Hallo Karin,
das Statement, deinem Mann eine SHG rauszusuchen, hast du an anderer Stelle ja schon bekommen.
Also, mein Mann dachte damals - als er endlich eine Therapie anfing - er könnte Berge versetzen. Es kam erst sowas wie Euphorie auf und er wollte alles gleichzeitg schaffen, auch parallel mit dem Rauchen aufzuhören - seufz. Die ersten Wochen waren toll - fast wie früher. Er bemühte sich wieder mehr und schien wie ausgewechselt. Mir war klar, daß das wohl kein Dauerzustand bleiben würde. Gegen das Rauchen kam er nicht an und das machte ihn sauer. Die Stimmung kriegte den ersten Knacks. Immerhin spielte er nicht wieder, war aber immer von innerer Unruhe getrieben. Je mehr ich meinen "Senf" dazugab, umso mehr machte er dicht. Immerhin haute er nun nicht mehr türenknallend ab, um zu zocken. Aber er suchte andere Fluchtmöglichkeiten: Ein Freund - der damals Eheprobleme hatte - rief immer öfter an und wollte was mit meinem Exmann unternehmen. Sie gingen also gemeinsam weg, riefen einen Stammtisch ins Leben und gingen ein Mal in der Woche in die Sauna. Hinzu kamen Skat spielen und andere Aktivitäten. Ein Mal in der Woche ging er zur SHG. Du kannst Dir vorstellen, daß er nicht wirklich mehr oft zuhause war - doppelseufz! Hinzu kam, daß er einfach immer unausstehlicher wurde. Ich kam auch nicht richtig an ihn ran. Er merkte wahrscheinlich, daß er dauerhaft dem Streß (Ehefrau fordert, Kinder fordern, Arbeitgeber fordert, .....) nicht gewachsen war. Er sah nur sich als Opfer und ich sollte Verständnis haben, schließlich sei er krank und bräuchte neue Aufgaben. Die Aufgabe, wieder mit uns als Familie zusammenzusachsen, sah er leider nicht. Das gab immer mehr Diskussionen. Auch seine Freunde sahen das so wie er. Ich sollte mich weiterhin zurücknehmen und Verständnis zeigen, WEIL es ja nur eine Übergangsphase sei.Die dauerte mir dann doch zu lang und ich konnte irgendwann nicht mehr: nach einem Jahr war dann Feierabend für mich; ich war die Respektlosigkeiten, die Beschimpfungen und die Abwesenheit leid. Es hatte mehrere Ansagen gegeben, nun endlich neu anzufangen mit mir, doch es tat sich nichts. Ich warf ihn mehr oder minder raus.....Nach seinem Auszug (er zog erst mal bei einem Freund ein, der ein großes Haus hat), kam sein langsamer Absturz; Arbeitslosigkeit, Schuldenberg, persönliche Probleme. Erst versuchte er wieder, bei uns einzuziehen, ohne aber was ändern zu wollen. Als das nicht klappte,betrieb er Psychoterror zuhause, beschimpfte mich, machte mich überall schlecht, rief meine Eltern an und erzählte ihnen Lügengeschichten über mich usw. Er wollte Geld und nichts als Geld - es war eine harte Zeit. Er überlegte, Privatinsolvenz anzumelden, was er dann doch nicht tat. Er wurde dann psychisch krank (war er ja vorher schon) und entschloss sich dann, endlich eine Aufarbeitung seiner Kindheit zu machen - 8 Wochen weg von der Außenwelt ohne Kontakt zu dieser. Die Kinder nahmen das alles hin - seltsamerweise. Aber er hatte sich vorher schon rar gemacht! Danach berappelte er sich mehr und mehr - ist heute selbständig aber ohne Beziehung. Wir versuchen miteinander klar zu kommen, es bleibt aber schwer. Die "böse Saat", die in seiner Kindheit gelegt wurde, ist aufgegangen und wird nie mehr ganz verschwinden. Allerdings habe ich erst nach Beendigung seiner Zocker-Karriere sein wahres Wesen wirklich erfasst und das, was auch die Sucht aus ihm gemacht hat - immerhin waren es ca. 20 Jahre Zockerkarriere! Trotzdem muß ich abschließend sagen, daß man nicht alles auf die SPielsucht schieben kann. Die Probleme von damals haben sich nach und nach an die Oberfläche gefressen und höhlten ihn aus - so sehe ich das heute. Er hat noch einen weiten Weg vor sich, ob er jemals begreift, daß er auch uns Unrecht tat, weiß ich nicht. Er wülrde es eh nicht mehr zugeben und es bringt auch nichts mehr. Aber wer mit dem Rücken zur Wand steht, beißt bekanntlich um sich. Inwieweit er sich von den Mauern um ihn gelöst hat, weiß nur er! K.