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Seine Spielsucht zerstört unsere Beziehung

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Seine Spielsucht zerstört unsere Beziehung
« am: 27 März 2006, 14:52:48 »
Ich hoffe, hier kann mir jemand helfen. Ich habe einen Freund, er ist 27 Jahre. Ich bin jetzt seit zwei Jahren mit ihm zusammen und habe nach ca. 3 Monaten gemerkt, dass er ständig ins Wettbüro geht.  Wie ich damals von Freunden erfahren habe, macht er das schon immer. Ich habe mir nicht Schlimmes dabei gedacht. er hat anfangs nur mit kleinen Beträgen gespielt und hat auch oft gewonnen. Dann wurde er sogar in einem Wettbüro eingestellt, weil er soviel "Ahnung" hat. Und dann ging alles bergab. Er hat Tag und Nacht dort drin gesessen, er hat sogar dort geschlafen und nur gewettet. Er hat jeden Tag mind. 1000 Euro gesetzt. Er hat auch viel gewonnen, aber er ist unausstehlich geworden. er redet von nichts anderen als vom Wetten, wie spannend dieses oder jenes Spiel war. Er hat für nichts anderes mehr Interesse. Er ist aggressiv und sehr gewaltbereit geworden. wenn irgenwelche Spiele nicht gut laufen, schlägt er gegen Wände oder auf den Tisch. Er schreit mitten in der Nacht vorm Fernsehr los, weil der Videotext nicht das anzeigt, was er gerne hätte. wenn er mehrere Tage nacheinander verliert, ist er überhaupt nicht mehr ansprechbar. Er wird dann mir gegenüber bösartig und gemein und schmeißt mich einfach aus der Wohnung.  Wenn ich ihm versuche Mut zu machen, dreht er auch durch. Es ist nicht auszuhalten. Ihm ist alles egal. er lebt nur für diese scheiß Wetten.

Wenn er dann doch mal gewinnt, ist er immer sehr großzügig. dann läd er mich in den Urlaub ein, oder gibt mir einfach mal 50 Euro. Aber das macht mich auch nicht glücklich. Ich habe schon oft versucht, mit ihm darüber zu reden, dass das krank ist, was er macht, Aber er meint, er hätte soviel Ahnung von den ganzen Sportmannschaften auf der ganzen Welt, dass es bei ihm nie zum finanziellen Ruin kommen könnte. Er meint, er verdient somit sein Geld.  Er surft den ganzen tag im Netz und informiert sich so über alle möglichen Mannschaften, Tabellen usw. Vor  23 Uhr kommt er nie heim und dann schläft er vorm Videotext ein. Früh steht er wieder auf und ab 12 Uhr sitzt er dann wieder im Internetcafe. Im Wettbüro arbeitet er jetzt nicht mehr, weil es da wohl Probleme gab,  die er aber nie ehrlich zugeben würde. Er würde sich auch nie eingestehen, dass er süchtig ist. So lebe ich jetzt seit 1 Jahr mit ihm und es wird immer schlimmer. Seinen plötzlichen Wutanfälle werden immer häufiger. Er sucht ständig Streit und dann ist er wieder weg und ich höre und sehe von ihm tagelang nichts mehr.

Gestern war ich heimlich in seiner Wohung, als er nicht da war und habe in seinem Geheimversteck, wo er sein Spielgeld aufbewahrt, nachgeschaut. Vor einer Woche hatte er noch 4000 Euro. jetzt hat er nichts mehr. Es ist alles weg. er macht sein telefon aus, schließt sich in seiner Wohnung ein. meine Sachen stehen gepackt vor der Tür. ich weiß nicht mehr, was ich tun soll. meine Nerven liegen blank. Ich liebe ihn und eigentlich ist er ein lieber Kerl, aber dieses Gewette hat ihn total verändert. Neuerdings geht er auch ins Casino. Wenn es dort nicht so läuft, schlägt er dann immer auf die Automaten ein. Das letzte Mal haben die Angestellten ihn fast rausgeschmissen. Ich mache mir solche Sorgen um ihn.  Was kann ich nur tun, dass er endlich wieder normal wird? Dass er das nicht immer an mir auslässt? Reden hilft da nicht.  Ich bin total verzweifelt und habe Riesenangst, dass ich ihn noch ganz verliere. In meinem Inneren weiß ich, das ich gegen das wettbüro keine Chance habe. Wenn ich ihn vor die Wahl stelle, entscheidet er sich für das Wetten.  Aber das ist doch kein Leben mehr. Was soll ich tun?

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Offline Chris

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Re: Seine Spielsucht zerstört unsere Beziehung
« Antwort #1 am: 27 März 2006, 18:56:33 »
Hallo Nicole,

so wie Du das schreibst, scheint es ja der totale Horror zu sein.
Ich verstehe beim besten Willen nicht, wieso Du Dir das antust, wieso Du das mitmachst.

Er hat Dir Deine gepackten Sachen vor die Tür gestellt ?....nimm die Sachen, geh nach Hause und führ Dein eigenes Leben. 
Reib Dich nicht daran auf, ihn interessiert es nicht. Und so wie Du schreibst, scheint er beim und/oder ums zocken nen totalen Kontrollverlust zu haben, inkl. Gewaltausbrüchen. Es würde mich nicht wundern, wenn er irgendwann auch Dir mal eine knallt. (oder hat es schon ?)

Sie zu das Du Dich in Sicherheit bringst, psychisch und pysisch !

Gruß

Chris

Das ist natürlich nur meine Meinung....
Ist wie immer, nur meine ganz private Meinung....

Re: Seine Spielsucht zerstört unsere Beziehung
« Antwort #2 am: 27 März 2006, 20:06:06 »
Hallo Chris,

das, was Du sagst, sagt mir jeder. Aber wie soll es mit ihm weitergehen, wenn sich keiner mehr um ihn kümmert? Er hat weder Kontakt mit seiner Familie, noch mit Freunden.  Wie kann man sich sieben Tage in der Woche nur ins Wettbüro setzen?

Du hast Recht, er knallt auch mir ab und zu mal eine. Aber das ist erst so. seitdem er so extrem wettet. Gehört das zum Krankheitsbild der Wettsucht? Ist es normal, dass die Süchtigen den Menschen, die ihnen am nähsten sind, am meisten verletzen? Verliert man dann jedes Mitgefühl gegenüber anderen? Wird er es je bereuen? Gibt es überhaupt Aussichten, dass er mit dem Wetten und dem Casino aufhören kann?

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Offline Mavrole

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Re: Seine Spielsucht zerstört unsere Beziehung
« Antwort #3 am: 27 März 2006, 20:38:43 »
Hallo Nicole!

Also erstmal: NIEMAND hat das RECHT Dich zu schlagen   und wenn er noch so krank ist und wenn das zigmal zum Krankheitsbild gehört.
Das, was Du da gerade durchmachst, hört sich sehr schlimm an. Und ich dachte immer , mir wäre es damals schon schlecht gegangen. Wenn ich das so lese, was Du so schreibst, tut mir regelrecht das Herz weh!

So etwas, was Du beschreibst, wünsche ich nicht einmal meinem ärgsten Feind. Alle Achtung, daß Du es noch mit Bravour aushälst.

Raten will ich Dir nichts. Nur zum Nachdenken anregen....


Wie willst Du jemandem helfen, der nicht mehr in dieser Welt lebt? Ihr sprecht doch gar nicht mehr eine Sprache, oder ? Was nutzt es Dir, wenn Du mit ihm zusammen bist und ihn doch nie siehst? Was nützt es, wenn er da ist und doch nicht da ist  oder gleich wieder weg.
Was für Vorstellungen hast Du von einer Beziehung?  Lug, Betrug, Hass, Gewalt, ....

Stephie
Wenn das Leben Dir ein Citrone schenkt, dann mach Limonade draus!!!!

Re: Seine Spielsucht zerstört unsere Beziehung
« Antwort #4 am: 27 März 2006, 23:43:29 »
Hallo Nicole!

 Das, was du geschrieben hast, erinnert mich an einige Züge meiner letzten Beziehung, auch wenn das nicht annähernd so schlimm war. Ich wusste eigentlich die ganze Zeit über, was ich tun sollte- auch mir haben es alle gesagt. Das war halt nur überhaupt nicht das, was ich tun wollte! Ich dachte, dass genau er der Mann meines Lebens ist- ja, es gab da diese paar Kleinigkeiten, aber das konnte sich doch schließlich alles ändern. Wenn man jemanden so sehr liebt, geht man doch nicht, sobald es mal ein bisschen schwieriger wird! Er hätte das Ganze schon längst aufgegeben, aber dann habe ich eben alles alleine getragen. Ich habe so viel Kraft in diese Beziehung gesteckt, dass mir erst in der Klinik langsam aufgefallen ist, dass ich schon längst keine Kraft mehr habe.
 Wir sind seit über einem halben Jahr getrennt, aber manchmal reißt es mich auch jetzt noch. Dann habe ich wieder das Gefühl, dass genau er es gewesen wäre. Aber das stimmt nicht. Denn diese negativen Seiten gehören genauso zu ihm wie all das, was ich an ihm geliebt habe. Auch das ist er. Und wird es bleiben. Ein Mensch kann sich immer verändern, sogar sehr. Aber es kostet unendlich viel Energie und Willenskraft. Wie groß ist also die Chance, dass sich jemand ändert, der es noch nicht einmal will?!
 Wenn du diese Beziehung weiterführst, wirst du nicht wenig dafür bezahlen. Was auch immer in seinem Leben passieren mag, wenn er dich schlägt, verdient nicht er dein Mitgefühl, sondern nur du selbst. Du bist ein wichtiger, wertvoller Mensch, und verdienst es, dass man dich mit Respekt behandelt. Der einzige, dem du hier etwas schuldest, bist du selbst. Und du musst dir helfen! Lass dich selbst nicht so im Stich!
 Ich würde dir dringend raten, dich an eine psychologische Ambulanz oder eine ähnliche Beratungsstelle bei euch in der Nähe zu wenden. Es ist gut, wenn man jemanden hat, mit dem man reden kann.
 Egal, wie schrecklich eine Beziehung ist, eine Trennung ist trotzdem selten ein gutes Gefühl. Schließlich war da ja auch so viel Schönes, und dieses und jenes ist doch ein gutes Zeichen- vielleicht wird ja doch alles gut!
 Das Gefühl ändert sich als letztes. Zuerst merkt es der Verstand, und wenn man dann entsprechend handelt, wird es sich irgendwann auch richtig anfühlen. Wie gesagt, bei mir klappt das nach Monaten noch nicht immer. Aber es wird einfacher, es zu sehen- und dem ganzen Gefühlsmist zu sagen, dass er die Klappe halten soll!
 Sei wütend! Lass dir nicht einfach so deine Fröhlichkeit und dein Selbstvertrauen nehmen! Kämpfe mal für dich! Du bist diejenige bei euch, die es verdient, dass sich jemand für sie einsetzt! Und wenn er zeitweise der nettste Typ auf Erden ist, zählen tut, was unter dem Strich rauskommt. Kein Mensch ist es wert, dass man sich für ihn kaputtmacht. Es rächt sich bitter, wenn man sich selbst nicht aus solchen Situationen befreit. Du hast was Besseres verdient, und es wird auf jeden Fall was Besseres nachkommen!

Ich wünsche dir das Allerbeste. Vergiss nicht, dass du der wichtigste Mensch in deinem Leben bist.

Christina

Re: Seine Spielsucht zerstört unsere Beziehung
« Antwort #5 am: 28 März 2006, 10:40:29 »
Erstmal vielen Dank an alle, die mir hier geschrieben haben. Danke Christina, es ist unheimlich aufbauend, zu lesen, dass es noch mehr Menschen gibt, die sowas durchmachen. Wenn ich Deine Zeilen lese, breche ich gleich wieder in Tränen aus. Gestern Abend hat er sich von mir getrennt, aber auf eine Art und Weise, das kann man gar keinen erzählen. Er saß dabei natürlich vorm Computer und hat mir noch nicht mal in die Augen geschaut. Er hat mich so gedemütigt, dass ich ihn eine Ohrfeige gegeben habe. Das musste einfach sein. Danach ist er total ausgerastet. Ich kann das alles nicht verstehen. Ich war immer für ihn da, habe alles mit ihm gemeinsam durchgemacht und er sieht es gar nicht. Es tut so unheimlich weh. So sehr, dass ich denke, ich werde es nie verkraften. Ich lebe in der Vergangenheit, denke nur an die schönen Zeiten. er war wirklich ein ganz besonderer Mann mit viel Leidenschaft. Wir wollten immer zusammen sein. Und jetzt? Es ist nichts davon übrig geblieben. Jeder Mensch braucht doch Liebe, Wärme und Geborgenheit? Wie kann man ohne das leben? Der Computer kann ihn nicht in den Arm nehmen! Ich kann es nicht verstehen, wenn es eine andere Frau geben würde. Aber nein! Er gibt mich auf für ein Wettbüro.

Vielleicht ist es das Beste, zu einer Beratungsstelle zu gehen. Aber ich schäme mich so. Die Leute denken, ich bin bekloppt, weil ich das überhaupt solange mitgemacht habe. Und dann würde ich dort nur weinen und das alles vor einer fremden Person?! Ich glaube, ich kann das nicht. Ich stecke fest in einem großen, schwarzen Loch. Es ist doch so einfach zu verstehen, dass es so das Beste ist. Wieso kann ich das nicht? Manchmal denke ich, ich bin krank und verrückt.

Ich habe einen kleinen Sohn, er wird dieses Jahr 5. Mein Freund hat ihn mit groß gezogen und war immer herzensgut zu ihm. Er hat viel mit uns unternommen und mein Sohn liebt ihn abgöttisch. ich weiß gar nicht, wie ich es dem Kleinen erklären soll. Er hat zwar auch schon mitbekommen, dass mein Freund in dem letzten Jahr immer weniger Zeit hatte wegen dem Wettbüro, aber einen Tag in der Woche hat er sich immer die Zeit genommen um was mit ihm zu unternehmen. Ich habe echt alles versucht, um irgendwas zu retten, alles. Es hat nichts genutzt. Er sieht es nicht. Er dankt es nicht. Er hat einfach nicht die Zeit mit mir zu reden. Wie will er es denn auch erklären?!

Siehst Du Deinen Exfreund noch Christina? davor habe ich nämlich am meisten Angst: Ihn wiederzusehen!

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Offline Mavrole

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  • Am Ende des Tunnels gibt es immer ein Licht!
Re: Seine Spielsucht zerstört unsere Beziehung
« Antwort #6 am: 28 März 2006, 12:41:03 »
Hallo Nicole!

Man liest richtig raus, wie schlecht es Dir gehen muß! Aber geh bitte zu einer Beratungsstelle. Deinem Sohn zuliebe. Ich denke mal, er schon viel zu viel mitbekommen. Vor den Leuten dort brauchst Du Dich nicht zu schämen. Die kennen solche Situationen, weil Sie jeden Tag davon hören. Sei stark für Dich und Deinen Sohn. Um Abstand zu gewinnen, gibt es auch die Möglichkeit von Mutter und Kind Kuren?!
Da hast Du dann eher die Chance abzuschalten und andere Dinge zu tun. Vielleicht ein neues Hobby zu finden, dort gibt es auch immer viele Angebote. Es wird eine schwere Zeit. Vor allen Dingen, weil Du Dich noch an den guten Zeiten mit ihm festhälst. Aber die sind unwiderruflich vorbei, so wie es sich darstellt. Lass Dich nicht fallen und verkriech Dich nicht. Hast Du gute Freunde, bei denen Du Dich aussprechen kannst? Nutze jede Möglichkeiten, Deine Seele, die schwer beladen ist, ein wenig zu erleichtern. Es hilft wirklich. Ich weiss wovon ich rede. Und mach nicht den Fehler, diese Situation zu verschweigen. Es ist eine Krankheit! Wenn Du verschweigst, machst Du Dich zur Co-Abhängigen. Rede darüber, wenn Du das Bedürfniss hast! Es gibt nichts, wofür Du Dich schämen müßtest!!

Mavrole
Wenn das Leben Dir ein Citrone schenkt, dann mach Limonade draus!!!!

Re: Seine Spielsucht zerstört unsere Beziehung
« Antwort #7 am: 28 März 2006, 17:05:49 »
Hey Nicole!

 Es tut mir furchtbar leid, dass es dir so schlecht geht! Das Einzige, das ich als Trost weiß, ist: Gib nicht auf, geh nicht zurück, es wird besser!!!

Trennungen sind fast immer eine Katastrophe, gerade dann, wenn die Beziehung die eigentliche Katastrophe war und einer von beiden so abhängig vom anderen geworden ist. Und die Zeit, die du vor dir hast, ist nicht schön. Deswegen ist es aber trotzdem die einzig richtige Lösung. Erwarte nicht zu viel, es fühlt sich sicher noch lange ganz furchtbar an, und du wirst immer wieder in Gefahr geraten, zu ihm zurückzugehen. Vielleicht steht er ja auch plötzlich heulend bei dir vor der Tür und gelobt Besserung?! -Ich glaube nicht, dass du da ohne Hilfe wieder rauskommst. Mit Hilfe ist es jedenfalls viel einfacher, und warum sollte man es noch schwerer machen, als es eh schon ist?!
 Was deine Bedenken betrifft, teile ich die Meinung von Mavrole. Du kannst mir glauben, ich habe mittlerweile relativ viel Übung darin, vor fremden Leuten zu heulen, und habe es kein einziges Mal erlebt, dass mich jemand komisch angeschaut hat. Außerdem, wie Mavrole sagt, das sind Profis, vor denen sitzen jeden Tag heulende Menschen. Weinen zu können ist übrigens schon garnicht schlecht- ich habe dafür länger gebraucht. Und es erleichtert.
 Mit dem bekloppt sein ist das so ´ne Sache. In der Klinik war ich zuerst der Meinung, dass ich im Vergleich zu allen anderen überhaupt kein Problem habe und nicht mal das Recht, einen Therapieplatz zu belegen. Nach ein paar Wochen war ich relativ deprimiert, weil ich jetzt das Gefühl hatte, der einzige zu sein, der wirklich eins an der Waffel hat. Inzwischen denke ich, dass es mir ziemlich egal ist, ob ich bescheuerter oder normaler als die anderen bin, so bin ich dann eben, und egal, wie ich auf der Beklopptheitsskala abschneide, ich habe trotzdem ein Recht darauf, dass mir geholfen wird und es mir gut geht.
 Außerdem ist deine bzw. unsere Geschichte so alt wie die Menschheit, und sehr schlaue Leute haben sich schon in Beziehungen aufgerieben, in denen nichts zu holen war. Das hat etwas mit Bedürftigkeit zu tun, nicht mit Intelligenz. Der andere gibt einem ein winziges Stück der Nähe und Zuwendung, die man sich ersehnt. Man bekommt aber nie genug, und nie wirkliche Sicherheit, er bleibt immer unerreichbar. Menschen wie du und ich sagen dann nicht "du kannst mich mal" und gehen, sondern fangen an, sich immer kleiner zu machen und sich immer noch mehr Mühe zu geben. Wieso sieht er denn nicht, dass ich ihn so unendlich liebe und er mich verletzt? Hm, offensichtlich habe ich noch nicht genug getan. Was könnte ich also machen? Es muss ja daran liegen, dass ich nicht genug bin, denn sonst würde er mich doch wollen. Wie soll ich sein? Nur ein kleiner Hinweis, ich kriege das schon hin. Wer will schließlich er selbst sein, wenn das nicht das ist, was IHM gefällt?!
 Was mit mir war, war mir ziemlich egal. "Kümmere dich um dich selbst", das habe ich oft gehört. Ich wollte mich aber nicht mit mir beschäftigen müssen, er war es, der mich interessiert hat. Ich habe fast bedenkenlos immer mehr von mir aufgegeben. Schließlich war das die große Liebe, genau ihn wollte ich, und irgendwann mussten sich all die Mühen doch lohnen!
 Ja, scheiße und. (T´schuldigung.) Meine mühsam gewonnenen weisen Erkenntnisse lauten wie folgt:

1. Das ist keine Liebe. Das ist Abhängigkeit. Kann auf den ersten Blick verwechselt werden, hat aber nichts miteinander zu tun. Die Stärke dieses Gefühls bedeutet nicht, dass man den anderen doch liebt, sondern nur, dass man sich sehr abhängig gemacht hat.
2. "Genau ihn will ich"- Schmarrn! Die schönen Seiten von ihm will man, die anderen, die seine Person genauso ausmachen, werden kleingeredet oder als Phase abgetan. Er ist aber nicht nur die schönen Seiten. Klar, genauso wenig nur die schlechten, aber es zählt die Summe. Willst du ´nen Kerl, der lieb zu deinem Sohn ist, dir aber halt ab und zu mal eine reinhaut?
3. Du bist auch ohne ihn jemand. Ich hatte das Gefühl, dass ich alles verlieren kann, nur ihn nicht. Dass nichts von mir übrig bleibt, wenn er geht. -Stimmt nicht. Es ist nur ein mühsamer Weg, bis es sich ab und zu mal wieder gut anfühlt, "nur" man selbst zu sein. Das muss man durchhalten, mit Heulen und allem, was dazu gehört. Es geht vorbei, und danach wird es besser.
4. "Ihm geht es doch schlecht ohne mich." -Ja, aber hoffentlich! Dir ging es ja auch schlecht genug mit ihm! Außerdem neigt man dazu, die eigene Bedeutung zu überschätzen- das, was ihm wirklich wichtig ist, hat er ja noch. Und falls ihm doch ein gewisser Mangel auffallen sollte- Mädels wie uns gibt´s genug.
5. Es gibt keine Hoffnung, dass er sich ändert. (!!!!) Keine! Er will es ja nichtmal. Du kannst ihn nehmen, wie er ist, oder gehen.
6. Selbst wenn du beschließen würdest, ihn halten zu wollen- und der Preis ist dein Lebensglück und die Kindheit deines Sohnes- schaffst du das nicht dadurch, dass du ihm weiter hinterherkriechst. Menschen wollen Dinge, die sie nicht haben können; wen man zu sehr haben kann, ohne dafür irgendetwas tun zu müssen, will man nicht mehr. Also, gehen musst du sowieso- und wer weiß, ob die schönen Erinnerungen nach einer Weile noch so schön sind, dass sie den Rest aufwiegen!

Hm, wenn ich ein bisschen nachdenke, fällt mir dazu sicher noch mehr ein, aber wahrscheinlich war das genug. :)
Was deinen Sohn betrifft, denke ich, dass man nie weiß, wie lange das gut gegangen wäre. Kinder nerven auch mal (pardon, ich bin sicher, deiner ist der pure Sonnenschein! :)), und wenn er auch sonst bei jedem Mist ausflippt, wieso dann nicht auch mal da? Besser kein männliches "Vorbild" als so eins!

Nicole, ich wünsche dir erstmal viel Kraft. Oder eben Beharrlichkeit, das ist in dem Fall genauso gut. Du musst nur lange genug ertragen, dass er weg ist, dann merkst du irgendwann, dass du ihn garnicht wirklich brauchst.
Das mit dem Wiedersehen würde ich unbedingt vermeiden! Denn mit ein bisschen "Glück" erwischst du gerade eine "gute" Phase bei ihm, und er schwört Stein und Bein, sich zu ändern. Das hält aber nur so lange, bis er sich deiner wieder sicher ist, und das war´s dann. Ich habe meinen Freund ab und zu nochmal gesehen, aber danach war es jedesmal schwer, ihn wieder gehen zu lassen und sich klar zu machen, dass es auch jetzt einfach nicht funktionieren würde. Und dann hänge ich ihm wieder ein paar Tage hinterher und habe das Gefühl, dass es so nahe an der absolut perfekten Beziehung war. -So viel zum Thema weise Erkenntnisse. Bis man die Gefühle auf Linie gebracht hat, dauert am längsten. Aber das Alleinsein bringt einen erstaunlicherweise nicht um, und irgendwann wirst du das, was du zurückgewonnen hast, auch nicht mehr für jedes windige Versprechen von jedem Deppen aufgeben wollen.

Ich hoffe, du findest Hilfe! Wenn du eine Anleitung zum Heulen vor fremden Menschen oder sonst etwas brauchst, würde ich mich freuen, von dir zu hören! ;)

Christina

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Offline Chris

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Re: Seine Spielsucht zerstört unsere Beziehung
« Antwort #8 am: 28 März 2006, 19:43:58 »
Hi Nicole,

erstmal: Glückwunsch !  Der erste Schritt (wenn auch von ihm) ist vollbracht.
Da Du Deine eigene Wohnung hast, merken: Er ist fortan unerwünscht !
Und wie Mavrole schon schrieb, such Dir eine Beratungsstelle, es hilft immer, wenn man sich mal bei einem Menschen aus Fleisch und Blut ausquatschen kann, zu mal dieser dann auch fachlich qualifiziert ist (sollte mnan von ausgehen).
Wir hier sind zwar auch nicht schlecht, aber Du merkst sicher schon, jeder von uns bringt seine persönliche Meinung oder Einstellung mit rein.

Zu Deiner Frage: Nein !....es ist kein typischer Wesenszug von Zockern das sie Gewalttätig sind. Das ist einfach eine Charakterschwäche...die übrigens auch Frauen haben können !

Und zu den genannten Vorbildfunktionen:
Dein Sohn sieht nicht nur das männliche Vorbild, das zeigt: Es ist okay, wenn man Frauen schlägt !
Sondern auch das weibliche Vorbild, das zeigt: Es ist okay, wenn man Frauen schlägt !
Also, auch Du bist Vorbild für Deinen Sohn, und zeige ihm, das Du Dir das nicht von dem Ar*** gefallen läßt !

Gruß

Chris


 
Ist wie immer, nur meine ganz private Meinung....

Re: Seine Spielsucht zerstört unsere Beziehung
« Antwort #9 am: 31 März 2006, 10:41:03 »
ihr glaubt nicht, was jetzt wieder passiert ist. Ich habe mich dank Eurer Ratschläge und meiner Familie halbwegs mit der Situation zurechtgefunden. aber dann ruft mich vorgestern ein guter Freund von uns beiden an und erzählt mir, dass mein lieber jetzt Ex-Freund nichts besseres im Sinn hatte, als gleich einen Tag, nachdem er mich verlassen hatte, zu einer Nutte zu gehen. Sag mal , bin ich bekloppt? Da habe ich echt gedacht schlimmer kann es gar nicht mehr kommen und dann macht er sowas? Wie kann  man nur so sein? ich komme mir so schäbig vor.

sag mal Christina, wie alt bist Du eigentlich und wo kommst Du her? Ich finde es sehr lieb, dass Du mir Deine Hilfe anbietest. Aber wir reden hier immer nur von mir. was ist Dir passiert? Du redest von der Klinik...

Re: Seine Spielsucht zerstört unsere Beziehung
« Antwort #10 am: 31 März 2006, 16:00:09 »
Hey Nicole!

Ich habe dir eine private Mail geschrieben...


Viele liebe Grüße, Christina

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Offline Ilona

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    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Re: Seine Spielsucht zerstört unsere Beziehung
« Antwort #11 am: 31 März 2006, 16:15:49 »
An dieser Stelle möchte ich noch mal an unseren chat erinnern. Das ist doch auch gute eine Möglichkeit, sich intensiver auszutauschen.

www.gluecksspielsucht.de/chat

Liebe Grüße, schönes Wochenende

Ilona

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Offline Mia

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Re: Seine Spielsucht zerstört unsere Beziehung
« Antwort #12 am: 14 April 2006, 10:27:55 »
Hallo Nicole!!!

War seit längerem nicht mehr auf dieser Seite, da ich momentan zu nichts Anderem komme, außer Arbeiten und Umzug planen. Als ich Deine Beiträge gelesen habe, war ich erschrocken!!! Ich habe mich hilfesuchend an die Mitglieder dieser Seite gewendet, als es mir ganz schlecht ging. Die ehrlichen Antworten haben mir sehr geholfen und mir auch in einigen Dingen die Augen geöffnet. Bei mir ist es Gott sei Dank nicht so schlimm wie in Deinem Fall. Aber die Ansätze waren oder besser gesagt sind da. Ich bin auch wahnsinnig in meinen Freund verliebt und will ihm auch nur helfen. Er hatte Gott sei Dank seit Dezember keinen Rückfall mehr, aber da kann ja jederzeit wieder passieren. Er zockt auch nicht in diesen hohen Beträgen (liegt aber vieleicht daran, dass er nicht soviel Geld hat um es zu verladen). Wenn es mal wieder soweit war, dass er 400 € verladen hatte, dann tat ihm das leid und er wollte nur noch etwas für
mich und unsere Beziehung machen, er hört damit auf usw., er hat nie unsere Beziehung beenden wollen und schon gar nicht so!
Er wollte auch immer das ich nicht darüber rede, aber ich wollte mich nicht in die Co-Abhängigkeit treiben lassen. Da hängt ja auch mein Leben mit dran. Also habe hier mit den Mitgliedern geschrieben und auch mit meinen Freunden gesprochen. Mir tut es auf jeden Fall gut.
Sollte es irgendwann soweit kommen wie bei Dir, dann steht für mich auf jeden Fall fest, dass es besser ist ohne ihn zu sein. Das ist einfach gesagt, ich weiß, aber das ist es nicht Wert - sich so demütigen zu lassen! Am Ende gehst Du mit vor die Hunde!

Ich glaube wir sollten uns klar machen, dass wir nur einmal Leben!

Ich wünsche Dir das Du die Kraft hast Dein eigenes Leben wieder in den Griff zu kriegen, ohne ihn!!!

Liebe Grüße Ines

 

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