Hi Sunny!
"Die Spiele dienen nur dazu, dass ich dem Stress mit meinem Freund vergesse oder wenn das ganze Leben mir zu viel wird, möchte ich nur abschalten."
Aus meinen paar Jährchen in SHG und SHF hat sich eine immer gleichbleibende Erfahrung als Überzeugung in mir eingenistet.
Dazu brauche ich lediglich Deinen Satz zu kürzen:
Die Spiele dienen nur dazu abschalten.
Oder aber: Ich habe gespielt, weil ich spielen wollte.
Schlicht - nicht wahr?
Keine Begründung weil da Stress mit dem Freund war - dem Vater, der Mutter, dem Chef.
Kein - weil die Ampel grün wurde - weil in Afrika ein Schmetterling einen Orkan in Europa auslöste.
Ich spielte, weil ich spielen wollte.
Ich wollte in eine andere Welt entfliehen - wollte mich nicht in dieser mit allen möglichen Gegebenheiten auseinandersetzen - vor allen Dingen nicht mit mir.
Wenn ich Deine Zeilen also lese, dann denke ich, Du siehst dies genauso bei Dir.
Und weisst Du was - mit Deiner Anmeldung hier und Deinem Beitrag hast Du den Gedanken, den Du bestimmt schon länger mit Dir rumträgst, endlich einmal in Worte gefasst.
Das ist prima - ich kenne es von mir - es ist aber auch "nur" ein Anfang.
"Ich möchte davon loskommen, weil es mir eigentlich keinen Spaß macht."
Gut, ich zerpflücke ein wenig Deine Worte - sehe es mir bitte nach - wieso "eigentlich"?
Macht es nicht doch "irgendwie" Spaß? Ist das nicht der Grund, wieso Dich die Gedanken ans Spielen permanent begleiten?
Spielen soll Spaß machen - es soll Erfolgs- und Niederlagengefühle in hoher Frequenz auslösen. Es soll Endorphine ausschütten.
Doch je häufiger Du spielst, desdo mehr gewöhnst Du Dich an die E. - und Du willst mehr, mehr, mehr - ein Teufelskreis.
Nun, hinzu kommt vielleicht noch, dass Dich finanzielle Probleme belasten - Du merkst, dass Du Deine Kinder vernachlässigst.
Ihhhhh - der letzte Nebensatz hört sich grausam und brutal an - nicht wahr?
Aber mal Hand aufs Herz - ist es nicht letztendlich so?
Du stielst Deinen Kindern gemeinsame Zeit wenn Du spielst - oder?
Wegen des Spielens bist Du sicher auch niedergeschlagen - kann es sein, dass Du es hier und da an den Kindern auslässt?
Was ist mit Klassenfahrten, für die kein Geld da ist? Eine Jacke, ein Buch, ein Ausflug - Urlaub?
Vielleicht sind es nur klitzekleine Dinge - aber unterm Strich?
Du hast kein Hobby. Wieso nicht? Hast Du keine Interessen?
Ein Hobby schafft Dir die Auszeiten - richtig angepackt - die Du einfach mal für Dich brauchst um zu entspannen. Ja - um dem Stress des Alltags einfach mal zu entfliehen.
Ein Hobby kann Dir Ausgeglichenheit - Zufriedenheit verschaffen.
"Warum bekommt man diesen Gedanken nicht aus dem Kopf."
Hmmm - weil wir suchtkrank sind?
Ich habe lernen dürfen, dass ich diese Gedanken ruhig ausleben darf.
Sie gehören zu mir - sind fester Bestandteil meiner zugegeben kranken Persönlichkeit.
Ich darf sie haben - ich darf sie spüren - aber - ich erlaube mir, ihnen nicht nachzugeben.
Momentan bist Du der Meinung, dass diese Gedanken Abnorm sind - sind sie ja auch
.
Aber sie gehören zu Dir - es gibt in Deinem Oberstübchen zwischen den Nervenenden keinen Spamfilter.
Was Dir bleibt, ist das Hinnehmen der Gegebenheiten - die Akzeptanz Deiner Sucht - die Kapitulation vor Deiner Sucht. Demut!
Tja, und so paradox sich das erst einmal anhört - DADURCH werden diese Gedanken weniger.
Doch ganz weg gehen sie nie mehr.
"... da ich auch zwei Kinder habe."
Sunny - Du spürst eine Verantwortung für Deine Kinder - prima - Du liebst sie über alles - super - Du möchtest alles für sie tun - sie behüten, sie beschützen - Du möchtest eine "gute" Mutter sein.
Hast Du gestern den Anfang vom "Frauentausch" gesehen?
Die Eine sagte: erst kommen die Kinder, dann mein Mann, dann ich.
Die Zweite sagte: erst komme ich, dann die Kinder, dann mein Mann.
Soll ich Dir was sagen - in meinen Augen hatte die Zweite recht.
Sich selbst an erster Stelle zu sehen ist hier absolut nicht egoistisch.
Die Gute hat dafür gesorgt, dass sie zufrieden ist - und hat diese Zufriedenheit an die Kinder weitergegeben.
Sie hat sich Auszeiten genommen, um abzuschalten, zu entspannen - und hat sich anschließend voller Tatendrang mit ihren Kindern beschäftigt.
Genauso funktioniert für mich ein Genesungsweg.
Wenn Du wirklich spielfrei werden willst, dann mache es für DICH!
Deine Kinder werden dann von Deinem Erfolg profitieren.
Hier rede ich nicht von Geld, welches bald sicherlich wieder vermehrt zur Verfügung steht - ich rede von Gefühlen.
Es ist wichtig, dass Du Deinen Gefühlen Ausdruck verleihst - ruhig noch einen Ticken mehr, als in Deinem Beitrag
Dich stört, dass Dein Freund zu viel am Browsergame hängt - fasse es in Worte - sage es ihm, was Du Dir wünschst.
Wie exzessiv spielt er? Siehst Du ihn als süchtig an?
Vernachlässigt er nicht nur Dich, sondern auch seine Arbeit?
Geht er überhaupt arbeiten?
Ich frage deshalb, weil Du Dir Unterstützung bei Deinen Finanzen organisieren solltest.
Du solltest Dir den Weg zu Deinem Suchtmittel Geld verbauen.
Kann Dein Freund Dich finanziell "kontrollieren"?
Bist Du bereit, eine Selbsthilfegruppe aufzusuchen? Eine Suchtberatungsstelle? Einen Therapeuten?