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Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
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ich bin neu und verzweifelt

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ich bin neu und verzweifelt
« am: 07 Februar 2011, 15:04:09 »
Hallo Zusammen,
ich weiss garnicht wo ich anfangen soll, weil alles so ineinander verwurzelt ist.

Ich fang mal mit mir an: Bin 30 Jahr, habe abitur und eine Ausbildung gemacht arbeite momentan als Datenbank Administrator und studiere neben bei Wirtschaftsinformatik. Ich bin ca seit 2 Jahren verheiratet und habe keine Kinder.

So zu meinem Problem: Ich habe, wie die meisten, angefangen mit kleines geld zu spielen. Wir haben früher bei einem Kumpel zuhause Poker Abende veranstaltet, Einsätze 5€ bis 10€. Es hat damals sehr viel Spass gemacht, dass spielen und mit den Freunden den ganzen Abend zu verbringen.

Irgendwann ist man dann zu diversen poker cafe's bzw. Poker Clubs gegangen, wo Cashgame gespielt wird. Es hat damals mit 100€ begonnen und ich habe in sehr kurzer Zeit sehr viel geld verdient. Diesem glücksgefühl renne ich bis heute immer noch hinterher.

Irgendwann, fängt man das geld zu verspielen, man redet sich ein, "ach war doch sowieso gewonnen, geht ja nicht aus eigener Tasche...usw...".Mittlerweile habe ich bestimmt 15000€ verspielt und einen Kredit über 5000€ aufgenommen, damit ich finanziell in keine Notlage gerate. ich habe mal meiner Frau erzählt, das ich beim poker so um die 2000€ verspielt habe. Sie war natürlich sehr sauer und endtäuscht und ich habe ihr versprochen, dass ich nicht mehr spielen werde. Ich schulde meiner Schwiegermutter noch 6000€ von damals wegen meiner Hochzeit. Sie wollte nicht das ich einen Kredit aufnehme und unnötige Zinsen zahle. Meine Frau(sie Studiert) arbeitet nebenbruflich als Kassiererin und hat 1500€ gespart und die mir gegeben, damit ich dieses Geld auf die Bank lege und Später meiner Schwiegermutter. Ihr könnt euch schon denken, was mit diesen 1500€ passiert ist. Meine Frau weiss natürlich von nichts bescheid. Jetzt muss ich wieder zur bank und mir wieder einen Kredit geben lassen.

Mittlerweile macht mir das Spielen absolut keinen Spass mehr, ich habe im letzten Jahr nur gespielt, weil ich mein verlorenes geld wieder zurück gewinnen wollte. Es ist alles viel schlimmer geworden. Ich habe nur gezielten Personen erzählt, das ich beim pokern 2-3000€ verloren habe, also nie die ganze Wahrheit, weil ich mich einfach viel zu sehr schäme. Ich kann nicht mehr in den Spiegel schauen, wenn ich in die Augen meiner Frau anschaue, muss ich fast jedenmals anfangen zu weinen, weil ich Sie auf eine andere Art hintergehe und betrüge.

ich will das alles nicht, mir macht das Leben keinen Spass mehr. Seit 1. Jahr schlafe ich nicht mehr richtig, ich bin immer unruhig und nervös. meine Frau, meine Eltern, mein Bruder die sehen das , dass es mir nicht gut geht, aber die trauen sich nicht zu fragen.

ich fühle mich einfach beschissen, und wollte das hier Niederschreiben. ich würde mich über eure Beiträge freuen.

Gruß
volki

*

Offline Olli

  • *****
  • 7.011
Re: ich bin neu und verzweifelt
« Antwort #1 am: 07 Februar 2011, 16:13:55 »
Hi Volki!

Herzlich willkommen im Forum!

"Ich kann nicht mehr in den Spiegel schauen"

DAS ist genau das, was Du hier im Forum betreibst.
Wir halten uns einen Spiegel vor.
Anders funktioniert Genesung nicht (in meinen Augen).
Von daher erst einmal ein dickes Lob an Dich.

Aber - es geht noch ein wenig besser.
Nutze bitte nicht ständig das Wörtchen "man".
Es lenkt ab - von Dir.
Es beruhigt bloss Dein Gewissen.
Benutze bitte die Ich-Form - vielleicht fällt es Dir sogar schwer.
Überwinde Dich einfach - Du konfrontierst Dich so um einiges mehr mit Dir und Deinen "Schandtaten".

Darüber zu erzählen ist Dir bestimmt auch nicht leicht gefallen?
Hattest Du jeh gedacht, dass Du soweit gehen würdest?
ICH nicht - und ich bin einen ähnlichen Gang gegangen.

Nun, einen kleinen Selbstbetrug habe ich Dir oben über das "man" schon genannt.
Das kannst Du relativ einfach abstellen.
Jetzt kommen wir zum Nächsten - Halbwahrheiten sind Lügen - NICHTS SAGEN ist Lügen.

Tja, ich denke - lügen willst Du auch nicht mehr.
Fazit: Sei absolut ehrlich zu Dir und Deinen Lieben (Frau, Familie, "gute" Freunde).

Dies bedeutet für Dich - oute Dich - so schnell es geht.

Du bist einer anerkannten Krankheit verfallen - sie nennt sich "Pathologische Spielsucht".
Diese Krankheit lässt sich zwar nicht heilen - sie lässt sich aber zum Stillstand bringen.
Dafür gibt es hier im Forum einige gute Beispiele - es ist möglich - auch bei Dir.

Ja, und es gibt dort draussen noch viel mehr Hilfe für uns.
Du kannst im ersten Schritt ja mal die Expertenhotline anrufen (ganz oben auf der Seite).
Oder Du suchst Dir in der Adressenliste hier im Forum eine SHG - rufst an - gehst hin.

Wer könnte Dir besser einen Spiegel vorhalten, als die, die all Dein Erlebtes selber durchlebt haben?

Du hast "bestimmt" so viel Geld verspielt? Oder ein wenig mehr? Oder katastrophal mehr?
Setze Dich bitte auf Deinen Hosenboden und versuche nachzuvollziehen, WIEVIEL Du wirklich bisher verspielt hast.
Bitte nicht nur die Kredite aufrechnen, das geliehene Geld und und und ...
Was ist mit dem allmonatlichen Geld, welches Du hättest sparen können?

Überwinde Dich - SCHOCKIERE Dich selbst.

DAS könnte Deinen "aufrichtigen Willen" stärken für die Wege, die Du nun beschreiten magst.

Fange an mit absoluter Aufrichtigkeit ...

Gute 24 h
Olaf
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: ich bin neu und verzweifelt
« Antwort #2 am: 07 Februar 2011, 21:11:42 »
Hallo olaf, danke erst einmal für deine antwort.
Ich will mich gerne outen, aber ich habe angs sehr grosse angst das mich meine frau verlassen wird. Und das meine familie mit mir nichts zu tun haben möchte. Ich war heute spontan nach der arbeit bei einer shg. Wir hatten ein einzelgespräch, dass hat gut getan. Aber die nette dame meinte das ich mich ersteinmal beruhigen und es noch zeit hat.

Ich habe alle menschen die ich liebe sehr entäuscht, und davor habe ich die grösste angst.

*

Offline Chris

  • *****
  • 413
Re: ich bin neu und verzweifelt
« Antwort #3 am: 07 Februar 2011, 23:42:24 »
Hi Volki,

das war doch schon mal gut, das Du heute bei der SHG warst. Fühlst Du Dich nicht (etwas) erleichtert ?!
Aber Du wirst mit Deiner Frau und danach auch Deiner Familie sprechen müssen. Je länger Du es vor Dir herschiebst, um so länger quälst Du Dich (unnötig) selbst.
Sag Deiner Frau, das Du sie liebst und nicht verlieren möchtest und das Du auch ihre Hilfe brauchst. Sicher bietet die Therapeuten/In bei der SHG auch Paargespräche und Angehörigengespräche an.
Und vor allem, bis dahin...nicht zocken !

Du machst das schon richtig
Gruß

Chris
Ist wie immer, nur meine ganz private Meinung....

Re: ich bin neu und verzweifelt
« Antwort #4 am: 08 Februar 2011, 08:45:28 »
Hallo nochmal,

ich weiss nicht wie ihr euch in dieser Situation gefühlt habt, aber ich manchmal selbstmordgedanken!!! Ich könnte es nicht ertragen, wenn mich meine Frau verlässt. Das Leben hätte für mich keinen Sinn mehr!
Alles was ich will ist, mein altes Leben wieder zurück!

Ich bin den ganzen Tag unruhig und nervös, kann nicht klar denken! Immer wieder die selben gedanken rotieren im meinem Kopf herum!

Gibt es eigentlich irgenwelche rezeptfreie medikamente, die einen beruhigen...?

*

Offline Chris

  • *****
  • 413
Re: ich bin neu und verzweifelt
« Antwort #5 am: 08 Februar 2011, 09:32:15 »
Ja, Schokolade !Meinst Du nicht, das Du mit einem Selbstmord, Deiner Frau, Deiner Familie etc. noch weher tun würdest ?

Nimm es mal so: Wenn Du es ihr sagst, "kannst" Du sie womöglich verlieren, aber wenn Du es ihr nicht sagst, "wirst" Du sie sicher verlieren !

Also, Kopf hoch (sei kein Waschlappen) und zieh das jetzt durch !

Gruß

Chris
« Letzte Änderung: 08 Februar 2011, 09:33:58 von Chris »
Ist wie immer, nur meine ganz private Meinung....

*

Offline Olli

  • *****
  • 7.011
Re: ich bin neu und verzweifelt
« Antwort #6 am: 08 Februar 2011, 09:48:20 »
Hi Volki!

Ich bin hin- und hergerissen ...
Als ich Deinen Beitrag las, da fand ich das Einzelgespräch klasse.

Doch dann machte mich ein Wort stutzig - "rezeptfrei".

Weisst Du, was mir meine Erfahrungen darüber ins Ohr flüstern?
"Er will nicht zum Arzt ... er möchte verschleiern ..."
Und dann erinnere ich mich an die nette Dame, die behauptet, das Outing hätte Zeit ...

Was ist die Wahrheit? Was ist der Grund für "rezeptfrei" ?

OK, ab jetzt denke ich mal wieder optimistisch ;)

Volki - ich bin kein Arzt. Ich kann Dir nur aus meiner Erfahrung sagen, dass das Erleben und Durchleben dieser Unruhe, Nervosität, Zerrissenheit ... Ängste - eine äußerst wichtige Erfahrung für mich war.
Diese Gefühle haben meinen Willen bekräftigt, spielfrei zu bleiben.

Selbstmordgedanken:
Wie heisst es doch so schön - der, der sie ausspricht, macht nicht erst - es ist ein Hilfeschrei.
Nun, ich kann Dir nicht hinter Deine Stirn schauen - kann mir über Deine Ernsthaftigkeit kein Urteil bilden.
Ich kann Dir nur von mir sagen, dass ich diese Gedanken auch einst hatte.
Im Kofferraum lag immer ein Schlauch ...
Dieser Schlauch gab mir Sicherheit - die Sicherheit, vor noch größeren Problemen entfliehen zu können.
Gleichzeitig hing und hänge ich immer noch sowas an meinem Leben ...
"Ernst" waren diese Gedanken NIE.

Glaubst Du nicht auch, dass Du Dir gedanklich einfach nur eine Fluchtmöglichkeit suchst?

Du hast Angst davor, dass sich Deine Frau nach dem Outing von Dir trennt?
Du hast sie nach Deinen eigenen Worten bereits mehrfach belogen und enttäuscht.
Hat sie Dir schon Ultimati gesetzt? Vielleicht sogar schon mehrere?
Was, mein Freund, passiert, wenn SIE herausfindet, was Sache ist?
WAS könnte anders sein, wenn sie es von DIR erfährt?

Volki - dieses Outing ist so unvorstellbar schwer - ich weiss es - ich habe es hinter mir.

Bestimmt ein Dutzend Mal in meinem Leben bin ich aufgeflogen - diese Erfahrungen haben mich zusätzlich blockiert.
Doch das letzte Outing unterschied sich gewaltig von allen anderen:
Ich wollte nicht mehr spielen ...

Lasse Dir diesen Satz auf der Zunge zergehen - jedes einzelne Wort.
Kannst Du ihn aus Deinem tiefsten Herzen heraus auch aussprechen?

DANN wird Deine Frau Deine Ernsthaftigkeit - Deinen aktiven Hilfeschrei - auch erkennen.
Vielleicht nicht direkt im Moment des Outings - aber wenn sie Zeit genug hat nachzudenken ...

Nehmen wir an, Deine Frau verlangt trotzdem die räumliche Trennung ...
ICH gehe davon aus, dass sie Dich liebt - sie sich nur selber schützen will - finanziell, emotional.
Was ist dann? Dreht sich die Welt urplötzlich nicht mehr? - Doch!
Ich kenne einige Freunde, die dies durchmachen mussten.
Sie haben alle überlebt.
Sie haben aber auch die Chance genutzt, FÜR SICH zu genesen.
Und meinst Du nicht, die "Ex-"partner hätten das nicht mitbekommen?

Gute 24 h
Olaf
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
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Re: ich bin neu und verzweifelt
« Antwort #7 am: 08 Februar 2011, 11:37:54 »
Hallo Olaf,

wie haben deine Frau/Freundin, Familie reagiert als du dich geöffnet hast?
Wie lange ist es her? Wie fühlst du dich jetzt? Wie gehst du mit den Schulden?(falls du welche hast)

Eins solltet ihr noch wissen! Mein eigener Vater bzw. mein Schwiegermutter, die hassen Glücksspiele aus dem tiefsten Herzen. Könnt ihr euch vorstellen, was da für eine Welt zusammen brechen wird für die!?

Meine Eltern, meiner Schwiegereltern, mein Bruder die waren alle sehr stolz auf mich. Weil ich bevor ich angefangen habe zu spielen auf dem aufsteigendem Ast war. Beruflich als auch von der charakterstärke.

Ich war allgemein, immer etwas der ruhige Typ Mensch, der immer allen geholfen hat und nur das beste für die familie wollte. Das haben alle sehr geschätzt. Meine Schwiegereltern haben mir ihre Tochter anvertraut sie studiert Medizin, wird später etwas ganz besonderes. Wenn ich mich oute, wird eine Welt zusammenbrechen.

Ich kann es tun! nicht für mich, sondern für alle die mir sehr nahstehen!!

*

Offline Olli

  • *****
  • 7.011
Re: ich bin neu und verzweifelt
« Antwort #8 am: 08 Februar 2011, 14:45:31 »
Hi Volki!

"Ich kann es tun! nicht für mich, sondern für alle die mir sehr nahstehen!! "

Ich muss Dir hier mal ganz vehement wiedersprechen!
Wenn DU spielfrei werden willst ...
Wenn DU DEINE Handlungsweisen ändern willst ...
Wenn DU Deine Denkweisen ändern willst ...

Dann bitteschön mache das ganz alleine für Dich.
Damit DU Dich wieder im Spiegel betrachten kannst.

Die Anderen - die werden das schon merken - das ist der positive Nebeneffekt.

Andere können sich von Dir abwenden oder Dich unterstützen.
DU jedoch kannst nicht aus Deiner Haut. Du musst mit DIR leben. Du hast keine Wahl ...

Wieso also nicht dafür sorgen, dass DU zufrieden bist?

Wie sie reagiert haben, fragts Du?

Nun, meine Familie besteht aus meinen Eltern und meinen beiden Geschwistern.
Mittlerweile habe ich zwei absolut süße Nichten, die ich abgöttisch liebe und das dritte Kind ist auch unterwegs ...

Volki - ich habe mich über bestimmt drei vier Jahre an der Vereinskasse bedient.
Habe die wöchentlichen Gelder nicht gespart, sondrn ausgegeben.
Habe mich ständig dabei selber belogen - genauso, wie ich mir immer wieder gesagt habe: Bald hörst Du auf mit spielen - und es doch nicht getan habe.
Ich habe mich hingesetzt und die Buchführung nachgeholt.
Es war ein Schock für mich, als ich die Zahlen sah.
Ich war absolut enttäuscht von mir und ich wusste, dass will ich nicht.

So habe ich zuerst aufgehört mit Spielen und wusste instinktiv - Du brauchst die Unterstützung Deiner Eltern.
Etwa einen Monat habe ich gebraucht, damit es zum Gespräch kam.
Ich habe immer wieder Andeutungen gemacht - so lange, bis sie nicht mehr ignoriert werden konnten.

Ja, es kam, wie es kommen musste - ich flog raus - zack! Koffer packen - Tschüss!
Zwei Wochen habe ich im Auto schlafend verbracht.

In der Vergangenheit war sowas schon öfters vorgekommen.
Weisst Du, wo ich dann meine Abende verbracht hatte?
Na wo schon - in der Spielhalle.
Doch dieses Mal nicht - ich blieb spielfrei.

Nach diesen zwei Wochen rief mich meine Mom auf der Arbeit an, ich möge doch zu einem Gespräch nach Hause kommen.

Es ist nun viereinhalb Jahre her und ich merke gerade, wie die Erinnerung an wichtige Details nachlässt.
So weiss ich nicht mehr, ob es bai diesem oder beim Rauswurfgespräch war, als mein Vater mit Tränen in den Augen im Flur stand und mich bat: Suche Dir Hilfe!
Weisst Du, was ich Depp ihm erwiederte? Die gibt es nicht für mich ...
Mehr konnte ich mich gar nicht irren ...

Nun, ich wurde wieder aufgenommen - die Finanzverwaltung gab ich wieder ab.

Mein Schwager outete sich dann MIR gegenüber ebenfalls als pathologischen Spieler.
Er war es, der mich überredete - sanft - und es hat mehrere Wochen gedauert, bis ich nachgegeben hatte - die SHG zu besuchen.
Dort war ich schon ca. 6 Jahre vorher gewesen - wollte jedoch damals noch spielen - verstand gar nicht, was die von mir wollten - und kam dort dann auch zu dem Ergebnis, dass für mich keine Hilfe existierte.
Tja, als ich nun dort aufschlug, verstand ich plötzlich ihre Worte.
Es waren die Selben, die ich vorher verneint hatte ...

Nunja, ich schweife ab ...

Etwa ein Jahr lang besuchte ich die SHG und durfte sehr sehr viel lernen.
Etwa einen Monat nach meiner Rückkehr fand ich im Internet ein Forum, in dem ich Mitglied wurde - und dort ebenfalls Freunde fand.
Kurzum - wegen einem Streit mit der Betreiberin verließ ich dieses vor knapp 2 Jahren und etwa 25 Freunde begleiteten mich - in ein eigens Forum, welches ich heute mit meinem Schwager administriere.

Obwohl ich die SHG ja nun schon lange nicht mehr besucht habe, fühle ich mich dieser meiner Gruppe immer noch zugehörig.
Ich kann jederzeit Mittwochs dort aufschlagen und ich weiß, dass ich dort willkommen geheißen werde.

Gut ... Schulden ...
Bis auf den Überziehungskredit und das Geld der Vereinskasse hatte ich bis dato keine Schulden mehr.
Auf der einen Seite ein Segen - auf der anderen Seite ein Fluch - hatten meine Eltern mich hier immer beschützt.
Nein, es flossen keine Gelder - ich habe für meinen Unsinn immer selber gerade gestanden.

Natürlich hatte ich im Laufe der Jahre einmal einen Kredit aufgenommen - natürlich nur, um das Konto auszugleichen ;)
Natürlich habe ich mir auch mal einen Bausparvertrag auszahlen lassen.
Viele viele Nebenjobs haben meine Sucht befriedigt.
Wenn ich diese Gelder nur "überschlage", dann dürfte der Betrag ca. bei 250.000 € liegen.

Aber weisst Du was? Auch wenn mir manchmal darüber ein wenig wehmütig werde - nachtrauern tue ich dem Geld nicht.

DAS habe ich getan, als ich noch aktiv war - jedoch nur, um dies als Grund zu sehen weiter zu spielen.
Ich hatte keine Perspektiven - keine Hoffnungen - keine Ziele.

Die habe ich heute - eines dieser Ziele ist mein eigenes Häuschen, in welches ich in naher Zukunft umziehen werde.
Dieses Häuschen - knappe 73 qm Wohnfläche auf zwei Etagen zzgl Keller - hätte ich mir nie erträumt, wenn ich nicht die Entscheidung getroffen hätte, spielfrei zu werden.
Gut - JETZT habe ich Schulden - jetzt habe ich aber einen materiellen Gegenwert.
Jetzt weiss ich, wofür ich Geld ausgebe - und es macht Spaß.
Ja, ich belohne mich mit meinen eigenen vier Wänden für meine Spielfreiheit.
Für mich ist das eine wahnsinnige Motivation für die nächsten 24 h.

Uiuiui ... ich muss noch was tun ...

Gute 24 h
Olaf

Gute 24 h
Olaf


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Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
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*

Offline Chris

  • *****
  • 413
Re: ich bin neu und verzweifelt
« Antwort #9 am: 08 Februar 2011, 17:28:11 »

Nunja, ich schweife ab ...

Olaf



Nee, jetzt, echt ?

Gerade dachte ich so bei mir....sollte ich Olli mal fragen, ob er einen Text-Generator benutzt. Aber dann fühlt er sich wieder auf die Füße getreten, also sage ich lieber nichts.

Aber dann denke ich wieder, vielleicht sollte ihm irgendjemand mal stecken, das soooo lange Beiträge den Leser eventuell, vielleicht, unter umständen einschläfern könnten....

Aber, ach was solls   ich bin zufrieden, wenn Olli glücklich ist, also sage ich eben nix.

Gruß

Chris
Ist wie immer, nur meine ganz private Meinung....

*

Offline Olli

  • *****
  • 7.011
Re: ich bin neu und verzweifelt
« Antwort #10 am: 09 Februar 2011, 11:01:01 »
#schmunzel#

Isch wollt´ dat gar nit ...
Ist einfach so aus mir rausgeflossen ...
War so ne Art Kontrollverlust ...

;) ;) ;)
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
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Re: ich bin neu und verzweifelt
« Antwort #11 am: 09 Februar 2011, 11:10:04 »
Hallo Zusammen,

ich habe gestern alles meiner Frau gebeichtet. ich bin zwar sehr viel los geworden, habe aber das gefühl, dass ich den psyscho Druck nur weiter gegeben habe.

Jetzt hat sie den ganzen Druck, und als ob das nicht reichen würde, ist für Sie eine Welt zusammengebrochen.

Auf der einen Seite fühle ich mich sehr erleichtert, auf der anderen habe ich meiner Frau sehr wehgetan. Es tut mir sehr weh! Der gestrige Abend wird für immer in meiner Erinnerung bleiben und ich werde diesen Tag niemals vergessen.

Trotz alldem fühle ich mich immer noch immer beschissen, so als ob ich wieder spielen war und ne Menge geld verloren hätte.

...volki

*

Offline Olli

  • *****
  • 7.011
Re: ich bin neu und verzweifelt
« Antwort #12 am: 09 Februar 2011, 14:39:33 »
Hi Volki!

Erst einmal: SUPER!

Jetzt ist es also raus ...

Mal von Ihren seelischen Schmerzen abgesehen:
Sie hatte ein "Recht" darauf alles zu erfahren.
Du hattest die "Pflicht" es ihr zu erzählen.

Hmmmm - Du hast also "Druck weiter gegeben".

Machst Du das in anderen Dingen nicht auch in Eurer Beziehung? Was ist mit ihr?
Sprecht Ihr denn sonst nicht über die verschiedensten Dinge - einfach um zu teilen?

Wieso sollte das Thema Sucht davon ausgenommen sein?

Selbstredend ist sie schockiert - sie ist nicht süchtig - sie versteht die Wesensänderungen eines Süchtigen nicht - verstehst Du sie?

Es gibt für Euch beide Hilfe.
Du warst schon in der SHG - nehme Deine Frau mit - frage zudem, ob es auch Angehörigentreffen gibt.

"Trotz alldem fühle ich mich immer noch immer beschissen, so als ob ich wieder spielen war und ne Menge geld verloren hätte."

Gut - das nennt sich "schlechtes Gewissen".
Es ist also noch existent und es regt sich wieder - PRIMA!

Aber - Du warst trotzdem NICHT SPIELEN.
Du hast Dich diesen Gefühlen gestellt.

Was hast Du nun vor?

Gute 24 h
Olaf
Gute 24 h
Olaf


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Re: ich bin neu und verzweifelt
« Antwort #13 am: 09 Februar 2011, 15:38:21 »
Hallo Olaf,

ich weiss nicht was ich vorhabe. Momentan mache ich mir nur Sorgen um meine Frau. Sie holt mich heute von der Arbeit ab und ich will einfach nur den Abend mit ihr verbringen.

Nächste Woche habe einen Termin bei der SHG. Ich habe meine Frau gefragt ob sie mitkommt. Sie meinte dass sie mich jetzt nicht alleine lassen will und mich unterstützen will und das mit zu SHG kommt.
Wenn es nach mir ginge würde ich sofort mit ihr dorthingehen, aber die SHG hat keine Zeit! Was ich allerdings nicht verstehe, die müssen sich doch Zeit nehmen für Menschen die Hilfe brauchen.

Ich möchte nur noch mein altes Leben zurück, Arbeit studium und meine Familie. Später will ich eigene Kinder haben und ein guter Vater werden. Ich habe meiner Frau versprochen, das ich nie wieder spielen werde. Sie meinte entweder das Spiel oder ich...

Diese Wahl ist micht nicht Schwer gefallen. Aber ich brauche momentan jede Unterstützung.

Gruß
volki

*

Offline Olli

  • *****
  • 7.011
Re: ich bin neu und verzweifelt
« Antwort #14 am: 09 Februar 2011, 17:10:52 »
Hi Volki!

Deine Frau ist klasse - drück sie mal von mir ...

1. Sie hält zu Dir und will Dich unterstützen.
2. Sie benennt ihre Grenzen und im Falle des Falles ihre Konsequenz.

Super ...

Ich persönlich finde es wichtig, dass sie zur SHG mitkommt.
Sie lernt dort nicht nur wichtige Verhaltensregeln - sie wird auch viel über sich selber lernen.

"Was ich allerdings nicht verstehe, die müssen sich doch Zeit nehmen für Menschen die Hilfe brauchen."

Nein - müssen sie nicht.
Es handelt sich hier um eine Selbsthilfegruppe.
Ist es eine reine Spielergruppe, dann übernimmt jeder für sich UND die Gruppe Verantwortung.
ICH ging FÜR MICH in die SHG - nicht für Andere.
Ich habe das Forum FÜR MICH erstellt - nicht für Andere.

Wenn es sich um eine professionell geleitete Gruppe handelt, dann bedenke bitte, dass gerade durch den Pokerboom eine wahre Flut an Spielsüchtigen dort aufschlägt.

Außerdem - die Einstellung: Ich will alles und das auch noch sofort! - kannste´ knicken ;)

Du hast noch 40 - 50 Jahre "Leben mit der Sucht" vor Dir ... was machen die paar Tage da schon aus ...
Hauptsache, der Termin nächste Woche steht und wird von Dir wargenommen.

Bei uns sind die Treffen ein Mal wöchentlich - das gibt Zeit über das Gesprochene nachzudenken - es vorher einfach mal sacken zu lassen.
Weisst Du, was die effizientesten Zeiten in der Gruppe sind? So mittendrin?
Es sind die minutenlangen Pausen, wenn keine Wortmeldungen kommen.
Das gibt Gelegenheit die eigenen Gedanken zu sortieren - zu analysieren, zu sortieren - ja, vielleicht sogar zu verstehen.

Du möchtest das alte Leben zurück?

Dann lese mal dies - ein Auszug aus der Präambel der GA(Gamblers Anonymous~Anonyme Spieler):

Wir sind fest davon überzeugt, dass wir an einer fortschreitenden Krankheit leiden. Im Laufe der Zeit verschlimmert sich diese - es geht uns stets schlechter, niemals besser.
Steht jemand erst einmal unter diesem Spielzwang, verliert er drei grundlegende Dinge: Zeit, Geld und sein Wertgefühl.
Zeit und Geld sind verspielt - unwiederbringlich -, das Wertgefühl aber lässt sich zurückgewinnen.


Du hast davon gesprochen, dass Du Deine Verwandten enttäuscht hast.
Du leidest an einer Krankheit - es soll nicht als Entschuldigung dienen - es ist wohl eine Tatsache.
DAS werden sie auch im Laufe der Zeit erkennen.
Und wenn sie merken, dass Du Hilfe jeglicher Art zulässt - Erfolge zeigst - weißt Du, was dann passiert?
Sie werden WIEDER stolz auf Dich sein.

Aber nun auch noch mal ein kleiner Dämpfer:
Du - Chris - ich - alle Spieler - wir stehen immer nur einen Schritt vom nächsten Spiel entfernt.
Dagegen hilft imho nur Eines - die regelmäßige Konfrontation mit der eigenen Sucht als Thematik.

Gute 24 h
Olaf
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

 

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