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Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
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Wie gehe ich am besten vor?

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Wie gehe ich am besten vor?
« am: 20 Oktober 2006, 20:55:55 »
Hallo, ich bin neu hier, nicht wegen mir, aber wegen meines Bruders, er ist 25 und geht regelmäßig Spielen. Meinen Eltern und mir ist das schon seit längerem bekannt, ansprechen kann man ihn nicht, da blockt er sofort ab. Ich habe ihm zwei Adressen von Selbsthilfegruppen gegeben, er meinte, das bräuche er nicht, er höre auf. Jetzt ist es soweit, daß er am 1.11. meinem Vater seinen Kontostand zeigen muß. Wenn der nicht einigermaßen bereinigt ist (was er nicht ist, weil er ja weiterhin spielt), muß er ausziehen. Davor habe ich Angst, weil das bestimmt nicht gutgeht. Was meint Ihr, wie man an an meinen Bruder rankommt? Mein Vater hat übrigens auch Probleme (gehabt) mit Automatenspielen und leugnet, daß mein Bruder süchtig ist. Kann ich meinen Bruder sperren lassen? Danke u. Gruß

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Offline Ilona

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    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Re: Wie gehe ich am besten vor?
« Antwort #1 am: 24 Oktober 2006, 14:24:51 »
Hallo Fragezeichen,

sorry, dass Du erst jetzt eine Antwort bekommst. Ich war in der letzten Woche nicht da und gestern gab es soviel Post zu bearbeiten, dass ich gar nicht dazu gekommen bin, ins Forum zu schauen.
Aus Deinen Schilderungen spricht einiges dasfür, dass Dein Bruder ein Glücksspielsuchtproblem hat, wobei aus der Ferne allerdings schwer einschätzbar ist, ob es sich schon um ein Suchtproblem handelt.  Du machst Dir jedenfalls Sorgen um Deinen Bruder und möchtest ihm helfen. Das wird nicht ganz leicht sein, denn der Anstoß zu einer Veränderung muss von ihm ausgehen. Aber Du kannst ihn dabei unterstützen. Die allerwichtigste Hilfe ist zunächst, ihm kein "Spielkapital" zu geben. Das gilt auch für die Kontobereinigung. Auch wenn es Dir noch so schwer fällt: Gib ihm kein Geld! Er muss jetzt lernen, die Verantwortung für sein Handeln selbst zu übernehmen.

Das Ultimatum Deines Vaters (ausziehen, falls das Konto überzogen ist) klingt recht hilflos. Vielleicht kannst du nochmal mit Deinen Eltern in aller Ruhe reden und ihnen erklären, dass Glücksspielsucht eine schwere Erkrankung ist, für die es inzwischen gute  Behandlungsmöglichkeiten gibt. Sag ihnen auch, dass die mangelnde Krankheitseinsicht eines der Symptome ist.

Es sollte aber nicht so weit kommen, dass Du in die Rolle der Ersatztherapeutin kommst. Das kannst du als Familienmitglied nicht leisten. Wie wäre es, wenn Du zusammen mit Deinen Eltern zu einer Suchtberatungsstelle gehst? Die sind nämlich auch für die Beratung der Angehörigen zuständig und können euch dabei begleiten, angemessen mit Deinem Bruder umzugehen.
Um den Kontakt zu ihm nicht zu verlieren, ist es wichtig, ihm zu signalisieren, dass ihr zwischen seiner Person und seinem Glücksspielen unterscheidet. Die Haltung könnte in etwa lauten.
Ja, ich mag dich. Ich helfe Dir. Ich unterstütze Dich und bin für Dich da. 
Aber, ich unterstütze Dein Spielen nicht. Ich gebe Dir kein Geld dafür. Ich lüge nicht für Dich etc.

Alles Gute und meld' Dich mal wieder. Es würde mich interessieren, ob Du einige Anregungen gebrauchen kannst.

Ilona

 

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