon die Tatsache das er dich mittlerweile seit nunmehr als 4 Jahre an der Nase herumführen lässt (bewusst/unbewusst), hat dir etwas die Augen geöffnet so wie ich dich lese.

Er spielt nicht nur an den Automaten, sondern auch mit deinen Gefühlen.

Ich habe es schon mal versucht dir zu erklären, und ich denke in dieser Hinsicht sind wir als Spieler nicht all zu verschieden bzw. von der Sucht so vereinnahmt das wir nicht anders können, oder manchmal auch nicht wollen.

An erster Stelle steht nun mal das "Spielen" (als Aktiver Spieler)

Ein Spieler so wie ich es war, hat keine Gefühle, kann Liebe nicht erwidern, und braucht seine mitmenschen nur um sie zu missbrauchen. (als Aktiver Spieler)

Da sich das ganze bei "euch" auch schon seit mehrere Jahren in der länge zieht, vermute ich das er zurzeit keine Änderung will.

In allem was du geschrieben hast erkenne ich mich selber , so wie du dein Freund beschreibst, so war auch ich als Aktiver Spieler. (da gibt es kein großen unterschied)

Meine Beziehung war nur ein Ort worin ich mich zurückziehen konnte nachdem ich gespielt hatte.

Nachdem "Verlieren" war ich öfters mit sehr viel Frust geladen, und fragen wie, wo warst du, was hast du gemacht, liegt dir nichts an mir....wurden entweder umgangen (Lügen) oder aber sie wurden dafür genutzt um mich selber in mein Handeln (als Spieler) zu bestätigen.


Mit dem Bestätigen meine ich, das ich als Spieler immer einen Grund suchte um erneut spielen zu gehen, eine "Nervende" Partnerin passte da genau in mein Schema.


Mein Frau war so schlecht, alles versuchte sie mir zu versauen, sie versteht mich nicht, immer dieses hinterfragen, nein nein ich musste spielen und hier drüber nachdenken. (so dachte ich bzw. so wollte ich denken)

Es war ein/eine Schuldige für mein Unglücklich sein gefunden, ich brauchte schließlich ein Rechtfertigung für mein "Fehlverhalten".

Das sind nur ein paar Gedanken die ich als Spieler hatte.

Spielen war mein Leben, eine Änderung kam nicht in frage, und schuldig daran war der Rest der Welt. (so dachte ich)

Am Anfang wo ihr euch kennen gelernt habt, da hat dein Freund noch eine Änderung gewollt, angefangene Therapie, viele Gespräche mit dir, da wollte er noch eine Veränderung, aber Heute interessiert ihm das alles nicht mehr die Bohne. (Feststellung)

Der Grund,

Um seine Sucht aufrecht zu erhalten darf ihm das auch nicht Interessieren, ansonsten müsste er sich mit Dir und seiner Sucht auseinander setzen, und es scheint das er dieses zurzeit nicht will.

Das nicht auseinandersetzen wollen mit der Sucht hat zur Folge das wir die Menschen die wir am meisten Lieben, auch am meisten Weh tun.

Es sind die Opfer unserer Sucht.

Manchmal weil wir es perfekt verstehen zu Manipulieren, manchmal wissen sie es auch und das nennt mann dann Co-Abhängigkeit !!

Rainer

*

Uli

Re: Bin neu hier und habe Fragen
« Antwort #13 am: 06 April 2013, 23:48:07 »
Hallo Rainer,

danke für Deine ausführliche Antwort!
Es ist wirklich bitter. Ich lese im Moment Bücher von Anne Wilson Schaef (Co-Abhängigkeit - Die Sucht hinter der Sucht und Die Flucht vor der Nähe - Warum Liebe, die süchtig macht, keine Liebe ist). Außerdem gehe ich wieder regelmäßig zu meiner Therapeutin.
Eines habe ich verstanden: ich bin in gewisser Weise genau so krank, wie mein Ex-Partner. Das schwierige daran ist, es auch zu akzeptieren. Obwohl ich schon damals, als er in stationäre Therapie ging, bei mir schon so ein Gefühl hatte, als würde ich eine solche Therapie vielleicht noch mehr brauchen, als er... Da hat mein Gefühl mich wohl nicht getäuscht. Wenn ich solche Bücher lese, fällt es mir wie Schuppen von den Augen, eine bittere Wahrheit! Da stehe ich nun am Fuße eines riesigen Berges, und ehrlich gesagt fällt es mir schwer, die Dinge umzusetzen, die jetzt wichtig für mich sind.
Und das ist genau der Punkt, warum ich so lange an unserer Beziehung festgehalten, bzw. immer wieder beide Augen zugedrückt habe. Ich dachte stets an meine eigenen Unzulänglichkeiten, weil ich ja an mir selbst beobachte, wie schwer es ist, eingeübte Verhaltensweisen aufzugeben/ zu ändern. Wie konnte ich ihm dann noch sein Verhalten vorwerfen oder gar verlangen, daß er sich ändert?
Das ist der Teufelskreis.
Nun ja, meine Therapeutin meinte, unser Zusammenleben hatte mit einer wirklichen Partnerschaft im Grunde nichts gemeinsam, es war eben die typische Beziehung zwischen einem Süchtigen und einer Co-Abhängigen - traurig, aber wahr.
Und gerade, weil ich im Moment wirklich ganz tief in ein Loch gefallen bin, kann ich noch nicht mal wütend darüber sein, wie er mit mir umgegangen ist, geschweige denn erleichtert sein, daß es nun vorbei ist.
Seit 1 1/2 Wochen bin ich so antriebslos, daß ich kaum noch etwas geregelt kriege, mir fehlt jegliche Struktur. Ich muß jetzt meine letzten Kräfte mobilisieren, daß ich wieder auf die Beine komme!

Alles Gute für Dich und liebe Grüße
Uli

*

freitagessen

Re: Bin neu hier und habe Fragen
« Antwort #14 am: 07 April 2013, 11:21:08 »
Hallo Uli

Ich verstehe dich, und natürlich schmerzt es wenn wir mit verdrängte Wahrheiten Konfrontiert werden.
Vielleicht für dich nicht Vorstellbar, aber ich als Spieler mache das gleiche durch.
Noch heute spüre ich die Auswirkungen dieser Sucht, wobei es weniger ums Spielen selber geht, sondern mehr um das danach.
Ich sehe Heute welch ein, ich sage es mal so, "Schaden" ich nicht nur bei mir sondern auch bei den Menschen angerichtet habe, die ich nur für meinen Zweck "missbraucht habe".

Auch jetzt stehe ich noch vor den Trümmern meines Lebens, und suche einen Weg raus in irgendeine Zukunft.

Es fühlt sich ungefähr so an,

Komme mir vor ob ich mitten in einer Bombardierten Stadt stehe, und finde einfach kein Weg hinaus, und das einzige was ich sehe sind "Trümmern").

Trotzdem müssen wir schauen, das wir, wie auch immer unser Leben wieder einen Sinn geben.
Kopf im Sand zu stecken wäre in diesem Fall wohl die schlechteste Lösung, obwohl mir öfters danach ist.
Ein Teil von mein Leben habe ich weggeworfen (denke ich manchmal)und so ist das auch , das vor uns liegende sollten wir umso mehr zu schätzen wissen.

Ich denke das dieses die einzige Möglichkeit ist das zu verarbeiten was verarbeitet werden muss.

Verstehe auch, es ist nicht so das wir als "Spieler" unsere Mitmenschen bewusst verletzen, es ist diese verdammte Sucht die uns Sachen machen lässt die wir überhaupt nicht machen  wollen.

Als Spieler so kam es mir immer vor, bist du gefangen in den Tentakeln ein Krake, und diese zieht dich immer weiter mit in der Tiefe, du wehrst dich, du willst Luft holen, du weist das du ersäufst, und trotzdem kannst du dich nichts tun, weil diese "Scheisskrake" so unheimlich stark ist.

"Alles wo du dich dran festhältst ziehst du mit in den Abgrund hinein."

Nicht weil du es willst, sondern weil du keine anderen Möglichkeiten siehst, kannst/willst.....oder wie auch immer um das ganze zu stoppen.
Diese Krake übt eine Hypnotische Wirkung auf dich aus, und Suggeriert dir nachdem sie dich bearbeitet/gefangen hat, es auf gar keinen Fall mehr ein Entrinnen gibt.

Sowohl du, wie auch ich haben es irgendwie geschafft uns von dieser Krake zu lösen, jetzt müssen wir nur noch Luft holen.

Die Krake kann nichts dafür, diese will nur Überleben.
Wir waren nur zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort, und haben die Gefahr die von der Krake ausgeht, nicht erkannt oder aber unterschätzt.

Jetzt kennen wir die Krake, und auch die welche die in deren Tentakeln gefangen sind/waren ?!
Ob diese nun Schuldig oder auch nicht Schuldig an deren eigenes "Schicksal" sind, wer möchte hier schon drüber Urteilen ?

Wir können/müssen jetzt nach vorne schauen, es gibt auch noch ein Leben ohne/nach dieser Krake. 

Rainer

 
   

 

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