Kölner Grüne sauer. Zoff um Sponsoren beim Parteitag
   
Medium: Kölner Express
Datum: 22.11.2010
   
   Von CHRISTIAN WIERMER

Zum Ende hat's doch noch mal gekracht. Erst die bittere Schlappe für Grünen-Chefin Claudia Roth - sie blieb bei der Wahl unter der 80-Prozent-Hürde. Dann kassierte Roth beim Parteitag in Freiburg noch eine Niederlage in Sachen Olympia 2018.

Die Delegierten sprachen sich gegen die Bewerbung Münchens aus. Roth, die fürchtet, dass die Grünen nun wieder als Dagegen-Partei abgestempelt werden, musste Sonntagmorgen ankündigen, sich aus dem Olympia-Kuratorium, in dem sie bislang u.a. mit Franz Beckenbauer und Gerhard Schröder sitzt, zurückzuziehen.

Und dann gab´s noch den Zoff um die Parteitagsaussteller.

Auf Antrag der Kölner Grünen protestierten über hundert Delegierte dagegen, dass sich in der Messehalle Firmen und Lobbyisten präsentieren konnten, die mit den Grundsätzen der Grünen nicht vereinbar seien, etwa der Verband der Automatenindustrie.

„Hier geht es ums Prinzip. Wollen wir uns von solchen Unternehmen finanzieren lassen?!“, sagte David Jacobs aus dem Kreisvorstand Köln. Nach EXPRESS-Informationen zahlten die Aussteller 240 Euro Netto pro Quadratmeter an die Partei.

Interessant: Mit von der Partie war auch der Verband der privaten Krankenversicherung (PKV), der den Parteimitgliedern mit exotischen Säften die Tagung versüßen wollte.

Das Gastspiel des PKV fand statt, obwohl die Grünen Sonntagmorgen mit der Verabschiedung ihres Gesundheitskonzepts samt Bürgerversicherung dem PKV quasi die Existenzgrundlage entzogen. „Wir bekämpfen deren System - da passt der Aufritt hier nicht hin“, fand Jacobs. Am Ende scheiterte der Antrag zwar, aber die Parteispitze musste einräumen, dass die Richtlinien überarbeitet werden müssten.

Ganz zum Schluss wurde es noch einmal sehr skurril. Der mit starkem Ergebnis (88,5 Prozent) wiedergewählte Co-Vorsitzende Cem Özdemir (Sonntag-EXPRESS berichtete) holte alle Spitzenkandidaten für die Landtagswahlen im nächstem Jahr auf die Bühne.

Nur Jürgen Suhr aus Mecklenburg-Vorpommern fehlte. Özdemir: „Er hat sich gestern beim Feiern verletzt.“ Raunen im Saal.

„Kein Witz: Er hat richtige Schmerzen“, so Özdemir. Was war da denn los? EXPRESS fragte bei Jürgen Suhr nach: „Ich habe erhebliche Probleme mit der Bandscheibe und brauche dringend einen Arzt, aber das hatte nichts mit dem Feiern zu tun. Ich bin jetzt auf dem Heimweg.“

22.11. 2010
http://www.express.de/news/politik-wirtschaft/zoff-um-sponsoren-beim-parteitag/-/2184/4856634/-/index.html

Na super, gegen alles sein, aber sich von denen gegen die man ist finanzieren lassen.
Das nenn ich schlicht und einfach Heuchelei, oder anders augedrückt, da enttarnt sich gerade jemand!

Hallo Borowski,

das ist zum Aufregen. Finde ich auch. Es ist aber nur die Spitze des Eisbergs und noch ein bisschen verzwickter. Die Automatenverbände sind nämlich nicht nur bei den GRÜNEN auf dem Parteitag, sie sind auch bei der SPD, der FDP, der CDU und auch bei der CSU. Da protestiert nur keiner! Ich habe Fotos von gaaaanz vielen promineten Politikern am Kicker. Die Automatenjungs gehen nämlich nicht mit den Daddelautomaten auf die Parteitage. Man will den Politikern wohl nicht undbedingt unter die Nase reiben worum es wirklich geht. Die gehen da mit Kickern hin und stellen sich als harmlose und vor allem seriöse Unterhaltungsbranche dar. Als Gegenleistung für die Standmiete müssen dann immer ein oder zwei Politiker an den Kicker. Die Fotos kommen dann ins Internet und in die Verbandszeitung. Bei den GRÜNEN rumort es wegen dieser Angelegenheit seit längerem und nun ist dieser Protest auch öffentlich geworden. Ist doch gut. oder?

LG Ilona

Ach ja, hier ist das Foto mit Cem Özdemir
http://www.awi-info.de/index.php/site/news/323

und hier ist der Gesundheitsexperte Lauterbach von der SPD
http://www.awi-info.de/index.php/site/news/262

und hier unser Verteidigungsminister zu Guttenberg
http://www.awi-info.de/index.php/site/news/228

Hallo Ilona!
Von den "etablierten" Parteien hätte ich auch nichts anderes erwartet. Wie die sind sollte doch eigentlich jedem "Wähler" hinreichend bekannt sein.
Wenn sich aber jemand so sehr als Alternative zu denen darstellt wie die Grünen das gegenwärtig tun, dann meine ich, dass ich mit recht erwarten kann, dass die auch anders handeln, ....oder??

Hallo Boro,

da ist sicher was dran, aber inzwischen gehören die greens schon zu den etablierten Parteien. Aber immerhin sind sie die einzige Partei, deren Mitglieder sich das nicht widerspruchslos gefallen lassen. Ich weiß aus gewöhnlich gut informierter Quelle, dass der Protest schon länger gärt. Der Vorstand hat sich nur nicht drum gekümmert. Vielleicht passiert ja jetzt was. Mal sehn...

viele Grüße, Ilona