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Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
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Hallo, bin neu hier

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Offline PeLe

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Hallo, bin neu hier
« am: 08 Juni 2011, 20:07:04 »
Hallo,

ich (29b) bin neu hier. Ich habe mich hier angemeldet, weil ich den Verdacht habe, dass ein Angestellter von uns spielsüchtig ist.

Mir fiel vor ein paar Monaten auf, dass er starke Stimmungsschwankungen hat, mit den Gedanken nicht bei der Arbeit, Feuerzeug von einer Spielo, er leihte sich von mir Geld usw.

Ich war auch schon bei einer Suchtberatungsstelle um nach zu fragen wie wir uns verhalten sollen, als Arbeitgeber aber auch als Freunde(wir haben eine kleine Firma und haben zu allen ein familäres Verhältnis).

Bei der Beratungsstelle hat man uns empfohlen, mit ihm offen zu reden und ihm konsequent zu sagen, dass wir weiter ihm zusammenarbeiten möchten, aber nur unter der Bedingung, dass er zu der Beratungsstelle geht. Bei dem Gespräch mit ihm hat er natürlich alles abgestritten, aber er willigte ein und war auch gleich zum nächst möglichen Termin dort.

Jetzt habe ich so viele Fragen, ich hoffe Ihr könnt mir etwas weiter helfen.

Ich leg mal los.
Ist das nicht komisch, das er alles abstreitet und dann doch dort hin geht?

Ich weiß, er hat mich belogen (er erzählte mir, sein Auspuff sei kaputt und irgendeiner hat sein Konto abgräumt und er hat noch nicht mal Geld sich was zu essen zu kaufen, da ich damals schon den Verdacht hatte, habe ich den Auspuff direkt bei der Werkstatt bezahlt, Bargeld habe ich ihm keines gegeben, weil er mich nicht direkt danach gefragt hat).
Ich also am nächsten Tag den Auspuff bezahlt und musste dann noch einkaufen, fahr an der Spielo vorbei und wen sein AUto stand da?? Ich glaube ihr könnt es Euch denken. Ich war so enttäuscht und wütend.
So jetzt meine Farge, wenn er mir in die Augen schaut und mich anlügt, um an Geld zu kommen bzw. das was er noch hat verspielen zu können, ist das ein Beweis dafür dass er spielsüchtig ist? Geht das noch ohne Therapie?

Ich muss dazu sagen, ich bin vorgeschädigt. MEin VAter war Alkoholiker (ist letztes JAhr daran gestorben). Ich weiß also wieviel Leid, Enttäuschung, Hoffnung und Schmerz, dass für alle Beteiligten ist. Und ehrlich gesagt, will ich dass nie wieder erleben.
Aber ich kann ihn auch nicht einfach so im Regen stehen lassen, aber ich merke ich kann ihm keine Wort mehr glauben, und ich meine wirklich keines. Wenn er z.B. über das gestrige Fernsehprogramm erzählt, kommt bei mir sofort der Gedanke, er erzählt mir dass nur, damit ich denke, er war nicht in der Spielo. Ich kann nix dafür.
Vielleicht vergleiche ich das auch mit meinem Vater, er hat mir so viel seelischen Schmerz zugefügt, dass ich die Wut jetzt unbewußt auf Ihn übertrage.

Ach ja und dann wie soll ich mich denn verhalten wenn ich sein Auto vor ner Spielo sehe?
Rein gehen? Ansprechen? Ignorieren?
Das betrifft ja nicht seine Arbeit, sondern ist ja eigentlich seine Privatssphäre.

Ich will ihm helfen , aber ich will auch mich und die Firma schützen.

Vielen Dank für`s lesen.

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Offline Olli

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Re: Hallo, bin neu hier
« Antwort #1 am: 09 Juni 2011, 09:43:12 »
Hi Pele!

Willkommen!

Ganz ehrlich - ich bin begeistert ...
Da gibt es einen AG, der sich wirklich von Herzen sorgt ...

Kein Drumherumgedrukse wie bei mir damals - kein dienstliches Ziel - der Mensch steht im Vordergrund ...

Dann lege ich mal los:

Ist das nicht komisch, das er alles abstreitet und dann doch dort hin geht?

Ich behaupte einmal - nein - ist es nicht.
Über 20 Jahre habe ich gespielt und mir war immer bewusst, dass ich etwas "falsch" mache.
Ich sah bei Anderen, wie sie sich eine Familie aufbauten. Ich sah, wie Lebensziele gesetzt, angegangen und erreicht wurden.
Ich spürte die Sorgen meiner Lieben - bekam ihre Verzweiflung, ihre Sorgen, ihre Schmerzen, ihre Hilflosigkeit mit, die ich ausgelöst hatte.
Es wurde im Ruhigen mit mir gesprochen, ich wurde angeschrieen - ich wurde rausgeschmissen - ich wurde wieder aufgenommen ...
Das lässt sich noch etliche Zeilen ausschmücken.
Doch mein Leben dümpelte dahin - ich verbrachte die Zeit in Spielhallen - ich ergoß mich in Selbstmitleid und ertränkte dies im Spiel.
Und irgendwann habe ich im Telefonbuch nach einer Selbsthilfegruppe gesucht und bin fündig geworden.
Hingegangen bin ich aber erst, als ich mal wieder aufgeflogen bin - nutzte sie also als Alibi.
Mehrere Wochen lang besuchte ich sie regelmäßig - aber da ich innerlich nicht bereit war zu genesen, habe ich nichts von dem verstanden, was dort gesprochen wurde.
Dies änderte sich erst fast sieben Jahre später - die selben Leute, die selben Erfahrungen, die selben Grundsätze - aber ein anderer Olaf, der jetzt endlich bereit war zuzuhören - zu assoziieren - zu reflektieren - an sich zu arbeiten.
Ja, ich verstehe, dass er dort hin gegangen ist.
Wir Spieler sind nicht dumm (auch wenn wir das oft glauben) - und wir sind auch nicht gefühllos - doch so lange unsere oberste Priorität das Spielen ist - hat niemand den Hauch einer Chance an uns heran zu kommen.

Das kann sich erst ändern, wenn man konsequent zu uns ist - knallharte Konsequenzen am eigenen Leibe spürbar "gemacht" werden - oder, wie bei mir, von selber ein Umdenkprozess stattfindet.

Du hattest ihm de Auspuff bezahlt - einen Tag später siehst Du das Auto vor der SH.
In Deinen "gesunden" Augen hast Du ein gutes Werk getan - nicht wahr?
Hast ihm zwar kein Geld gegeben - aber er muss ja mobil sein - aber Du hast die Rg bezahlt.
Mein Freund - Deine Absicht ehrt Dich - doch wir sind nicht "normal".
Ich möchte Dich deshalb ein wenig schocken:
Du hast aktiv seine Sucht unterstützt!
Bitte unterlasse dies zukünftig - Du tust Dir keinen Gefallen - und ihm schon mal gar nicht.
Er hat so viel verspielt, dass er keine "Reserven" mehr für den Auspuff hatte.
Er HÄTTE Konsequenzen gespürt - er hätte laufen müssen - den ÖPNV in Anspruch nehmen müssen - er wäre eventuelle deswegen mehrere Stunden am Tag mehr unterwegs gewesen ...
Aber was IST passiert? Du hast ihm diese Erfahrung abgenommen.
Wieso sollte er also umdenken? Es ist für ihn doch noch einmal "gut" gegangen.
Wieso sollte er also am nächsten Tag "nicht" in der gewohnten Umgebung sich aufhalten?
Er WILL doch spielen - er sieht keinerlei Veranlassung daran etwas zu ändern ...
Sein körpereigenes Belohnungssystem kann weiterhin auf Hochtouren laufen - dies zu spüren ist etwas Schönes - nichts Schlechtes.

Verstehe mich bitte nicht falsch - ich möchte Dich nicht niedermachen.
Du hast gehandelt, wie ein pflichtbewusster AG, ein sich sorgender Freund.
Doch das ist ausgerechnet bei UNS Spielern leider genau das Falsche ...

Sei für ihn da, wenn er ein offenes Ohr braucht - unterstütze ihn moralisch.
Auch wenn ER es nicht erkennt oder wahrhaben möchte - Du kannst Dir immer sagen: Mehr kann ich für ihn nicht tun.

"Geht das noch ohne Therapie?"

Eine Therapie ist keine Wunderpille ...
Ich selber habe keine Therapie gemacht und bin seit fast fünf Jahren spielfrei.
Eine Genesung steigt und fällt mit dem "aufrechten Willen" des Spielers.
Ist dieser Wille gegeben, so kann eine Therapie ein monströses Hilfswerkzeug sein.

"Ich war so enttäuscht und wütend."
Sei Dir bitte bewusst, dass er nicht spielen gegangen ist, um Dich zu verletzen.
Ich kann mir sehr wohl vorstellen, dass er glücklich darüber war, dass Du ihm den Auspuff bezahlt/vorgestreckt hattest - und da musste er sich belohnen ...
Selbstkritik und Zweifel am eigenen Handeln werden bei uns einfach ausgeschaltet ...

"Ach ja und dann wie soll ich mich denn verhalten wenn ich sein Auto vor ner Spielo sehe?
Rein gehen? Ansprechen? Ignorieren?
Das betrifft ja nicht seine Arbeit, sondern ist ja eigentlich seine Privatssphäre."

Versuche Dir bitte kein schlechtes Gewissen über DEIN Handeln einzureden.
Wenn DU ihn als Freund oder Familienmitglied ansiehst, dann fühlst DU Dich in der Pflicht.
Und wenn das für Dich bedeutet in die SH zu gehen und ihn bloß zu stellen, dann ist das für DICH vollkommen legitim.
Es wirkt sich nicht auf seine Arbeit aus? Sicher?
Also ich habe damals noch Außendienstfahrten gemacht und habe so manche Mittagspause um ein Stündchen verlängert ...
Der Auspuff wurde doch sicherlich mit einem Lohnvorschuss bezahlt?

Außerdem, bei all dem, was Du hier schreibst - u.a.:
Wenn er z.B. über das gestrige Fernsehprogramm erzählt, ...

Du hast einen "Draht" zu ihm ... Du hast zumindest die Chance ihn positiv zu beeinflussen.

Gut - er ist erwachsen - trotzdem frage ich Dich:
Hast Du schon mal überlegt, seine Familie mit ins "Boot" zu holen?

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline PeLe

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Re: Hallo, bin neu hier
« Antwort #2 am: 09 Juni 2011, 20:10:14 »
Hallo Olaf

vielen Dank für Deine Antwort.
Erst mal muss ich dazu sagen, zu der Zeit mit dem Auspuff war ich mir nicht sicher ob er wirklich spielen geht oder ob meine Antennen einfach nur zu sensibel sind.
Ab dem Punkt war es mir aber klar und ich werde ihm kein Cent mehr geben.

Seine Familie ist so ein Problem, zumindest seine Frau. Ich glaube Sie ist einer der Auslöser(wenn man dass so sagen kann). Sie nutzt ihn nur aus, betrügt ihn und will sein Geld. Eigentlich sind sie auch getrennt, eigentlich. Aber er kommt irgendwie nicht von ihr los. Seine Eltern? Mhh ich weiß nicht.
Der Sozialarbeiter hat gesagt, ich soll für mich so ein Stufenplan aufstellen. Also wenn er jetzt z.B. nicht mehr zu den Beratungstunden geht, dann soll ich zur nächsten Stufe übergehen, ihm also den Schlüssel zur Firma wegnehmen oder seine Eltern informieren.
Er hat gesagt man muss ihm auch ne Chance geben was zu ändern und nicht gleich alle Konsequenzen ziehen.
Wie siehst du das denn?

Ich glaube aber, wenn man süchtig ist, ändert man erst was wenn man ganz unten ist.
Deshalb glaube ich nicht, das er sich den Beratern öffnen wird, so wie bei dir das war.
Und ich glaube so weit ist er noch nicht. Er war schon immer ein sehr guter Schauspieler und Putzhauer, was man nur durchschaut, wenn man ein bißchen Menschenkenntnis hat.

Ich will ihm wirklich helfen und ich weiß auch das er nicht spielen geht um andere zu verletzen oder das persönlich meint, aber es ist sehr verletzend  und ich würde lügen wenn ich sage, dass ich es nicht persönlich nehme. Obwohl ich weiß dass es so nicht gemeint ist.

Vielen Dank noch mal

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Offline Olli

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Re: Hallo, bin neu hier
« Antwort #3 am: 10 Juni 2011, 09:15:02 »
Hi Pele!

Er hat gesagt man muss ihm auch ne Chance geben was zu ändern und nicht gleich alle Konsequenzen ziehen.
Wie siehst du das denn?


Ich sehe das genau so.
Wenn er genesen soll/will, dann müssen die Entscheidungen von ihm aus kommen.
ER übernimmt dann Verantwortung für sich.
Natürlich gibt es immer Punkte zu denen man sich regelrecht durchringen muss - einfach eine Entscheidung treffen kann.

Doch was, wenn die angedrohten Konsequenzen nicht durchgezogen werden?
Dann passiert das, was ich über 20 jahre gemacht habe:
Ich habe auf Zeit gespielt - mit meinen Mitmenschen und mit mir.

Setze ihm also Fristen - werden sie überschritten - Peng! - sofortige Konsequenzen ...

Aus dieser Erfahrung wird er lernen ... er wird künftig Entscheidungen treffen ... rechtzeitig.
Sollte er die richtigen Entscheidungen getroffen haben und sich dies positiv auf ihn auswirkt, dann wird er es merken ... sein Selbstwert wird gesteigert - die nächsten Entscheidungen werden leichter gefällt.

Zum Thema Schlüssel ...
Sollte er in der Firma Zugriff auf Finanzen oder Warenkapital haben - dann schütze Dich, indem Du ihm den Schlüssel sofort entziehst.
Er lügt ja bereits, dass sich die Balken biegen - der Schritt zur Unterschlagung und zum Diebstahl ist da nicht mehr weit.

Deshalb glaube ich nicht, das er sich den Beratern öffnen wird, so wie bei dir das war.

Ich war bei keiner Suchtberatung. Meine Werkzeuge waren die SHG und die SHF´s.
Eine alte Freundin hat sich vor ein paar Jahren zur Therapeutischen Beraterin ausbilden lassen.
Durch einen Zufall haben wir uns damals in meiner Dartkneipe getroffen - sie berichtete über ihre Fortbildung - und ich berichtete über meine Sucht.
Es war ein langes und intensives Gespräch von dem ein Satz mir besonders im Gedächtnis geblieben ist: Olaf - Du bist nicht spielsüchtig ...
Ich war so fixiert auf das Thema, dass ich diese Aussage abgeblockt habe.
Hätte wohl besser mal gefragt, worauf sie hinausgewollt hatte ...
Es wird sicherlich darauf hinausgewollt sein:
Die Spielsucht ist ein Symptom eines viel schwerwiegendern Problems ...
Leider habe ich sie seitdem nicht mehr getroffen.

Ich will ihm wirklich helfen und ich weiß auch das er nicht spielen geht um andere zu verletzen oder das persönlich meint, aber es ist sehr verletzend  und ich würde lügen wenn ich sage, dass ich es nicht persönlich nehme. Obwohl ich weiß dass es so nicht gemeint ist.

Jedem Angehörigen - und dazu zähle ich Dich - sage ich immer wieder:
Versuche einen gewissen emotionalen Abstand zu wahren!
Denn wenn er nicht will - dann hast Du nicht versagt - Du hast dann Dein Bestes gegeben und ER hat es nicht angenommen.

Ich glaube aber, wenn man süchtig ist, ändert man erst was wenn man ganz unten ist.

Ich formuliere das anders:
Wenn man süchtig ist, dann ändert man erst was, wenn die Konsequenzen des eigenen Handelns am eigenen Leibe gefühlt werden und die Schmerzgrenze überschritten wird.

Ganz unten - wo ist das im Einzelfalle?
Die Brücke als Schlafplatz? Die Prostitution? Die Kriminalität?
Es gibt Beispiele zu Hauf - da haben sich die Personen schlichtweg den Situationen angepasst - über Jahre hinweg - eine Eigenschaft, die wir gut beherrschen.

Er war schon immer ein sehr guter Schauspieler und Putzhauer ...

Jo - Fassaden ...
Weisst Du, wie Du ihn "knacken" kannst?
Spreche mit ihm über DICH - nicht über ihn - über Dich.
Spreche von Deinen Sorgen - von Deinen Gefühlen - von Deinen Wünschen.

Wenn er es zulässt, dann kannst Du auch mit zum Beratungsgespräch gehen und den Profi dort als Mediator für solch ein Gespräch miß- ähm gebrauchen ;)

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline PeLe

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Re: Hallo, bin neu hier
« Antwort #4 am: 10 Juni 2011, 10:24:28 »
Hallo Olaf,

ja er hat Zugang zu Waren und irgendwie auch zu unseren Privaträumen. WIr wohnen direkt oben drüber. Das war nie ein Problem, aber jetzt?
Mein Gedanke war auch das der Weg zum nächsten Schritt (irgendwas mitnehmen um es zu Geld zu amchen) nicht mehr weit ist. Ich finde den Schritt aber ziemlich hart. Er ist fast von ANfang an bei uns in der Firma. Naja und seit dem Gespräch mit ihm läuft es auf Arbeit ziemlich gut. Keine Gefühlsschwankungen ect, etwas ruhig gegenüber mir, ich merke es ist ihm unangenehm. Ich weiß aber das er noch spielen geht. Aber zur Zeit beeinflußt das nicht seine Arbeit. Zumindest reißt er sich in den paar Stunden echt zusammen. Wäre es dann nicht unfair ihn dafür zu bestrafen, indem ich ihm den Schlüssel weg nehme?
Auf der anderen Seite bevor etwas schlimmeres passiert, er also wirklich den Schritt geht und etwas mitnimmt. Vielleicht bekomme ich es ja auch nicht gleich mit und unterstütze damit ja irgendwie auch wieder seine Sucht.

Mich ihm zu öffnen ist mittlerweile ein sehr großes Problem. Wir haben das gegenseitig eigentlich immer getan, auch Privatdinge. Da habe ich ihm auch vertraut. Aber je mehr man einem Menschen von sich selbst erzählt umso verletzlicher wird man auch. Und er hat mich mit seinen Lügen so verletzt, obwohl ich weiß dass es nicht persönlich gemeint war. Aber im Endeffekt steht da eine Lüge. Und ich geb zu, durch meine Vergangenheit habe ich echte Probleme mich Menschen wirklich anzuvertrauen und nicht nur so oberflächlich. Er war so ein Mensch und dann hat auch er mich enttäuscht.

Aber so wie ich das sehe, habe ich keine Wahl oder? Wenn ich ihm helfen will, muss ich das Risiko eingehen, verletzt zu werden.

Vielen lieben Dank noch mal das du dir die Zeit nimmst und mir antwortest undvor allem so ehrlich.

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Offline Ilona

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Re: Hallo, bin neu hier
« Antwort #5 am: 10 Juni 2011, 11:58:21 »
Hallo PeLe,

herzlich willkommen in unserem Forum. Als ich deinen Beitrag las, musste ich an einen guten Freund denken. Er hat auch ein kleines Unternehmen und leistet für einige seiner Mitarbeiter echte Sozialarbeiterdienste (Hilfe bei der Geldeinteilung, Schuldenregulierung etc.). Er tut das, weil die Mitarbeiter gute Arbeitskräfte sind und er sie auch seit langem kennt.
Ich glaube, dass diese "Arbeit" bislang in unserer Gesellschaft nicht ausreichend geschätzt wird. Von daher an dieser Stelle: Hut ab! Du fühlst dich verantwortlich für deine Mitarbeiter. Toll!

Nun sollte das aber nicht dazu führen, dass zuviele seiner Probleme zu deinen Problemen werden. Ich finde den Vorschlag von Olaf gut, gemeinsame Gespräche mit dem Sozialarbeiter in der Beratungsstelle zu führen. Das kann ja in längeren Abständen sein (alle 6-8 Wochen) aber dann hättest du Gelegenheit deine Sorgen auch an den Mann zu bringen und gemeinsame Vereinbarungen zu treffen. Das ist übrigens kein "Mißbrauch" des Kollegen. Es gehört vielmehr zu seinen Aufgaben.

Alles Gute und viele Grüße

Ilona

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Offline PeLe

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Re: Hallo, bin neu hier
« Antwort #6 am: 14 Juni 2011, 23:31:52 »
Hallo Ihr Lieben,

nun ja wie soll ich es sagen.
Heute hat er mir eine Bestätigung von der Beratungsstelle gegeben, dass er heute dort war und was stand als Bemerkung unten drauf?
                 "es wurden keine neuen Termine vereinbart."
Ich hatte noch keine Chance ihn drauf anzusprechen, weil er mir den Zettel beim nach Hause gehen ging und da niemand sonst in der Firma davon weiß, habe ich ihn mir auch erst jetzt genauer angeschaut.
Ich habe ja auch sonst keine Chance zu überprüfen, ob das stimmt was er morgen sagen wird, denn die in der Beratungsstelle sind ja der Schweigepflicht unterworfen, es sei denn er entbindet sie davon.
Also was soll ich tun?
Es gab ja eine klare Vereinbarung zwischen uns, wir wollen eine weitere Zusammenarbeit aber nur wenn er zu der Beratungsstunden geht. Das kann ja wohl bei seiner Vorgeschichte nicht mit einer Stunde getan sein.
Was denkt Ihr?

Liebe Grüße PeLe

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Offline Olli

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Re: Hallo, bin neu hier
« Antwort #7 am: 15 Juni 2011, 08:23:25 »
Hi Pele!

Sehe ich genauso ...

ABER:
Wie sieht das mit dem Arbeitsrecht aus?
Passe bitte auf, dass DU Dich nicht in die Nesseln setzt.

"da niemand sonst in der Firma davon weiß"

Hmmm ... wieso eigentlich nicht?
Gut - Ihr habt ein familiäres Verhältnis.
Er apelliert an Dein Vertrauen ... er setzt auf Deine Verschwiegenheit ...
Das ist absolut verständlich - wenn das große Thema nicht gerade SUCHT heissen würde.

Hier unterstützt Du mit Schweigen AKTIV sein "zweites Leben" - verhinderst, dass die anderen Kollegen DICH und ihn unterstützen können.

Weisst Du - als ich mich damals zum letzten Male outete, da unterstütze mich mein Schwager vor der Familie.
MIR vertraute er daraufhin an, dass er ebenfalls spielsüchtig sei.
Er brachte mich durch sanftes Drängen dazu meine SHG aufzusuchen.
Ein paar Wochen später fragte er mich, ob ich ihm nicht 100 € geben könnte.
Er habe gespielt ... wollte es vor meiner Schwester verschleiern.
Tja - ich gab ihm das Geld ...
Dies würde ich heute NICHT mehr machen.
Heute würde ich ihn dazu motivieren Verantwortung zu übernehmen.

Was, wenn er sich bei seinen Kollegen Geld leiht - es nicht zurückzahlen kann - der Geber selber in finanzielle Not kommt.
Was, wenn dann herauskommt, dass DU von seiner Sucht wusstest und nicht gewarnt hast?

Rede mit ihm darüber ...
Argumentiere dabei, dass dies zu seinem eigenen Selbstschutz sei.
Er verbaue sich den Weg zum Suchtmittel.
Er verbaue sich den Weg zur SH ...
Süchtig zu sein ist keine Schande - dazu zu stehen ist genau das Gegenteil.





Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
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Offline PeLe

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Re: Hallo, bin neu hier
« Antwort #8 am: 15 Juni 2011, 22:52:57 »
Hallo

wir sind wirklich nur eine kleine Firma, mein Mann, 2 Angestellte und ich.
Die 2. Angestellte habe ich schon mal gefragt ob er sich von Ihr Geld geborgt hat, hatte er noch nicht und ich habe Sie eindringlich darum gebeten dass auch nie zu tun, noch nicht mal Geld für Zigaretten.
Mh und mit dem Weg zum Suchtmittel verbauen, würde nicht funktionieren weil er der Meinung ist er hat kein Problem.
Heute habe ich ihn gefragt, warum er keinen neuen Termin in der Beratungstelle gemacht hat. Er hat gesagt die Psychologin habe gesagt dass sei nicht nötig. Daraufhin habe ich ihn gebeten, die Beratungsstelle von der Schweigepflicht zu entbinden, weil ich nicht glaube das die Pädagogin nach einer halben Stunde Gespräch einschätzen kann ob eine Abhängigkeit vorliegt oder nicht und ich auch nicht glaube dass sie so schnell eine Entscheidung treffen würden. Ich würde sie deshalb gern selbst anrufen und mich vergewissern. Wenn dann  raus kommt es ist alles ok, würde ich mich sehr freuen, aber ich glaube das nicht.
Ihr könnt Euch nicht vorstellen was da los war. nein das macht er nicht  und er lässt sich nicht unter Druck setzen. Und nur weil ich mal in ner Spielo gearbeitet habe, muss ich doch nicht denken dass ich weiß was da abgeht. Ausserdem wüßte ich ja gar nicht was er in der Spielo macht. Ich habe ihm gesagt wir wollen nur helfen und wir hatten ne klare Abmachung.  Um mich zu vergewissern ob er der auch wirklich nach gekommen ist soll er die Beratungstelle von der Schweigepflicht mir gegenüber entbinden. Ich habe ihm eine Woche Zeit gegeben um das zu machen, wenn er dem nicht nach kommt, werden wir andere Konsequenzen ziehen.

Ich habe mit meinen Mann vereinbart, dasswir ihm dann den Schlüssel für die Firma weg nehmen.
War das zu hart, weil ich ihm nicht geglaubt ahbe was die Pädagogin gesagt haben soll?

Oder zu weich weil ich ne Woche Zeit gegeben habe?

Liebe Grüße





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Offline Ilona

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Re: Hallo, bin neu hier
« Antwort #9 am: 16 Juni 2011, 10:00:11 »
Liebe PeLe,

ich komme den Vorschlag eines gemeinsamen Gesprächs zurück. Du warst in der Beratungsstelle. Er war in der Beratungsstelle. Das nächste könnte doch ein gemeinsames Gespräch sein, in dem ihr dann zum Beispiel auch den Stufenplan genau besprecht, du deine Sorgen aussprechen kannst und er weiß, dass er eine zweite Chance bekommt. Es ist sicherlich wichtig jetzt mit offenen Karten zu spielen.

Allkes Gute und liebe Grüße, Ilona

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Offline Olli

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Re: Hallo, bin neu hier
« Antwort #10 am: 16 Juni 2011, 11:15:28 »
Hi Pele!

Höre auf an Dir zu zweifeln! :)

Ich wünschte, ICH hätte solch einen Chef!
Einer, der seine Freundschaft weiterhin anbietet, obwohl er zurückgestoßen wird.

Ihr könnt Euch nicht vorstellen was da los war. nein das macht er nicht  und er lässt sich nicht unter Druck setzen.

Doch - können wir ... ;)
Solches Verhalten habe ich selber oft genug an den Tag gelegt.
Und wozu diente es?
Um von MIR abzulenken ...
Dir ein schlechtes Gewissen einzureden ...
Die erkannte Lüge zu verschleiern ...
Um weiterspielen zu können!

Also:
DU handelst in meinen Augen richtig!
Und Du bist nicht "zu weich"!



Gute 24 h
Olaf


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Offline PeLe

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Re: Hallo, bin neu hier
« Antwort #11 am: 16 Juni 2011, 20:27:47 »
Hallo Ihr Lieben,

erst mal vielen lieben Dank für die lieben Worte und Tips. ;)

Ich habe heute noch mal in der Beratungstelle angerufen und hatte zufällig genau die Sozialpädagogin dran, bei der er war. Und sie wußte auch gleich was mit mir anzufangen und hat mir zu verstehen gegeben, dass sie ja nur Menschen helfen kann die es auch wollen und wenn sich jemand rein setzt und sagt er weiß nicht warum er hier ist, kann sie ja auch nichts machen. Sie hat mir auch empfohlen, zusammen mit ihm zu Ihr zu kommen, damit dieses über "drei Leute Gerede" aufhört, jeder kann dann sagen was ihn bedrückt. Naja so wie Ilona das auch schon gesagt hat.
Also habe ich heute zu ihm gesagt, dass ich nochmal da angerufen habe und die Pädagogin mir empfohlen mit ihm zusammen da hin zu gehen und das ich das mit ihm machen möchte.
Die Antwort war, dann höre ich auf hier zu arbeiten, dass macht er nicht. Ich hab ihm gesagt, dass ich das sehr schade finde aber es seine Entscheidung ist.
Toll, oder?
Und nun?
Das wird doch sein Untergang? (Klingt so als ob er nicht ohne uns leben kann, so mein ich das aber nicht, ach denk schon ihr wisst wie ich dass meine, Sorry bin etwas verwirrt.)
 

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Offline Olli

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Re: Hallo, bin neu hier
« Antwort #12 am: 17 Juni 2011, 08:34:51 »
Hi PeLe!

"Ich hab ihm gesagt, dass ich das sehr schade finde aber es seine Entscheidung ist."

Toll? - Nein - wahnsinnig gut!

Du zeigst ihm, dass Du ihm helfen möchtest.
Du zeigst ihm Deine Grenzen.
Du lässt ihm die Entscheidung!

Du hast Dir nichts vorzuwerfen - im Gegenteil!

Das wird doch sein Untergang?

Na und? - Diese Entscheidung trifft ER und Du kannst Dir immer wieder sagen, dass Du alles Menschenmögliche gemacht hast!

Lasse ihn kündigen!
Lasse ihn keinen neuen Job finden.
Lasse ihn die Wohnung verlieren.
Lasse ihn "unter der Brücke" schlafen.
Lasse ihn all die möglichen negativen Auswirkungen seiner Sucht an sich selbst spüren.

Wenn er wirklich geht, wirst Du ihm sicherlich sagen, dass Du immer eine offene Tür für ihn parat hast.

Irgendwann wird er aufwachen und dann wird er sich an Dich erinnern. Positiv!

Gute 24 h
Olaf


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Offline PeLe

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Re: Hallo, bin neu hier
« Antwort #13 am: 17 Juni 2011, 09:52:30 »
Hallo
es ist nur so schwierig zu sehen wie jemand sein eigenes Leben ruiniert. Und man steht so machtlos daneben und kann nicht wirklich was tun um ihm zu helfen, wenn er das nicht will.

Aber ich weiß seit gestern Abend 100%, das es nur die Spitze des Eisberges ist. Hatte gestern noch ein langes Gespräch mir unserer anderen Angestellten. Habe alle Karten auf den Tisch gelegt. Sie hat ihm auch schon oft Geld geborgt, er wollte sogar, dass sie seinen Strom auf sich anmeldet. Das schlimmste aber ist, dass er sie auch schon mit in die Spielo gezerrt hat. Sie war schon ein paar mal mit ihm und auch schon ein paar mal alleine.
Mein Gott, ich glaub ich träum.

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Offline Olli

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Re: Hallo, bin neu hier
« Antwort #14 am: 17 Juni 2011, 12:25:57 »
Hi PeLe!

Tja, so ist das nun mal ...

Meine Erfahrung hat gezeigt, dass JEDER, der in eine Spielhalle geht, spielsüchtig ist.
Andere widersprechen mir hier vehement ...

Also unterstelle ich einmal, dass es Ausnahmen gibt.
Deine Angestellte muss also nicht schon zwangsläufig spielsüchtig sein - sie ist aber absolut gefährdet.
Dass sie so offen mit Dir gesprochen hat, spricht für sie.
Hier kannst Du sicherlich warnend einschreiten.
Hier kannst Du sicherlich noch helfen ...

Die Abgründe über Deinen Angestellten ... meinst Du wirklich, das ist schon die Spietze des Eisberges? Garantiert nicht!

Gute 24 h
Olaf


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